● Kapitel 64

1.8K 181 9
                                    

16. Januar 2016 | 4:34 AM.

Es ist mitten in der Nacht und ich weiß nicht, was ich tun soll. Harry hat mich zum Krankenhaus gebracht und sie hatten mich sofort untersucht. Aber niemand konnte sich meinen plötzlichen Blutsturz erklären.

Was ist, wenn ich jetzt für längere Zeit an dieses Bett gefesselt bin?

Vorsichtig nehme ich mein Handy vom Tisch neben mir und schaue auf die Uhrzeit. Es ist einfach mitten in der Nacht und ich kann nichts machen. Was soll ich überhaupt machen?

Meine Gedanken scheinen förmlich herumzufliegen, finden nichts, worauf sie sich konzentrieren können.

Ich merke, wie mir das Herz augenblicklich schwer wird und schlucken muss. Der Schmerz breitet sich mit jedem Pumpen meines Herzens weiter aus und ich kralle meine Hand ins Laken, in der Hoffnung, der Schmerz wird dadurch auf irgendeiner Weise ausgelastet. Doch wie es so sein sollte, war es dem nicht so.

Wimmernd presse ich die Augenlider aufeinander und taste mit meiner Hand nach den Knopf ab, doch auf den Weg dorthin stoße ich Glasflasche mit Wasser auf den Boden. Das Glas fällt klirrend zu Boden, zerspringt in tausend Einzelteile und hinterlässt einen großen Wasserfleck auf dem Boden.

Die Tür zu meinem Zimmer wird aufgestoßen und eine Krankenschwester kommt herbeigeeilt.

»Miss?«, höre ich ihre Stimme. »Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«

Sieht es auf irgendeiner Weise so aus, als wäre alles in Ordnung?, frage ich sie gedanklich und lasse es zu, dass ein weiteres Wimmern über meine Lippen kommt. Die Krankenschwester verschwindet wieder aus dem Raum, während ich mich langsam zusammenrolle und bemerke, wie mir die Tränen meine Wangen hinunterlaufen.

Die Krankenschwester scheint mich wieder zu beehren, doch sie greift grob nach meinem Arm und ich sehe nur noch die Spritze, die sie in ihrer Hand hält. Dann führt sie die Spritze, während ich zapple, in meinen Arm ein. Ich merke, wie die Flüssigkeit in meinen Körper gespritzt wird, doch dann wird mir ein wenig schummrig vor den Augen. »Es geht Ihnen gleich besser«, sagt die Krankenschwester, doch alles, was ich bemerke, ist, dass ich einschlafe.

16. Januar 2016 | 2:03 PM.

»Du bist wach«, höre meinen kleinen Bruder murmeln, welcher an meinem Bett sitzt und meine Hand hält. »Wie geht es dir, Erin?«

»Mir ging es schon mal besser«, krächze ich und versuche mich aufzurichten, doch Mike unterbricht mich in meinem Vorhaben.

»Nicht«, sagt er schnell und drückt mich zurück ins Bett. »Du sollst dich ausruhen, Große.«

»Konnten die Ärzte mittlerweile herausfinden, was ich habe?«, frage ich leise und lasse mich von Mike ordentlich zudecken. Er nickt nur kurz angebunden, scheint mir jedoch keine Auskunft geben zu wollen. Ist es so schlimm?

»Erin?«, höre ich dann die Stimme meines Vaters und mein Blick schießt sofort zur Tür.

Tränen bilden sich in meinen Augen. »Daddy«, wispere ich und versuche mich an einem Lächeln, was jedoch zum Scheitern verdammt ist.

»Meine Kleine«, sagt mein Vater, schreitet auf mich zu und lässt sich auf den Rand meines Krankenbettes fallen. Er greift vorsichtig nach meiner Hand, als wäre sie aus Porzellan, und streicht zärtlich darüber. Ein leichtes, trauriges Lächeln umspielt seine Lippen.

»Papa, was ist los mit mir?«, frage ich leise und nehme seine andere Hand in meine Freie.

Er räuspert sich kurz und lächelt weiterhin traurig. »Die Ärzte konnten endlich herausfinden, was mit dir ist, mein kleiner Engel.«

»Und was ist mit mir?«, frage ich leise, in der Hoffnung, er würde endlich mit der Sprache herausrücken.

»Du hast eine Eileiterschwangerschaft, Liebes«, sagt mein Vater ruhig, während mir alles aus dem Gesicht fällt. »Die Ärzte dachten, du wärst wirklich schwanger, da der Schwangerschaftstest positiv ausgefallen war, aber das konnte nicht deine starken Schmerzen erklären. Deshalb hatte man mehrere Untersuchungen gemacht, Erin. Der Embryo ist auf keiner Weise überlebensfähig. Man müsste es herausoperieren und das Risiko, fast zeugungsunfähig zu sein, steigt.«

Tower BridgeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt