Dezember 2013
Die Straßen von London sind gut gefüllt, viele Menschen hasten in die verschiedensten Läden, um ihren Liebsten tolle Geschenke zu besorgen. Wenn man in die Gesichter der Menschen sieht, kann man genau sehen, wer es eilig hat und wer es ganz locker in Angriff nimmt.
Aber weit von Läden entfernt, an der Tower Bridge, steht ein Mädchen, welches mit einem leichten Lächeln auf das leicht gefrorene Wasser hinab schaut.
Ihr braunes Haar weht sachte im Wind umher, ist allerdings zum Großteil von einer Mütze versteckt, und ihre Hände sind in schwarzen Handschuhe versteckt. Sie trägt einen Schal, in welchen sie sich etwas eingekuschelt hat, und ihre Augen strahlen in einem satten blau, was viele Jungs verzaubern lässt.
Zur gleichen Zeit läuft ein junger Mann auf die Tower Bridge zu, schaut sich immer wieder um, so als würde er verfolgt werden.
Gestresst fährt er sich durch sein braunes, verwuscheltes Haar und stapft weiterhin frustriert durch den Schnee.
Er hasst Winter, Schnee und Weihnachten, auch wenn er um diese Zeit Geburtstag hat. Egal wo er hinläuft, überall sind diese fröhlichen Gesichter, die jedem - egal wen - fröhliche Weihnachten wünschen.
Doch warum ist er so frustriert? Warum kann er einfach nicht fröhlich sein? Warum?
Das Mädchen streckt lächelnd ihre Arme in die Höhe und legt den Kopf in den Nacken, während der Schnee leise hinunter rieselt.
Sie lässt ein leises Lachen hören und schließt die Augen.
Der junge Mann sieht das Mädchen von weitem und beobachtet ihre Bewegung. Ganz schwach dringt ihr Lachen an sein Ohr.
Er fragt sich, wieso sie so unbeschwert und glücklich aussieht. Wie kann sie lachen, während der Schnee fällt und alles bedeckt?
Er bleibt einen halben Meter vor ihr stehen und lehnt sich gegen das Geländer. Zuerst schaut er runter in die Themse, dann blickt er zu ihr.
Der junge Mann scannt jede Partie aus ihrem Gesicht ab, merkt sich jeden Fleck, sogar die Schneeflocken, welche sich in ihren Wimpern verfangen haben.
»Du starrst«, sagt das Mädchen und öffnet ihre Augen. Blaue Augen schauen ihn interessiert an. Hat sie ihre Augen kurz geöffnet und ihn gesehen oder wie kann sie wissen, dass er sie angestarrt hat?
»Tut mir leid«, entschuldigt sich der junge Mann und das junge Mädchen winkt ab.
»Das macht doch nichts, Louis«, sagt sie grinsend und er atmet tief durch. »Tut mir leid.«
Louis sagt daraufhin nichts, sondern schaut wieder auf die Themse hinab.
»Ich...«, sie sucht nach den richtigen Wörtern. »Es scheint mir so, dass du dachtest, ich würde dich nicht kennen. Richtig?«
»Um ehrlich zu sein, ja«, gesteht er. »Da du ja weißt, wer ich bin, dann ist es ja nur noch fair, wenn du mir deinen Namen verrätst.«
»Erin«, sagt sie und lacht leise. »Es ist schwer nicht zu wissen, wer du bist. Denn dein Gesicht ist oft auf Werbetafeln und Zeitschriften gedruckt.«
»Ja... ein Nachteil«, sagt er und fährt sich durch die schneebedeckten Haare. »Warum stehst du hier alleine an der Brücke?«
»Ich könnte dich dasselbe fragen«, sagt Erin schmunzelnd. »Du stehst hier ebenso alleine auf der Brücke. Obwohl... weder du noch ich stehen hier jetzt alleine, denn wir haben jetzt jeweils den Anderen hier.«
Sein Blick heftet sich wieder an Erin fest, als er ihren Blick auf sich spürt. »Ich mag deine Augen, sie sind schön«, sagt Erin lächelnd und Louis erkennt, dass ihre Wangen leicht rötlich werden.
»Deine Augen auch«, gibt er zurück. Sie errötet etwas mehr.
Sie lässt wieder ihr schönes Lachen hören.
»Du scheinst mir nicht die Person zu sein, die rausgeht, um das Wetter zu genießen«, sagt Erin dann. »Du magst die Weihnachtszeit nicht wirklich, stimmt's?«
Sie sieht sein leichtes Nicken.
»Weißt du Louis, Weihnachten ist das Fest der Liebe. Jeder feiert es, naja, so gut wie jeder«, sagt Erin und zuckt leicht mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was dein Grund ist, Weihnachten zu hassen... aber du solltest das Positive daran sehen. An Weihnachten kommen nämlich alle Familien zusammen und erzählen sich von ihren Erlebnissen. Ich weiß, als Star ist es nicht leicht, aber ihr solltet zumindest an Weihnachten frei kriegen und wenn nicht, dann ist euer Management echt für den Arsch. Entschuldigung für den Ausdruck, aber es ist nun mal so. Hast du an Weihnachten frei?«
Er nickt.
»Dann fahre zu deiner Familie, kaufe Geschenke, mach sie glücklich - sei glücklich«, sagt sie lächelnd und stupst ihn kurz an. »Mach was zu Weihnachten. Zeig deiner Familie, dass du sie vermisst. Nutze die Zeit mit ihr.«
Er denkt über ihre Worte nach und bekommt nach einiger Zeit ein Lächeln auf die Lippen.
»Du hast recht«, sagt er dann und sie lächelt. »Danke, Erin.«
Louis zieht das Mädchen ohne groß nachzudenken in eine innige Umarmung und löst sich kurz darauf wieder.
»Ich sollte Geschenke kaufen, meinen Freunden meine Entscheidung mitteilen und dann nach Hause fahren... danke.«
Louis dreht sich um und geht schnell von der Brücke runter, verschwindet durch den dichten Schnee und plant alles gedanklich weiter.
Erin lächelt leicht. »Immer wieder gerne, Louis«, sagt sie leise. »Fröhliche Weihnachten.«
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Tower Bridge
AcakVom ersten bis zum einunddreißigsten Dezember war sie an der Tower Bridge. Mal früh, mal spät, mal den ganzen Tag über, mal für ein paar Stunden. Sie hatte einen geregelten Tagesablauf - bis sie ihn kennenlernte. Und mit ihm geschahen Dinge, die sie...