8. Dezember
»Du bist wieder da«, stellt Erin mit einem Lächeln fest, als ich neben ihr zum Stand komme. »Ich dachte, ich hätte dich vorgestern mit meinem unnötigen Gelaber verschreckt.«
»Das hast du ganz sicherlich nicht getan«, versichere ich ihr und sie grinst mich nur an. Mein Blick huscht über ihren Körper. »Ist dir nicht kalt in dieser dünnen Jeansjacke? Es schneit und weht, Erin.«
»Ich wollte mir heute eine neue Jacke holen, aber ich war mir nicht sicher, ob du wiederkommen würdest oder nicht. Gestern war sowieso Sonntag, alle Läden hatten zu«, meint sie und ich nicke. »Mein Bruder hat mir gestern die Jacke kaputt gemacht. Ich war noch nicht los, weil du ja vielleicht kommen könntest. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wieso ich dich das jetzt fragen werde, aber willst du vielleicht mitkommen? Natürlich musst du nicht, weil ich ja logischerweise in die Innenstadt gehe, um mir eine Jacke zu holen und wenn du erkannt wirst, kann es etwas scheiße enden.«
»Da könntest du Recht haben, Erin«, sage ich nach kurzem Überlegen. »Aber hier ist es ebenso ein Risiko. Ich meine... wer von uns weiß, ob das da hinten oder der da vorne ein Reporter ist und mich verfolgt hat? Ich weiß nie, wann ich verfolgt werde und wann nicht. Paparazzis sind echt gerissen.«
»Schlimme Geier, meiner Meinung nach. Sie warten förmlich darauf, dass du oder keine Ahnung wer ein Fehler macht«, grinst sie leicht. »Wo warst du gestern überhaupt?«
»Auch wenn gestern Sonntag war... ich musste Tonaufnahmen machen, war nervig. Am Liebsten hätte ich Zuhause herumgesessen oder wäre hier«, sage ich und sie lacht leise.
»Ich war gestern bis 14 Uhr hier, dann kam mein Bruder und musste mich mit zum Schlittschuhfahren...«, sie kichert. »Noch nie hab' ich meinen Bruder so laut »Erin Diana Marin« rufen hören...«
»Erin Diana Marin?«, frage ich nach. »Wir haben ein Lied-«
»Welches Diana heißt, ja ich weiß und Diana ist mein Zweitname«, sie grinst. »Nicht so wichtig. Wolltest du nun mitkommen oder ist es dir zu riskant?«
»Ich komme gerne mit«, sage ich, ohne genau zu überlegen, ob es eine gute oder doch eher eine schlechte Idee ist. Aber wenn ich mitkommen, dann kann ich Zeit mit Erin verbringen und das mag ich. Ich mag es wirklich. Ihre Nähe hat etwas beruhigendes und sie schafft es, mich wie eine normale Person fühlen zu lassen. Natürlich bin ein normaler Mensch, aber meine Privatsphäre ist gerade mal so groß wie eine Fliege. Anders gesagt sehr klein.
»Ich muss dann noch ein Geschenk für meinen Bruder besorgen, ich hoffe, das macht keine Umstände«, meint sie dann und lächelt mich an, während sie ihre Hände vom Geländer nimmt und kurz fröstelt.
»Macht keine Umstände«, sage ich und sie sieht mich an. »Wirklich nicht, ich habe Zeit bist... 16 Uhr. Danach muss ich in einem Konferrenzraum von Syco sitzen.«
»Okay, dann hoffe ich, dass ich dir nicht die Laune verderbe, oder zehntausend Fangirls, oder fünftausend Paparazzis.«
»Du wirst mir doch nicht den Tag vermiesen, Erin«, meine ich, doch sie lacht.
»Weißt du, ich kann manchmal echt anstrengend sein. Viele vergleichen mich mit einem zehnjährigen Kind...«, meint sie dann und schmollt gespielt, ehe wieder ein riesengroßes Lächeln auf ihrem Gesicht Platz nimmt. »Nein, weißt du... ich kann nicht immer ernst bleiben, manchmal ziehe ich einfach alles ins Lächerliche und lache darüber, was andere nicht so witzig finden. Meine Cousine ist ebenso, sie hatte eine Story - sogar eine Fanfiction über dich - geschrieben und jetzt wird sie als schwulenfeindlich und 1D-Haterin abgestempelt, nur weil sie in einem Kapitel ein bisschen Spaß gemacht hat. Also... ich fand das Kapitel ziemlich amüsant. Sie hätte mich am liebsten aufgeschlitzt, nachdem ich ihre Geschichte gelesen habe. Du wurdest an manchen Stellen als Idiot dargestellt, was ich ehrlich gesagt lustig fand, aber an anderen Stellen hatte sie dich so unbeschreiblich niedlich dargestellt. Wäre ich das Mädel in der Story gewesen, dann wäre ich zehntausend Mal gestorben. Vor allem, das Mädel hatte blaue Augen und braune Haare.«
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Tower Bridge
AcakVom ersten bis zum einunddreißigsten Dezember war sie an der Tower Bridge. Mal früh, mal spät, mal den ganzen Tag über, mal für ein paar Stunden. Sie hatte einen geregelten Tagesablauf - bis sie ihn kennenlernte. Und mit ihm geschahen Dinge, die sie...