Kapitel 75

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Sky's POV

Der Regen prasselte gegen die Fenster des schwarzen Geländewagens.
Mit den Augen verfolgte ich ein einzelnen Regentropfen, der an meinem Fenster hinabglitt und musste unweigerlich an Bryce' Träne denken, die ihm entfleucht war.

Ich wusste nicht wie spät es war, nur dass es dunkel war und meine Augen immer schwerer wurden.
Doch die Ereignisse der letzten Stunden ließen mich nicht zur Ruhe kommen.

Ich blickte mich auf dem leeren Parkplatz des Motels um, vor dem wir geparkt hatten.
Bryce hatte nur gemeint, er müsse noch etwas erledigen, bevor er in dem Motel verschwinden war.
Meine Gedanken rasten.
Bryce hatte seinen Vater umgebracht...um mir das Leben zu retten.
Und anscheinend machte ihn das zum nächsten Boss der Mafia.
Was hieß das für uns?
Gab es überhaupt ein uns?
Gab es Hoffnung für die Tochter der rivalisierenden Gang und den Sohn des berüchtigten Mafi Bosses? Es klang zu absurd.

Ich schreckte aus meinen Gedanken auf, als sich eine Zimmertür öffnete und Bryce ins Freie trat.
Sofort stieg ich aus dem Wagen. Ich hatte lange genug gewartet.

„Bryce!", rief ich.
Er guckte mich an, doch irgendwie auch durch mich hindurch, als wäre ich nichts als eine Facette.
Und trotzdem wurden mir beim Anblick seiner eisblauen Augen die Knie weich.

„Steig sofort wieder ein", sagte er kalt, aber diesmal ließ ich mich nicht abwimmeln.

„Bryce, rede mit mir", bat ich eindringlich.

„Worüber?"
Seine gleichgültige Maske kaufte ich ihm nicht ab. Nicht wirklich zum mindest.
Trotzdem krochen langsam Zweifel mein Zwerchfell hinauf.
Noch vor wenigen Stunden waren wir uns so nah wie nie zuvor und auf einmal guckte er mich an wie eine Fremde.
Wie oft wollte er mich noch davon stoßen?

Er ging zu dem Wagen, öffnete die Beifahrertür und wartete, bis ich wieder eingestiegen war, bevor er selbst einstieg.

„Du weißt ganz genau worüber. Bryce dein Vater...er ist-„

„In der Hölle, wo er hingehört", unterbrach Bryce mich.
Mein Mund fiel auf.
Es konnte ihn doch nicht alles so kalt lassen.

„Und du bist jetzt der neue Mafia Boss?", fragte ich leise.
Er zuckte mit den Schultern.

„Wie kannst du diesen Menschen bloß trauen?! Sie haben uns beide verfolgt, wollten uns beide töten. Sie...sie haben Corinne-„
Meine Stimme brach bei der Erinnerung an mein kleines Corinnchen.

„Ich will nicht drüber reden, okay??!", herrschte Bryce mich plötzlich an.
Im selben Moment fuhren zwei weitere Geländewagen vor und blieben einige Meter vor und stehen.

„Hier."
Bryce nahm meine Hand und streichelte kurz mit dem Daumen über mein Handgelenk, bevor er mir ein Schlüssel in die Hand drückte und mich losließ.

„Zimmer 26. Ich hab noch ein paar Sachen zu tun", sagte er mit einem Blick auf die zwei Autos.
Wut kochte in mir auf, aber ich war zu erschöpft, um ihn anzuschreien.

„Also willst du doch darüber reden", sagte ich leise.
„Nur nicht mit mir."

Er öffnete kurz den Mund, als wollte er mir widersprechen, entschied sich dann aber dagegen und zuckte erneut mit den Schultern.

„Ich muss nicht mit dir reden, Sky. Du bist weder meine Frau, noch meine Freundin. Und die da-„, er deutete auf die Autos, die ruhig auf ihn warteten.
„Die sind meine Familie."

Der Kloß in meinem Hals wurde zu groß zum schlichen und meine erschöpften Augen brannten dank der Tränen, die in ihnen aufwallten.
Die Tür neben mir schlug zu, im selben Moment in dem ein Schluchzen meine Kehle verließ.
Okay Sky West erinner Dich daran wer du bist
Jetzt Reiß dich zusammen Sky West!

Du hast ja so recht. Ich hatte mehr als genug Tränen vergossen und weitergebracht hat es mich bisher auch nicht. Ich richtete mir kurz meine gewellten Haare bevor ich aus dem Auto stieg und ins Motel ging.

Bad Mafia BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt