Kapitel 89

9.3K 237 49
                                    

Es war ein junger attraktiver Mann den ich vorher noch nicht gesehen hatte. Seine dunklen Haare waren ein wenig zerzaust und eine Strähne hing ihm beinah in seine strahlend bernsteinfarbenen Augen.

In einer anderen Welt hätte ich vermutlich sofort mit ihm geflirtet aber... moment aber was Sky?! Der Typ mit dem ich seit Monaten in einer seltsamen On-Off... Situation steckte denn eine Beziehung konnte man das nicht nennen, hatte mich eben quasi lächerlich gemacht und schien offenbar nicht sehr viel von mir zu halten. Ihm war ich nix schuldig! Vielleicht war ich auch zu emotional aber in dem Moment war er mir einfach egal.

Der Typ starrte mich immer noch verwirrt und mir wurde schlagartig bewusst dass ich ihm noch nicht geantwortet hatte und grad wahrscheinlich wie eine schwerhörige rüberkam.

„Ähh... ich wollte eigentlich irgendwie nach Hause."

Er schmunzelte. „Wir sind grade noch dabei alles zu kontrollieren. Du kannst vermutlich erst morgen hier weg wenn du sicher sein willst, mal davon abgesehen dass Bryce bestimmt nicht begeistert wäre." er warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu.

„Woher weißt du-"

„Alle wissen das. Der Mafia Boss ist der einzige der ein Mädchen hier hin bringen dürfte. Und selbst das ist selten vorgekommen bis jetzt."

„Der Mafia Boss ich kann's echt nicht mehr hören." stöhnte ich auf.

„Ja ich kann's mir vorstellen. Aber um fair zu sein hast du es hier schon länger ausgehalten als so manche Rekruten die wir hatten."

„Ehrlich?"

Er zickte mir den Schultern.

„Ich bin übrigens sky" sagte ich obwohl er das bestimmt schon wusste.

„Grayson." Er lächelte leicht und deutete mit dem Kopf in die andere Richtung.

„Soll ich dich in dein Zimmer begleiten?"

mein Zimmer?"

„Das von Bryce. Ich hab angenommen ihr würdet zusammen schlafen wollen?"

Der Gedanke dass Bryce mich nach unserem Streit in seinem Bett finden sollte gefiel mir gar nicht. Da könnte ich ja direkt zu ihm laufen und ihm den dicken Zeh küssen.

„Hmm. Grade ist es zwischen uns etwas... kompliziert."

Erkenntnis leuchtete in seinen Augen.
„Ich hab sonst auch noch ein extra Bett in dem Zimmer in dem ich schlafe."

„Hat hier etwa jeder sein eigenes Zimmer?"

„Nein, die wenigsten schlafen überhaupt hier. Aber ich bleibe öfters da ich meistens Wache halte und mich um die Sicherheit kümmere."

„Das hat ja gut geklappt bisher."

Er warf mir ein schelmisches Grinsen zu. „Ganz schön frech."

„Es stimmt doch oder nicht?"

„Ja schon" sagte er während wir den Gang lang schlenderten „aber Einbrüche sind hier quasi unmöglich. Jemand muss sie reingelassen haben oder ihnen vorab eine Art Schlüssel gegeben haben."

„Warum tut man sich so was an? In die Mafia zu gehen. Da kriegt man ja nur dauernd Todesangst."

„Unterschiedlich. Manche brauchen das Geld. Manche sind kriminell schon so belastet dass wir der einzige Schutz vor dem Knast sind. Manche wie Bryce sind durch ihre Familien schon von Geburt an involviert. Andere genießen den Adrenalinkick und realisieren zu spät wie gefährlich es ist."

„Und du? Du wirkst ... relativ klarsichtig."

„Danke, aber das bin ich nicht. Ich hab in meiner Jugend genug Fehler gemacht und jetzt steck ich schon hier drin. Und selbst wenn ich könnte würde ich nicht mehr gehen. Das ist das einzige Leben was ich kenne und das sind die Leute denen ich blind vertrauen würde. Wir sind Familie. Deswegen tut es auch so weh zu wissen dass jemand von uns uns derartig hintergangen hat."

„Woher weiß ich dass du es nicht bist?" fragte ich misstrauisch. Grayson wirkte zwar sympathisch aber wenn ich eins gelernt hatte dann dass man sich immer irren konnte. Alles war Trug und Schein.

„Naja, ich kann's dir wohl nicht beweisen. Aber mir ging's noch nie um Geld und damit könnten die Serben mich niemals kriegen. So böse und herzlos die Mafia ist, wir sind ein bisschen wie eine eigene polizei. An vielen Orten wo der Staat zu unfähig ist für recht zu sorgen sind wir diejenigen die die Kinder und Familien schützen. Gewalt ist vielleicht illegal aber um einiges effektiver als Geldstrafen."

Das war das erste mal dass ich verstand wie jemand eine emotionale Bindung zur Mafia haben konnte.

„Hier" sagte Grayson und mir fiel auf dass wir vor einer Tür standen.

„Da sind zwei Einzelbetten und du kannst gerne hier schlafen wie gesagt. Es ist nur ein Angebot."

„Okay. Gerne" sagte ich bevor ich es mir anders überlegen konnte. Ein kleiner Teil von mir fühlte sich schlecht wegen Bryce aber um ehrlich zu sein wusste ich dass ich hiermit lediglich bisschen seinen Stolz ankratzen würde. Egal wie attraktiv oder intelligent grayson sein mochte, Bryce war einfach.. was anderes.

Grayson gab mir eins seiner Shirts und während ich mich umzog wartete er brav vor der Tür.

„Steht dir" sagte er als sein Blick im halbdunkeln über meinen Körper schlich.

„Ähm.. danke" sagte ich verlegen.
Flirtete er etwa mit mir???
Wie als hätte er meine Gedanken gelesen setzte er sich auf das Bett neben mir und sagte „hör mal, ich will dich echt nicht in irgendwelche komischen Situationen bringen und ich würde niemals ein Mädchen anmachen das vergeben ist. Aber ich werde nicht lügen und behaupten du wärst nicht genau mein Typ. Und so wie ich das sehe hat Bryce es noch nicht geschafft, dich komplett für sich zu beanspruchen. Was echt ziemlich dumm von ihm ist obwohl er sonst so schlau ist."

Ich wurde ganz rot bei seinen Worten.
„Ich find das echt schmeichend, aber... das mit Bryce ist-"

„Kompliziert? Ja das sagtest du schon."

Ich seufzte und er rückte ein Stück näher. Sein Körper strahlte Wärme aus wie ein glühendes Stück Kohle im Winter.

„Er hätte sich schon lange für dich entscheiden müssen und das wissen wir beide. Denn wenn er das nicht tut wird es irgendwann jemand anderes tun."

Die Wahrheit seiner Worte traf mich wie ein Schlag eines Boxers, aber mein Herz rutschte mir erst in die Hose als ich zur Tür sah und Bryce mit seinen eiskalten blauen Augen erblickte.

Bad Mafia BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt