Brendon sackte zur Seite, leblos und schwach.
Bryce zögerte nicht lang, bevor er ihn von sich runterrollte.„Los Sky wir müssen weg" sagte er eindringlich aber mein Blick war immer noch auf brendon gerichtet. Ich konnte es nicht ganz begreifen; mein ganzer Körper war wie Blei und alles klang dumpf und als wär ich unter Wasser.
Erst als Bryce mich am Handgelenk packte erwachte ich aus meiner Trance und schaltete stattdessen auf Überleben um. Die Gedanken würden schon früh genug noch kommen.Mechanisch folgte ich Bryce während wir wortlos nebeneinander herrannten. Er versuchte sich nix anmerken zu lassen, das merkte ich, aber mir entging nicht dass er leicht humpelte und sich sein Gesicht mit jedem Schritt etwas verzog.
Ich traute mich nicht mal auf sein Bein zu schauen.Erst jetzt ertönten wieder Stimmen und schreie von Menschen die wahrscheinlich immer noch in der Mensa oder so kämpften.
Aber der Weg den wir einschlugen war menschenleer, dafür hatte Bryce vermutlich gesorgt.
Wir schlüpften aus einer Hintertür an welcher bereits ein dunkler Wagen wartete und er bedeutete mir mich auf die Rückbank zu setzen, was ich dann auch tat während er auf den Beifahrersitz stieg.
Grayson saß am Steuer, ebenfalls blutverschmiert und mit einem blauen Auge.Sobald Bryce die Tür zuzog fuhr Grayson los, sein Blick besorgt.
„Geht's euch gut?" fragte er und ich nickte.
Grayson schaute auf Bryces Bein und runzelte die Stirn.
„Boss-"„Fahr einfach Grayson." sagte Bryce knapp. Unsere Blicke trafen sich kurz im Rückspiegel aber er blickte so schnell weg dass es auch Einbildung hätte sein können.
Überhaupt hatte ich mir unser Wiedersehen sehr oft auf verschiedenste weisen erträumt, aber so kalt und distanziert hatte er sich in keinem der Szenarien benommen. Wir wären uns in die Arme gefallen, er hätte mir gesagt wie froh er ist mich wiederzuhaben und alles wäre perfekt. Was war nur los??Wir entfernten uns von dem Industriegebäude dass jetzt so lange Zeit meine Unterkunft gewesen war.
Unweigerlich kamen Bilder von den Leuten, die am Mensa Tisch mit mir lachten oder mich beim Training anfeuerten. Ich dachte an Joan und an Brendon- Brendon.
Egal ob ich eine Gefangene gewesen war oder nicht, sie hatten mich noch halbwegs gut behandelt. Jetzt war ich der größte Feind der UNG - die Mörderin des Anführers. Die mörderin ihres eigenen Bruders.
Wir fuhren in schweigen und es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Obwohl ich angesichts meiner Freiheit völlig ekstatisch sein sollte, bildete sich nur ein Kloß in meinem Hals und ich hatte das Gefühl als würde eine unfassbare Last auf meiner Brust liegen.„Sollen wir nicht lieber in ein Krankenhaus?" fragte ich an Bryce gewandt aber der schüttelte bloß den Kopf.
„Nein. Wir fahren ins Revier."Ich verstand die Welt nicht mehr, aber ich entschuldigte sein merkwürdiges Verhalten damit, dass wir uns in einer Notsituation befanden.
Irgendwann kamen wir in vertrautere Gegenden und Grayson hielt an einer Tankstelle an.
„Wir sind bald beim Mafia Revier aber ich muss kurz tanken."
Er stieg aus und Bryce sah mich immer noch nicht an.Spätestens jetzt konnte ich sein Verhalten nicht mehr auf unsere Situation schieben.
Wir waren in schlimmeren Situationen gewesen und nie hatte er sich so verhalten.
Das schlimmste war, dass ich noch nicht einmal in der Lage war ein kühlen Kopf zu bewahren.
Alles woran ich denken konnte waren die Schreie der Mitglieder der UNG, Joan die möglicherweise schon tot war und Brendon, dessen Blut wahrscheinlich an meinen Händen klebte.
Und dann schaute ich von der Rückbank in den Seitenspiegel und sah den Mann den ich liebte, wie er mich keines Blickes würdigte.
In dem Moment wurde mir klar, dass ich überhaupt nichts hatte.
Zu Hause bei meiner Familie wäre ich nie wieder sicher und bei der Mafia war auch kein Platz für mich wie es schien.Das vertraute Gefühl von Einsamkeit, rammte sich wie ein Messer in mein Herz und wie ein Ertrinkender griff ich nach Strohhalmen um nicht unterzugehen.
„Ist alles okay?", fragte ich leise.
Unsere Blicke trafen sich im Rückspiegel und diesmal nahm er sich einen Moment um mich anzusehen.
Ich wollte ihn anlächeln, ihn anfassen, ihm so viel erzählen, doch er wandte den Blick wieder ab, bevor er antwortete.„Ja, wir sind mehr oder weniger unbeschadet davongekommen. Wenig Verletzte, keine Toten."
Das hatte ich zwar nicht gemeint, aber ich nickte dennoch.
„Ist...alles okay bei dir?", fragte er nach einer Weile.
Ich suchte seinen Blick im Rückspiegel, doch er starrte so konzentriert in die Ferne, als würde er aktiv versuchen mich nicht anzusehen.„Nein", antwortete ich ehrlich.
„Aber es würde mir besser gehen, wenn ich wüsste warum du mir die kalte Schulter zeigst, nachdem ich dir das Leben gerettet habe."
Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, wurde die Spannung im Auto noch unerträglicher, doch das war mir egal.
Ich musste wissen was los war.„Habe ich dein Leben nicht auch gerettet?", fragte Bryce kalt.
„Das dachte ich. Aber jetzt frage ich mich warum du mich überhaupt befreit hast."
Meine Stimme brach.
„Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen. Jetzt bist du hier und du schaust mir nicht einmal in die Augen! Nach allem was zwischen uns war, kriege ich noch nicht mal eine Erklärung?"
Heiße Tränen strömten über mein Gesicht.Ich wartete darauf, dass er irgendetwas sagte doch das tat er nicht.
Er starrte nur weiter in die Ferne, seine Hände zu Fäusten geballt.
Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass Grayson
kam, bis er die Tür öffnete und sich hinters Steuer fallen ließ.
Er hatte Getränke und eine Tüte Chips in der Hand und hielt uns diese fragend hin.
Als er mich ansah, blitzte so etwas wie Mitgefühl in seinen Augen auf, doch er sagte nichts und richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne.Grayson räusperte sich, um die unangenehme Stille zu beenden.
„Also, zum Revier?", fragte er.„Du kannst mich hier rauslassen", sagte ich.
Keine Sekunde länger hielt ich es aus mit Bryce in diesem Auto.„Sei nicht verrückt, du kommst mit ins Revier", meinte Grayson.
Ich schüttelte den Kopf.„Ich komm schon klar, wirklich."
Fast schon fluchtartig stieg ich aus dem Wagen.„Sky!", rief Grayson mir nach.
„Lass sie", hörte ich Bryce sagen.
Mein Herz zerbrach in Tausend Stücke und ich war froh, dass ich mit dem Rücken zu ihm gewandt war, damit er nicht sehen konnte wie ich erneut in Tränen ausbrach.

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Bad Mafia Boss
Romance[ACHTUNG] Enthält sexuelle Handlungen und Kraftausdrücke. 18+ »Du wirst niemals jemand besseren finden als mich, süße« »Und wenn doch?« »Dann wachst du auf und merkst, das es nur ein Traum war« Sky West ist eiskalt. Ihre Vergangenheit hat sie Maue...