»Ich will nicht, nein, lass mich los, ich will das nicht, Louis, du hast dich verabschiedet, zwar nie direkt von mir, aber nein, du hast dich nicht verabschiedet!«, sage ich, während ich versuche mich von ihm loszureißen. »Au, au, au, au, au, Louis! Lass den Arm von meinem Bauch, aua! Bitte, aua, aua!«
Louis lockert den Arm um meinen Bauch und ich sinke jammernd in mich zusammen, um den Schmerz auf mich wirken zu lassen.
»Bist du jetzt bereit, mit mir zu reden?«, fragt mich Louis, doch ich schüttle den Kopf. »Wie bitte?«
»Man, Louis, lass mich in Ruhe. Das zwischen uns ist vorbei, ich hab's kapiert. Kannst du jetzt gehen und mich in Ruhe lassen?«
»Damit du es nochmal versuchen kannst, dich von der Brücke zu stürzen?«, fragt er mit einem spottenden Unterton. »Erin, das ist krank.«
»Du bist krank«, zische ich und atme einmal tief durch. »War's das jetzt? Ja? Okay. Gut. Jetzt geh.«
»Mensch Erin, was ist jetzt nur mit dir los?«, fragt mich Louis und ich schaue auf.
»Das geht dich einen Scheißdreck an, du kranker Pisser«, fauche ich und erschrecke mich selbst an meiner Wortwahl. Noch nie habe ich so mit Louis geredet.
»Was habe ich dir getan?«, fragt er verständnislos und lässt von mir ab. »Warum bist du so?«
»Das fragst du mich nicht wirklich, oder?«, frage ich schnaubend. »Du merkst doch sowieso nichts. Geh und lebe dein Leben, so wie es sich für einen Star gehört. Schnapp dir dabei irgendein Model und lauf nicht einem bescheuerten Mädel wie mir hinterher. Du wirst sonst noch unglücklich.«
»Erin, was redest du da?«, fragt er noch verständnisloser, als was er ohnehin schon ist. »Wie kannst du davon überzeugt sein, huh?«
»Was suchst du hier, huh? Du bist gegangen, Louis, hast du gehört! Du. Bist. Gegangen. Und ich diese Scheiße akzeptiert, jetzt stehst du wieder vor meinem Gesicht und willst wissen, was in mich gefahren ist? Alle Leute verlassen mich, also geh! Verschwinde! Verpiss dich!«, sage ich und raufe mir durch die Haare, was aber am Haaransatz ein wenig wehtut.
»Erin, lass mich dir helfen...«, sagt Louis dann sanft und ich schaue ihn aus kalten Augen an.
»Helfen, helfen, helfen. Jeder will mir helfen«, fauche ich und wende mich ab. »Lass mich in Ruhe.«
»Ich liebe dich, Erin«, sagt er dann und ich merke, wie mein Herz einen Sprung macht.
»Ach ja?«, frage ich. »Und warum bist du gegangen?«
»Weil ich verzweifelt war«, sagt er dann seufzend. »Ich... das... das mit der Eileiterschwangerschaft war zu viel des Guten, Erin. Meine Sicherungen sind durchgebrannt.«
»Du hast schon lange nicht mehr alle Latten am Zaun und das Nachzählen hilft nicht«, zische ich und richte mich endlich auf. »Wenn du mich entschuldigen würdest, ich darf mir jetzt den Kopf abreißen lassen.«
Sprachlos sieht er mich an, doch ich mache mir nichts daraus. »Darf ich dich zumindest fahren?«, fragt er dann, nachdem wir uns eine Weile gegenseitig angeschaut haben.
»Nein«, sage ich und gehe einfach an ihm vorbei.
»Ist es jetzt komplett vorbei?«, höre ich ihn fragen.
Ich bleibe nochmal stehen. »Ich habe nie Lebewohl gesagt, sondern du, Louis. Du warst derjenige, der es mit einem stummen Lebewohl abgetan hat. Du hast mir nicht mal die Chance gegeben, mich selbst zu erklären. Lebewohl, Louis.«
DU LIEST GERADE
Tower Bridge
RandomVom ersten bis zum einunddreißigsten Dezember war sie an der Tower Bridge. Mal früh, mal spät, mal den ganzen Tag über, mal für ein paar Stunden. Sie hatte einen geregelten Tagesablauf - bis sie ihn kennenlernte. Und mit ihm geschahen Dinge, die sie...