same day
// L O U I S //
»Wie geht's dir, Kumpel?«, frage ich Niall, als ich ihm am Krankenbett sehe. Er lächelt mich müde an und ich weiß, dass ich mir die Frage auch hätte sparen können. Es ist selbstverständlich, dass es ihm nicht so blendend geht, da er nun mal eine OP hinter sich hat, aufgrund seines Knies. »Ich weiß, ich weiß. Die Frage hätte ich mir sparen können.«
»Ja, irgendwie schon«, merkt er an und lächelt immer noch so müde. »Konntest du Kontakt zu Erin aufnehmen?«
»Nein, konnte ich nicht. Bei denen sind auch alle außer Haus«, meine ich und schaue auf meine Hände. »Was ist, wenn sie einfach wieder ohne ein Wort verschwunden ist?«
»Meinst du, dass sie das echt bringen würde?«, fragt Niall mit gerunzelter Stirn.
Fassungslos sehe ich ihn an. »Dass sie das echt bringen würde? Alter, sie hat es schon mal getan und würde es wieder tun!«
»Beruhig dich mal und schrei mich nicht an«, meint Niall und schließt die Augen. »Mein Schädel dröhnt.«
Entschuldigend sehe ich ihn an. »Sorry.«
»Hast du sonst wen aus ihrer Familie getroffen?«, fragt Niall mich, doch ich schüttle den Kopf. »Mhm, komplizierter, als was ich gedacht hatte.«
»Ich wünschte, ich hätte ihre Nummer«, seufze ich dann.
Niall grinst nur. »Wenn du eher daran gedacht hättest, ne? Sag mal, kannst du mir einen Gefallen tun und etwas Süßes kaufen? Ich habe Bock auf etwas Süßes!«
»Niall, meinst du wirklich, dass das 'ne gute Idee ist?«, frage ich mit einer hochgezogenen Augenbraue.
»Keine Ahnung«, meint er und zuckt mit den Schultern. »Ich habe aber voll Bock auf Süßes.«
»Ich gehe gleich los«, sage ich dann. »Aber ich brauche gerade jemanden zum Reden.«
»Wo ist überhaupt der Rest?«, fragt mich Niall.
»Liam ist Sophia besuchen, Perrie ist in der Stadt und Harry? Wahrscheinlich Zuhause«, meine ich dann.
»Pf«, gibt der Ire von sich. »Hauptsache mich nicht besuchen.«
»Ich bin ja da«, sage ich und Niall grinst. »Egal was du gerade denkst, verkneif' dir das einfach, okay?«
»Okay«, grinst er und verkneift sich ein Lachen. Allerdings beruhigt er sich schnell wieder und grinst mich dann an. »Hast du eigentlich mal wieder was von Eleanor gehört?«
»Nein, sollte ich etwa?«, antworte ich ihm auf seine Frage und er schüttelt den Kopf.
»Nun ja, die Leute wissen, dass du immerzu mit einem Mädchen an der Tower Bridge warst und sie vermuten alle, es wäre Eleanor«, erzählt mir Niall. Ja, davon habe ich auch schon gehört. »Die Elounor-Shipper hoffen alle auf ein Comeback.«
»Es ist ja nicht Eleanor, sondern Erin und Erin ist mal wieder spurlos verschwunden«, sage ich und könnte mir selbst eine verpassen. Mal wieder hänge ich mit meinen Gedanken nur bei Erin. Erin hier, Erin da - Erin, Erin, Erin. »Warum hänge ich in meinen Gedanken immer Erin nach?«
»Weil du total verliebt in dieses Mädchen bist«, meint Niall dann. »Du hattest doch die eine Nacht bei ihr verbracht und am nächsten Morgen musstest du wegen diesem eigentlich unnötigen Meeting wieder los. Hast du sie danach wiedergesehen?«
»Nein, ich konnte Lottie doch nicht einfach bei euch lassen«, sage ich. »Sie war da, um mich zu besuchen. Familie geht vor Erin.«
»Aber Erin weiß nichts davon, dass deine Schwester bei dir war, oder?«, fragt er nach und ich schüttle den Kopf. »Habt ihr in dieser Nacht miteinander geschlafen?«
»Ein Gentleman schweigt und genießt.«
»Also ja«, meint Niall und plappert einfach weiter. »Da du am nächsten Morgen einfach verschwunden warst und sonst nichts mehr von dir hast hören lassen, kann es sein, dass sie enttäuscht war. Je nachdem, ob sie von Personen schon oft enttäuscht wurde oder nicht.«
»Sie wurde oft enttäuscht«, sage ich leise. »Sie fühlt sich vom Leben verarscht.«
»Sag mir nicht, dass du dich in ein Problemkind verliebt hast«, meint Niall nur.
Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. »Du kannst nichts über Erin sagen, da du sie nicht kennst«, sage ich dann und er hebt abwehrend die Hände hoch.
»Ruhig, Brauner«, sagt er schief grinsend. »Aber jetzt mal ehrlich, Louis, was ist mit der Kleinen los?«
»Sie musste nur viel leiden, nichts großes«, sage ich. Nichts großes? Ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank.
»Okay?«, meint Niall etwas irritiert. »Holst du mir jetzt was Süßes?«
Seufzend stehe ich auf. »Ich nehme aber keine Extrawünsche an. Warte hier«, sage ich. »Ach was, du kannst eh nicht laufen.«
»Fick dich«, verdreht Niall die Augen und ich verschwinde lachend aus dem Raum.
Mit einem leichten Lächeln gehe ich in Richtung Aufzug, doch dann sehe ich eine kleine Gestalt vor mir und ich weiß sofort, dass es Leonora ist.
Mein Schritt verschnellert sich etwas, doch dann rollt neben mir ein Bett vorbei und ich kann nicht verhindern, mir den Patienten anzuschauen. Doch was ich dann sehe, lässt mein Herz still stehen.
Erin liegt wie ein schlafender Engel im Bett. Ihre Haut sieht kränklich aus, unter ihren Augen zeichnen sich Augenringe ab und ihr Haar scheint ein wenig fettig zu sein.
»Louis?«, höre ich Leonora überrascht meinen Namen sagen, doch mein Blick folgt dem Bett, in dem Erin liegt, bis die Krankenschwester mit meiner Erin in ein Zimmer verschwindet. Erst dann schaue ich Leonora an. »Scheiße, du hättest das nicht sehen sollen... du hättest das nicht erfahren dürfen!«
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Tower Bridge
RandomVom ersten bis zum einunddreißigsten Dezember war sie an der Tower Bridge. Mal früh, mal spät, mal den ganzen Tag über, mal für ein paar Stunden. Sie hatte einen geregelten Tagesablauf - bis sie ihn kennenlernte. Und mit ihm geschahen Dinge, die sie...