Kapitel 90

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„Ich hab dich überall gesucht" sagte er leise. Ich konnte nicht raus hören ob es Wut oder Enttäuschung oder einfache Gleichgültigkeit war.

Die Worte blieben mir Hals stecken weil ich ganz genau wusste dass er zumindest den letzten Teil unseres Gesprächs gehört haben musste.

Ich erwartete dass Grayson sich irgendwie rechtfertigen oder zurückrudern würde aber er stand nur auf.

„Vielleicht lasse ich euch zwei mal alleine" sagte er und warf Bryce einen Blick zu den ich nicht entschlüsseln konnte, dann verließ er den Raum.

Wir blieben in stille bis es nahezu unerträglich war.

„Ich wollte mich eigentlich entschuldigen" sagte er schließlich und mied den Blickkontakt.

„Bryce, -"

„Verdammt Sky. Weißt du überhaupt was du da machst? Was du mit mir machst wenn du mit ihm..."

„Es ist nichts passiert!"

„Das ist mir egal."

„Natürlich ist es das" sagte ich bitter.
„Wann war es dir nicht egal?"

„Das meinte ich nicht. Es ist mir egal ob da was passiert ist weil mich das so schon auseinandernimmt!"

Tränen stiegen in meine Augäpfel und auch seine Stimme klang verletzt.

„Ich weiß nicht was hier passiert okay? Es ist nur so viel auf einmal aber scheisse Bryce er hat irgendwo recht."

„Denkst du ich weiß das nicht? Ich sehe doch wie dich jeder einzelne Typ anguckt egal wo ich mit dir hingehe. Und wenn es so einfach wäre würde ich jeden sofort verprügeln der dich auch nur anschaut aber das kann ich nicht da es unfair wäre. Auch für dich."

„Dann Entscheid dich. Ob du mich willst oder nicht so einfach. Du machst es dir schwerer als du musst."

Zum zweiten Mal an diesem Abend wurde Bryce unterbrochen, noch bevor er mir antworten konnte.

„Boss, wir brauchen dich im Lager. Sieht so aus als wären ein paar...-„
Sein Blick blieb kurz an mir hängen.
„...Dinge weggekommen."

Ich konnte sehen wie viel Überwindung es Bryce kostete seinen Blick von mir zu lösen, um Vladimir ein kurzes Nicken zu geben.
Als er mich wieder ansah, hielt sein Blick so viel Bedauern und Reue, dass ich ihn am liebsten gepackt und geküsst hätte, bis auch die letzten Zweifel in seinem Kopf verstummt wären.
Doch bevor ich irgendwas tun konnte, war Bryce auch schon durch die Tür verschwunden und ließ mich mit einem leeren Gefühl zurück, das ich mittlerweile schon gut kannte.

Eine Weile blieb ich einfach auf dem Bett sitzen und wartete darauf, dass irgendwas passierte.
Dass Grayson zurückkam, oder das Bryce umkehrte, oder Vladimir mich nach Hause bringen würde, doch nichts dergleichen geschah.
Ich hörte Stimmen draußen auf dem Flur und Schritte auf dem Beton, doch die Zimmertür öffnete sich nicht.

Nach einer Weile erwachte ich aus meiner Starre und fing an mir das Zimmer genauer anzugucken.
Es war sehr minimalistisch und nur mit dem nötigsten ausgestattet: zwei schmalen Einzelbetten, einem ebenso schmalen Schrank, einem kleinen Tisch mit vier Stühlen und einem  Nachttisch neben beiden Betten.
Nicht mal ein Schreibtisch gab es, aber ich bezweifelte ohnehin, dass Mafia Mitglieder sich mit Papierkram beschäftigten.
Ausserdem meinte Grayson ja, dass er nicht oft hier schlafen musste.

Auf der einen Seite war eine kleine Tür, die in ein Badezimmer führte.
Es war nicht größer als der Rest des Zimmers, aber zu meiner Erleichterung sauber und ordentlich.
Ich öffnete den Schrank und sah mehrere frische Handtücher, also beschloss ich kurzerhand eine Dusche zu nehmen.
Da ich nichts zum Wechseln hatte, nahm ich mir außerdem noch ein frisches T-Shirt und eine deutlich zu große Sporthose aus dem Schrank.

Meine Muskeln entspannten sich unter dem heissen Wasserstrahl und ich schloss erschöpft die Augen.
Sowohl das Duschgel als auch das Shampoo waren für Männer und ich hoffte inständig, dass Bryce das nicht bemerken würde, während ich meine Haare wusch.
Als ich aus dem verdampften Badezimmer wieder das Zimmer betrat, saß Grayson auf dem Bett und tippte auf einem Handy rum.

Er hob den Kopf, als er mich bemerkte und seine Augen glitten meinen Körper rauf und runter, bevor er mir in die Augen blickte und mir ein Grinsen schenkte, das jedes andere Mädchen sicherlich aus der Bahn geworfen hätte.

„Ich...ich habe keine Wechselsachen mitgenommen", versuchte ich mein Outfit zu rechtfertigen.
Sein Grinsen wurde nur noch breiter, aber zu meinem Glück, verkniff er sich ein Kommentar.

„Du wirst mich noch in Probleme bringen wenn du in dem Outfit in meinem Zimmer rumlungerst, weißt du?", fragte er, und obwohl er immer noch grinste, wusste ich dass ein bisschen Wahrheit in seinen Worten mitschwang.
Bryce würde vermutlich völlig ausrasten.
Warum auch immer...so wichtig schien ich ihm ja auch nicht zu sein.
Er idiot bildete sich ein irgendein Besitzanspruch auf mich zu haben. Auf mich!! Sky Nikita West!
Pah.

Trotzdem kannte ich ihn gut genug um zu wissen, dass sein Temperament nicht zu unterschätzen war.
Keiner sollte wegen mir in Schwierigkeiten geraten.

„Ich wollte ohnehin gerade rüber zu Bryce", log ich.
„Er wird sonst wieder nicht schlafen können", schwindelte ich weiter.
Irgendwie musste ich bei der Geschichte ja auch gut wegkommen.

„Ist vermutlich besser so."
Grayson lachte.

Naaa, Rottweiler
Was haltet ihr von Grayson?
Wird sich auf den letzten Metern doch noch alles ändern oder denkt ihr dass Bryce und Sky sich endlich mal am Riemen reißen und am Ende glücklich werden.
Lasst es mich wissen ihr verrotteten Weiler
❤️❤️❤️
Xoxo Luca

Bad Mafia BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt