● Kapitel 60

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6. Dezember 2015

Gemeinsam mit Ed und der Rest meiner Band gehen wir in die Musikschule hinein, um uns die Weihnachtsfeier anzusehen.

Ich habe gehört, dass es jedes Mal dort ein schönes Fest ist und viele Leute wegen den tollen Auftritten hierherkommen. Außerdem soll auch immer so ein Talentscout auftauchen, der sich immer die Besten heraussucht.

»Und was machen wir hier? Sieht ja ganz schön und toll aus, aber es sieht langweilig hier aus«, bemerkt Ed. »Ey guck mal, der pennt dort hinten fast ein.«

Niall folgt seinem Blick und grinst, genauso wie der Rest, doch der fast Einschlafende interessiert mich nicht, mich interessiert es eher viel mehr wo sich meine Erin versteckt.

»Dann bringen wir mal Stimmung in die Bude! … auch wenn es nicht auf der Liste steht. Egal!«, ein Kichern begleitet die stumpfe Stimme eines Mädchen.

»Und du willst das Lied wirklich singen? Unsere Auftritte sind erst später«, bemerkt jemand anderes, dann ertönt ein Seufzen und es wird wieder still.

Einige Minuten vergehen, bis plötzlich Gitarrentöne zu hören sind. »Hey, das Lied kenne ich ja«, grinst Ed und nickt mit dem Kopf im Takt.

Zu meiner rechten Seite öffnet sich eine große Tür und Erin stürmt mit ein paar Mädchen und Jungen heraus. Erin grinst, bevor sie »Sing!« ruft und dann anfängt im Takt zu klatschen. Ihre Anhänger tun es ihr gleich, bis sie das Lied singt, was die Stimmung auflockert.

Leonora und zwei weitere Mädchen bringen die Gäste dazu mitzusingen, damit Stimmung aufkommt und schließlich sieht man viele Menschen, von jung bis alt, wie sie Sing singen, wobei der Sänger des Liedes direkt unter ihnen ist – und selbst das wissen sie nicht.

Am Ende des Liedes fängt jeder an zu jubeln und zu klatschen, bis eine ältere Dame herantritt und von jedem sofort die Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. »Ich begrüße Sie alle herzlich Willkommen bei der diesjährigen Weihnachtsfeier der Musikschule Diamonds, die wohl beste Musikschule Englands. Dass meine neuen Schüler und Schülerinnen so einen Akt bringen würden hätte ich jetzt nicht gedacht, aber sie haben etwas Gutes damit bezweckt. Den ganzen Tag lang werden Schüler und Schülerinnen auftreten und ihr Talent zeigen, nebenbei können Sie sich was zu Essen oder zu Trinken holen, es ist alles kostenlos. Nur die anderen Dinge kosten mal den einen oder anderen Pfund. Wir beginnen unsere Vorstellung mit Sari und Violett, die euch etwas Schönes mit ihrer Geige vorspielen werden«, sagt die Besitzerin von der Musikschule Diamonds.

Ein Applaus geht durch den Raum und zwei Mädchen mit Geigen schreiten auf die improvisatorische Bühne. Sie machen beide schnell einen Knicks, ehe sie anfangen zu spielen. Ich hätte mit etwas tierisch Langweiligem gerechnet, doch mit was sie ankamen erinnert mich an David Garrett.

Nach dem Auftritt klatschen die Leute, sowie wir auch, und dann kommt die Besitzerin des Diamonds wieder auf den Pult und kündigt die nächste Sensation an. »Wir haben dieses Jahr ein paar Neuzugänge bekommen. Darf ich euch die bezaubernden Marin-Schwestern vorstellen? Am Piano ist Leonora Marin und der Gesang wird Erin Marin durchführen!«, sagt sie und deutet auf das Piano, an welchem Leonora schon sitzt. Erin kommt etwas herbei gerannt und stellt sich mit einem Mikrofon in der Hand etwas seitlich.

Erin nickt ihrer Schwester zu, dann beginnen die ersten Töne des Pianos zu erklingen und Erin lächelt. Ihr Blick sucht das Publikum ab, dann gleitet ihr Blick an mir vorbei und schießt zu mir zurück. Ein schelmisches Lächeln legt sich auf ihre Lippen und sie holt Luft, um die erste Strophe zu singen.

Ihre einzigartige, klare Stimme bereitet mir eine Gänsehaut und mein Lächeln scheint auf meinen Lippen festgefroren zu sein, denn es will einfach nicht verschwinden. »Ist das dein Mädchen?«, fragt Zayn, der neben mir steht, leise. Ich nicke. »Sie ist hübsch.«

»Ich weiß«, antworte ich, denn ihre Schönheit hat mich oft verzaubert und diese Tatsache würde ich nicht so einfach vergessen. Meine schöne, kleine Erin.

»Wie heißt sie nochmal?«, fragt Harry mit gerunzelter Stirn.

Ed räuspert sich: »Erin oder so.«

»Sie ist süß«, grinst Harry.

Ein Zischen, was nicht zu überhören ist, ertönt am anderen Ende und ich erkenne Jasmine. »Harry! Liam!«, faucht sie leise und schaut die beiden Jungs verärgert an. »Ich köpfe euch gleich.«

»Sie meint aber nicht uns, oder?«, fragt Liam irritiert.

Leicht lachend schüttle ich den Kopf. »Nein, der Liam dort ist ihr Freund und Stiefbruder, der andere Typ dort, also Harry, ist ihr Bruder«, beantworte ich ihm seine Frage.

»Woher weißt du das denn?«, fragt er irritiert.

»Sie sind Teil von Erins Familie«, sage ich lächelnd. »Sie ist sozusagen meine Erin.«

»Oh, Harry, hast du das gehört?«, fragt Ed lachend und haut Harry auf die Schulter. »Pfoten vom Mädchen lassen.«

»Schade«, grinst Harry. Mein Blick wandert wieder zu Erin, die die letzte Strophe singt und dann vor sich hin grinst.

»So, meine Damen und Herren«, erhebt Erin das Wort, als Leonora verschwunden ist, und anstelle sie Mike auf der Bühne steht. »Mein herzallerliebster kleiner Bruder und ich haben noch einen Auftritt für Sie, dann gibt es noch sechs weitere Schüler und Schülerinnen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß.«

Die Leute klatschen leicht, dann fängt ihr Bruder an die ersten Töne eines Liedes zu spielen.

»Give me love like him..«, höre ich dann Erin leise singen und es wird augenblicklich still. Jeder lauscht ihrer wundervollen Stimme und auch sonst ist kein Mucks zu hören. Einzig und alleine zählen gerade die Gitarrenklänge und die engelsgleiche Stimme.

Am Ende des Liedes klatschen viele und Erin strahlt über das ganze Gesicht. »Dankeschön!«, ruft sie und hüpft von der improvisatorischen Bühne.

Sie will in einen anderen Raum verschwinden, doch ich ziehe sie sanft am Arm zurück und ziehe sie ganz nah an mich heran, sodass ich meine Arme um ihren Bauch schlingen kann und mein Kinn auf ihren Kopf bette. »Deine Auftritte waren wundervoll«, sage ich leise und spüre, dass Erin anfängt zu grinsen. »Und du hast neue Fans. Wie zum Beispiel meinen Kumpel Ed, oder Harry, oder den Rest.«

»Wie bitte?«, fragt sie mich und ich merke, wie sie ihre Hände auf meine legt. »Ed? Harry? Der Rest?«

»Hi«, begrüßt Ed Erin, der sich vor sie hingestellt hat. »Ich wollte dir nochmal sagen, dass du eine atemberaubende Stimme hast. Mach was daraus!«

»Oh, danke?«, bedankt sich Erin, was ich eher nach einer Frage anhört. Ein nervöses Lachen entflieht ihr. »Und wer bist du?«

»Entschuldigung, ich habe mich nicht vorgestellt«, grinst Ed und hält ihr die Hand hin. »Ed Sheeran mein Name.«

Zwar kann ich nicht ihr Gesicht sehen, aber ich kann mir denken, dass sich ihre Augen um ein kleines bisschen mehr weiten, als bei dem Mal, als sie mich zum ersten Mal sah.

Ed lacht. »Überraschung? Okay, nein. Louis hat mich und die anderen Jungs mitgenommen«, meint er und schaut kurz zu mir. »Viel Glück euch zwei noch.«

Der Rothaarige verschwindet und zurück bleiben nur noch Erin und ich. »Du hast die anderen Jungs mitgenommen?«, fragt Erin. »Und er glaubt, wir sind zusammen?«

»Das mit dem Zusammensein habe ich nicht gesagt, aber ich habe sie mitgenommen«, grinse ich. »Zumindest kannst du mir die Schuld für eine Sache geben.«

»Ja, für eine Sache schon«, höre ich sie sagen und dann seufzt sie. »Du konntest gar nicht mehr aufhören zu grinsen.«

»Ich weiß«, erwidere ich und ziehe eine Kurzschlussreaktion. »Erin? Willst du mit mir ausgehen?«

»Ausgehen?«, wispert sie und ich befürchte schon, dass sie »Nein« sagt, doch sie sagt das Gegenteil von Nein. »Liebend gern.«

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