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7. Februar 2016
Ein Klopfen ertönt an meiner Zimmertür. »Erin?«
Ich lege mein Handy weg und schaue zur Tür: »Was ist Leonora?«
Sie öffnet vorsichtig die Tür und schaut mich irgendwie schuldig an. »Ich muss dir was beichten«, sagt sie dann und schließt die Tür hinter sich wieder.
»Was ist?«, frage ich skeptisch. Leonora scheint mir gegenüber ein schlechtes Gewissen zu hegen, was ich nicht ganz nachvollziehen kann, weswegen sie wie ein begossener Pudel vor mir steht. Außer sie hat das getan, was sie hoffentlich nicht tun sollte.
»Hast du in der Zeit, in der du wieder aus dem Krankenhaus bist, irgendetwas von Louis gehört?«, fragt sie mich und spielt unsicher am Saum ihres Tops.
Die Skepsis in mir steigt weiter an. »Nein«, antworte ich schließlich ganz simpel. »Warum? Sollte ich etwa?«
»Weißt du, Erin«, meint Leonora und sieht mich entschuldigend an. »Als du aus der OP kamst, wurdest du... nun ja, du wurdest in das Zimmer gebracht... und auf dem Gang... da war eine gewisse Per-«
»Louis hat mich gesehen, du hast es ihm dann erzählt und seither scheint er sich zu denken, dass er sich von mir fernhält, weil ich wieder so distanziert bin«, stelle ich schließlich fest und sie schaut mich aus großen Augen an. »Meine Fresse, Leo, schau doch nicht so. Ich bin eine gute Menschenkennerin und du fühlst dich schuldig, dass er es erfahren hat und du es mir erst jetzt erzählt hast. Es ist okay, weder du noch ich konnten schließlich wissen, dass er sich an diesem Tag im Krankenhaus aufhalten wird – warte, wieso war er dort?«
»Darüber haben wir nicht gesprochen«, meint Leonora leise. »Bist du mir böse?«
»Lee«, lache ich leise. »Ich bin dir nicht böse, du hast in dem Moment richtig gehandelt. Zwar hatte ich nicht die Möglichkeit mich selbst zu erklären, aber wann habe ich im Leben schon mal Glück?«
»Erin, ich will nicht, dass du so redest«, meint Leonora mit einem Ton, der keine Widerworte duldet. Wo ist der begossene Pudel so plötzlich hin? »Du bist jünger als ich und nicht mal ich rede so über das Leben oder ähnlichem. Jetzt hör einmal auf depressiv zu sein.«
»Wenn schon, denn schon reaktiv depressiv, Leo«, sage ich und seufze. »Kannst du mich bitte alleine lassen, Lee?«
»Du nennst mich immer Lee, wenn du mich besänftigen willst«, bemerkt sie dann und ich zucke mit den Schultern. »Okay...«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verlässt sie mein Zimmer und ich lege mich zurück. Was hilft manchmal gegen Kummer? Manche sagen Feiern, andere sagen Schokolade futtern. Doch ich habe das dringende Bedürfnis, heute auszugehen und ein wenig zu tanzen. Alkohol ist immer noch nicht ganz mein Fall und Party machen eigentlich auch nicht. Doch heute will ich einfach alles vergessen und Spaß haben.
Meine Gedanken werden unterbrochen, als ich einen Anruf bekomme und ohne auf die Nummer zu schauen, nehme ich den Anruf entgegen. »Erin«, sage ich und warte auf eine Antwort.
»Erin«, höre ich Jasmine zischen. »Ich... du musst... äh, ich brauche deine Hilfe. Du musst heute, gleich, sofort, in einer halben Stunde, gleich, für mich einspringen.«
»Bitte was?«, frage ich irritiert. »Jetzt nochmal für Hochintelligente, die dein Gequatsche nicht verstehen.«
»Du weißt, wessen Sekretärin ich geworden bin, oder?«, fragt Jasmine. »Was frage ich? Natürlich weißt du das. Nun ja, es steht in einer halben Stunde ein wichtiges Meeting an und ich werde anderweitig gebraucht, weshalb den Leuten die Sekretärin und Protokollführerin fehlt. Ich habe dich empfohlen, da ich weiß, dass du sehr engagiert und flexibel bist. Bitte, Erin, ich brauche deine Hilfe. Sie würden dich sogar bezahlen. Sie wollen dich, da sie mir verzweifelt scheinen.«
»Okay«, sage ich seufzend. »Unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«, fragt Jas erwartungsvoll.
Ich grinse in mich hinein: »Wir gehen später in einen Club. Ich will nicht trinken oder so, ich will nur tanzen und für einen Abend all meine Sorgen vergessen.«
Am anderen Ende wird es still, bis ein Rascheln ertönt. »Abgemacht«, seufzt Jasmine dann. »Am besten ist, dass du dich ein bisschen herausgeputzt anziehst. Modest! sieht so etwas gerne und es hinterlässt einen guten Eindruck.«
»Ja, ja«, meine ich seufzend und stehe vom Bett auf, um dann auf meinen Kleiderschrank zuzugehen. »Ich bin in 20 Minuten da. Wir sehen uns.«
»Du musst nur mit dem Fahrstuhl in den 6. Stock fahren!«, höre ich Jasmine noch sagen, ehe ich auflege und mir ordentliche Kleidung raus suche, um sie dann anzuziehen.
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Tower Bridge
AcakVom ersten bis zum einunddreißigsten Dezember war sie an der Tower Bridge. Mal früh, mal spät, mal den ganzen Tag über, mal für ein paar Stunden. Sie hatte einen geregelten Tagesablauf - bis sie ihn kennenlernte. Und mit ihm geschahen Dinge, die sie...