Kapitel 82

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„Bryce?", fragte ich.
Ich saß in meinem Bett, hatte mein Körper in meine Daunendecke gewickelt und lauschte dem prasselnden Regen auf der Straße.
Mittlerweile war es 4 Uhr in der Früh, doch ich war nicht bereit die Nacht enden zu lassen.
Bryce hatte keine Anstalten gemacht zu gehen und ich versuchte ihm keinen Grund zu geben es doch zu tun.

Bryce saß auf dem Fenstersims und blies bläulichen Rauch in die kalte Nacht.
Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren wie ein Kunstwerk im Lufre.

„Hm?", brummte er geistesabwesend.

„Wirst du morgen so tun als wäre nicht passiert?"
Meine Stimme klang viel kleiner als beabsichtigt und die Angst vor seiner Antwort war klar rauszuhören, aber ich hatte keine Lust mehr auf die Spielchen.
Ich wollte ihn.
Ich hatte keine Zweifel und ich wollte Gewissheit.

Er schwieg und mied mein Blick.
Als er mich endlich anschaute waren seine Augen leer.

„Wahrscheinlich", sagte er und zuckte mit den Schultern.
Ich biss die Zähne aufeinander und versuchte den Kloß in meinem Hals runterzuschlucken, bevor Tränen in meinen Augen aufwallen konnten, doch es war vergebens.
Als er es sah fuhr er sich frustriert durch die Haare.

„Sky, bitte. Vergieß keine Tränen mehr meinetwegen...du verdienst was besseres. Wie oft habe ich dich schon zum weinen gebracht? Glaub mir Sky, du willst mich nicht", sagte er leise.
Er klang so schwach wie eine gebrechliche Kerze und mein Herz zog sich zusammen.

„Wieso vertraust du mir denn nicht?", fragte ich verzweifelt.
„Wieso denkst du, du müsstest mich vor allem beschützen? Wieso kannst du mir nicht vertrauen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann und dass ich selbst entscheiden kann mit wem ich meine Zeit verbringe??"

Bryce fuhr sich ein weiteres Mal gestresst durch die Haare, bevor er noch eine Zigarette aus der Packung zog.

„Ich bin in dein Leben getreten und habe alles auf den Kopf gestellt. Glaub mir Sky, du bist ohne mich besser dran", sagte er überzeugt.

„Bryce ich habe keine Lust mehr auf die Spielchen", sagte ich müde.
„Du sagst ständig dasselbe aber im Endeffekt stehst du doch immer wieder hier. Irgendwas führt dich immer wieder zurück zu mir, also hör auf dagegen anzukämpfen und lass es geschehen. Wir haben doch schon viel schlimmeres durchgestanden-„

„Nein, haben wir nicht!", unterbrach er mich furios.
„Du hast keine Ahnung wie es ist der Mafia Boss zu sein, Sky. Du weißt nicht welche Verantwortung ich jetzt trage. Es liegt an mir meine Leute zu versorgen und das...Vermächtnis meines Vaters weiterzuführen. Das bin ich ihm schuldig."
Den letzten Satz sagte er so leise und kraftlos, dass ich ihn fast nicht gehört hätte.

Natürlich, sein Pater.
Schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Ich hatte nicht berücksichtigt dass er sein Vater umgebracht hat...für mich.

„Bryce", sagte ich eindringlich.
„Dein Vater, möge er in Frieden ruhen, war kein guter Mann. Er hat versucht dir deine Gefühle zu nehmen und dich in eine Maschine zu verwandeln. Du bist ihm nichts schuldig"

„Hör auf", unterbrach Bryce mich ein zweites Mal.
„Er war vielleicht nicht der klassisch gute Vater aus dem Bilderbuch...vielleicht war er wirklich genau so schlimm wie du sagst. Aber er war immer noch mein Vater. Er hat mich alleine großgezogen. Er und die Mafia. Das bin ich, Sky. Ich kann dem nicht entkommen."

Tränen liefen mir über die Wangen.
Bryce lag falsch. Ich hatte es gesehen schon bei unserer ersten Begegnung.
Er war so charmant und hinreißend gewesen in der Lederjacke und er hatte mich sofort aus der Haut fahren lassen mit seinem blöden Gelächter.
Bryce war nicht wie sein Vater.
Aber das wollte er einfach nicht sehen.

„Du musst nichts aufgeben für mich Bryce. Nur die Mauern mit denen du dich ummandelst. Das ist alles wonach ich frage. Lass mich rein, reiß die Mauern nieder so wie ich es getan habe", flehte ich praktisch.

„Sky...", sagte er erschöpft.

Ich könnte ausflippen. Wieso ließ er keins meiner Worte an ihn ran.
Er war ein feiger Salamander und doch konnte ich nicht loslassen.

„Sag mir nur eins, Bryce."
Ich schlug meine Decke zurück und trat ein paar Schritte auf ihn zu, bis ich in seinen eisblauen Augen geradezu ertrunk.
Das hier würde mein allerletzter Versuch sein.
Meine allerletzte Frage.
Und von seiner Antwort hing alles ab.

Seine Augen wurden groß, als ich meinen ganzen Mut zusammen nahm und ihn bei der Hand nahm.

„Liebst du mich?"

Das hier ist ein sehr emotionales Kapitel, das mich beim Schreiben auch ziemlich mitgenommen hat :-(
Es würde mir wirklich die Welt bedeuten, wenn ihr mir eure Gedanken und Gefühle mitteilen würdet, damit ich weiß ob ich hier alles anständig rübergebracht habe.
Rottweiler❤️

Euer Luca
                             

Bad Mafia BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt