Kapitel 67

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Bryce aus dem Wagen in das Waldhaus zu kriegen war wie erwartet ein Kampf.

Er hatte mittlerweile komplett das Bewusstsein verloren. Nur noch das leichte schlagen seines Herzens und die immer schwächer werdenden Atemzüge verrieten mir dass er noch lebte.

Ich hatte ihn vor den Kamin gelegt und Feuerholz aus dem Schuppen geholt.
Bald brannte ein Feuer und eine wohlige Wärme breitete sich aus.
Ich bezweifelte allerdings stark dass Wärme alleine das Problem lösen würden.

Zum Glück kam mein Vater früher immer zum Jagen her und hatte einen gut ausgestatteten Medizinschrank im Badezimmer.
Als erstes träufelte ich Bryce etwas von dem Schmerzmittel zwischen die Lippen.

Dann nahm ich eine Zange und legte sie kurz in puren Alkohol um die Keime abzutöten, bevor ich sein Shirt hochzog und die Wunde ebenfalls mit Alkohol reinigte.
Bryce schrie vor Schmerz auf und ich strich ihm beruhigend durch die Haare.
Mittlerweile glühte er.
Er murmelte zusammenhanglose Sätze, während ich die Zange nahm um die Kugel aus seiner Seite zu entfernen.

Es grauste mich davor, doch ich hatte bei der UNG genug gelernt um zu wissen dass ich die Kugel rausnehmen musste.
Bryce stöhnte schmerzvoll auf als ich mit der Zange in sein Fleisch fuhr und anfing vorsichtig zwischen seinen Rippen herumzustochern.
Mir wurde übel während ich das tat doch ich zwang mich ruhig zu bleiben.
Endlich tastete ich die Kugel.

Mit einem Ruck zog ich sie hinaus und ein Schwall Blut trat zusätzlich aus der Wunde.
Bryce stöhnte erneut auf und ich drückte ein Tuch gegen die Wunde um die Blutung zu stoppen.
Als nächstes würde ich nähen müssen.
Die Wunde war zu groß und wenn er weiterhin so viel Blut verlor würde er nicht lange durchhalten.
Als ich die Nadel in den Alkohol eintauchte spürte ich wie Tränen der Erschöpfung über meine Wangen liefen, doch ich ignorierte sie.
Die ganzen Geschehnisse der letzten 24 Stunden zerrten an meinen Nerven doch ich hatte keine Zeit mich dem hinzugeben.

Meine Hände zitterten als ich den Faden durch die Nadel zog und an seiner Haut ansetzte.
Bryce gab lediglich ein leisen laut von sich als ich mit der Nadel seine Haut durchfuhr und anfing ihn Stich für Stich zu nähen.
Ich fing an mich zu beruhigen, versuchte auszublenden, dass es sich hierbei um einen menschlichen Körper handelte und stellte mir vor er wäre wie damals im Häkelkurs in den meine Mutter mich als Kind gesteckt hatte.

Endlich war es vorbei und ich eine Welle von stolz durchfuhr mich.
Jetzt wo ich das Blut abgewaschen hatte, ließ sich meine Arbeit sehen.
Ich hatte sauber genäht und es schien nichts zu reißen.
Bryce war noch immer nicht bei Bewusstsein, doch sein Atem ging regelmäßig und seine Augen hatten aufgehört zu zucken.

Die Flammen des Kamins warfen ein wunderschönes Licht auf ihn und ich konnte nicht umhin trotz seines Zustands seine Schönheit zu bewundern.
Seine definierten Gesichtszüge schienen im Schlaf etwas weicher und für einen Moment erlaubte ich mir, mir vorzustellen wir wären in einer Welt in der wir richtig Zusammensein könnten.
Ohne Mafias und Gangs und Leute die meinen Tod wollten.

Wenn er nicht dort hineingeboren worden wäre, wenn er anderes als Kälte, Tod und Schmerz gelernt hätte, wie ein ganz normaler Junge, dann hätte er mich vielleicht lieben können.

Doch das tut er nicht, erinnerte mich meine innere Stimme.

Ich unterdrückte ein Seufzen und wollte etwas zu essen suchen, obwohl der Stress mir im Magen lag.
Ich strich noch einmal vorsichtig durch Bryces Haare, bevor ich aufstehen wollte, doch plötzlich griff seine Hand nach meinem Arm und hielt mich bei sich.
Er war geschwächt und es wäre ein leichtes mich aus seinem griff zu befreien.
Vermutlich wäre es auch das richtige, doch bevor ich überhaupt zu Ende gedacht hatte, ließ ich mich wieder nieder.

Er liebt dich nicht, ertönte die Stimme in meinem Kopf, doch diesmal war sie leiser.

Denn während wir vor den Kamin saßen und er im Schlaf meine Hand hielt war es so einfach das Gegenteil zu glauben.
Irgendwann legte ich mich dicht an ihn und versuchte auch ein wenig Schlaf zu kriegen.
Seine Hand hielt meine immer noch fest umklammert und als ich mich hinlegte spürte ich wie sich sein schwerer arm um mich legte.

Ich schloss meine Augen und ignorierte die Alarmglocken die in meinem Kopf schrillten und schrieb, dass das der selbe Mann war der mich vor wenigen Stunden hatte umbringen wollen.
Morgen würden wir zurück in die Realität kehren doch nach diesem Tag war es schön für eine Nacht so zu tun als ob es nicht so wäre.

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Hey ihr süßen, wie geht es euch so?

Könnt ihr sky's Reaktion nachvollziehen oder ist sie einfach nur naiv?

Was hättet ihr an ihrer Stelle getan?

Würde mich mal interessieren :)

Bad Mafia BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt