22. Juni 2016
»Erin!«, ruft Maylea und läuft mich zu. Ich lasse meine Tasche zu Boden fallen und breite meine Arme aus, ehe sie sich an meinen Hals schmeißt.
Ich bin mit dem Flugzeug bis nach Hamburg geflogen und war dann am Hamburger Hauptbahnhof in einen Zug weiter Richtung Flensburg gestiegen.
Irgendwann auf der Zugfahrt habe ich May geschrieben, wann ich ungefähr in Flensburg wäre und nun stehen wir hier am Bahnhof; sie in meinen Arm.
Nach einer kurzen Weile lösen wir uns und dann funkelt sie mich an. »Was ist?«, frage ich mit gerunzelter Stirn.
»Hast du von den Gerüchten gehört?«, fragt sie mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Louis Tomlinson und ein Mädchen an der Tower Bridge?«
»Maylea Josephine Johnson«, sage ich und sie fängt an zu grinsen. »Reden wir nicht in der Öffentlichkeit darüber.«
»Ich habe lange gebraucht, um zu kapieren, dass du es bist«, grinst sie dann und freut sich höchstwahrscheinlich, dass sie recht hat.
Gemeinsam laufen wir den Gehweg bis zum zentralen Omnibusbahnhof, um dann auf unseren Bus zu warten. Maylea wohnt, wie schon erwähnt, in einem Dorf sehr außerhalb von der Stadt.
Gerade zeigt die Uhr 14:29 Uhr an, der Bus kommt erst um 14:50 Uhr und solange müssen wir hier warten und uns die Zeit mit Reden totschlagen.
»Wann wären wir ungefähr Zuhause?«, frage ich Maylea und schaut auf einen Jungen gegenüber an der Haltestelle.
»15:30 Uhr«, meint sie dann. »Wieso?«
»Weißt du was?«, frage ich dann und sie schüttelt immer noch in Gedanken vertieft den Kopf. »Ich habe Hunger und ich habe gebratene Nudeln in der Flensburger Galerie vermisst.«
Maylea lacht auf: »Ich stehe nicht so auf das Gemüse; Nudeln und Hühnerfleisch macht mir ja gar nichts - schmeckt auch lecker, aber ich mag kein Gemüse.«
»May«, kichere ich. »Du hast vergessen, dass ich Gemüse genauso wenig ausstehen kann.«
»Ach ja, wir sind uns ja doch ähnlich«, grinst sie. »Okay, wir gehen zum Chinesen, bestellen beide einfach die Vier und ignorieren das Gemüse.«
»Abgemacht«, grinse ich und begebe mich mit meiner Tasche in Richtung der Holmpassage, um durch die Holmpassage zum Parkhaus zu gelangen und von dort aus in die Flensburger Galerie zu gehen.
Meine Cousine und ich holen uns beide eine Box vom Chinesen und dann begeben wir uns auf das Parkhaus. Es ist eigentlich verboten hier oben zu sein, aber es ist uns egal. Wir wollen hier halt für 15 Minuten sitzen und essen.»Wie geht's eigentlich so deinen Freunden?«, frage ich und May schaut mich an, als hätte ich nach dem Aussehen des Venus gefragt. »Was ist?«
»Leonie und Vanessa haben doch sowieso keine Zeit für mich, dann habe ich Kathrin kennengelernt und sie ist ganz cool«, meint sie und zuckt mit den Schultern. »Für Dana und Lena bin ich nicht mehr wichtig, denn die zwei haben sich zwar nicht gesucht, aber gefunden. Zu dritt ist einer zu viel - genauso ist es mit Leonie und Vanessa.«
»Dann sind sie nicht die richtigen Freunde, May, vielleicht Kathrin, aber der Rest sind dann einfach nur Bekannte«, sage ich und lächle sie halbherzig an. »Und wenn du jemanden zum Reden brauchst, Maylea, du darfst mir immer Schreiben. Wenn es nötig ist, dann buche ich den nächsten Flug und komme zu dir; oder ich hole dich eiskalt zu mir. Ich glaube, dein Vater würde mich umbringen.«
Meine Cousine sagt daraufhin nichts mehr. Schweigend essen wir die Box - so gut, wie es geht, ohne das Gemüse - leer und verschwinden vom Parkhaus, ehe wir uns zum ZOB bewegen.
Schließlich steht der Bus dort und ich bezahle die Busfahrt für zwei Personen, was zu viel heißt, dass ich alleine 7,40€ für Busfahren ausgegeben habe. Maylea wohnt halt am Arsch der Welt.
Und während wir es uns auf einem 4er-Sitz gemütlich machen, stecken wir uns beide Kopfhörer in die Ohren und lassen die Landschaften an uns vorbeiziehen. Dabei male ich mir aus, wie das spätere Gespräch zwischen ihr und mir aussehen könnte; denn ich bin ihre Cousine, sozusagen »Affäre« von Louis Tomlinson und sie vergöttert diesen Mann einfach. Wäre sie nicht 7 Jahre jünger, dann würde sie sich ihn schnappen - obwohl, die 7 Jahre Altersunterschied stört sie auch nicht so richtig.
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Tower Bridge
AcakVom ersten bis zum einunddreißigsten Dezember war sie an der Tower Bridge. Mal früh, mal spät, mal den ganzen Tag über, mal für ein paar Stunden. Sie hatte einen geregelten Tagesablauf - bis sie ihn kennenlernte. Und mit ihm geschahen Dinge, die sie...