Brownies zum Feierabend

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"Puhh endlich Feierabend" murmelte ich und drehte den Schlüssel im Schloß herum, ehe ich meine Schürze auf den Tresen pfefferte und die Musik etwas aufdrehte. Wie so oft in letzter Zeit war ich heute alleine im Cafe und hatte daher - mal wieder - eine Megaschicht hinter mir. Nick war in letzter Zeit öfter etwas unpässlich, was ich zwar aufgrund seiner akuten Verliebtheit verstehen - als Geschäftsfrau jedoch nicht länger gutheißen konnte. Seit Nick in dieser Beziehung war, interessierte er sich für nichts Anderes mehr als für seinen neuen Partner - auch nicht für mich oder unser Geschäft. Langsam geriet auch ich an meine Grenzen und musste darüber nachdenken nun doch Personal einzustellen, obwohl wir uns bisher immer ganz gut ohne zusätzliche Mitarbeiter durchgeschlagen hatten. Seufzend begann ich die Abrechnung für diesen Tag vorzubereiten und band mein Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen.
Ich nahm an meinem kleinen Schreibtisch in dem wirklich winzigen Büro platz, setzte meine Brille auf und begann das Geld zu zählen, als mein Handy auf dem Tisch zu vibrieren begann. Stirnrunzelnd warf ich einen Blick darauf, während ich das Geld in der Tasche verstaute und nahm das Gespräch entgegen.
"Mister Stark..." begrüßte ich ihn - seit unserem äußerst merkwürdigem Treffen am Strand vor einigen Tagen hatte ich außer einer Nachricht nichts weiter von ihm gehört. Nun, ich hatte auch nicht wirkich damit gerechnet von ihm zu hören - dennoch freute ich mich irgendwie darüber. Seltsam war diese "Freundschaft" die sich nun zwischen uns entwickelte dennoch irgendwie.
"Miss Hanson" ertönte seine Stimme und ich klemmte mir das Telefon zwischen Kinn und Schulter um das Geld im Safe zu verstauen "Kommt ein einsamer Mann um diese Zeit noch an einen Kaffee?" fragte er ohne Umschweife. "Kaffee?" wiederholte ich und tippte gleichzeitig die heutigen Einnahmen in den Computer.
"Ja, du weiß schon... dieses braune, heiße Zeug, dass du in deinem Laden verkaufst" ulkte er und ich verdrehte die Augen. "Nun, ich bin nicht Zuhause und der Laden hat geschlossen" entgegnete ich und korrigierte meine Eingabe - er störte meine Konzentration! "Ich weiß... aber du bist noch da und ich... ich würde soooo gerne noch einen Kaffee trinken" antwortete er und ich hörte ein lautes Klopfen aus dem Laden. Mit einer seltsamen Vorahnung im Bauch stand ich auf und lugte aus der Tür meines Büro's um zu sehen wie Tony Stark vor der Tür meines Cafe's stand und mit übertrieben traurigem Blick zu mir hinein sah.
"Also du bist wirklich..." ich lachte kopfschüttelnd und beendete das Gespräch, bevor ich zur Tür ging und ihm öffnete. "DAS nenne ich echten Service" grinste Tony und trat wie selbstverständlich ein, ehe ich hinter ihm wieder abschloss. "Du hast Glück, dass ich aktuell noch so lange hier bin..." erklärte ich ihm und verschwand hinter dem Tresen, während Tony sich aufmerksam umsah und nickte. "Hübsch hast du's hier..." bemerkte er und drehte sich schmunzelnd zu mir um "Ist das die Brille der Chefin?" sprach er die Lesehilfe auf meiner Nase an. Ich verdrehte die Augen "Das ist die Brille der Multifunktionskraft" ich verzog das Gesicht und schnappte mir zwei Tassen aus dem Regal hinter mir.
"Also, was soll's sein?" abwartend sah ich ihn an. "Einfach nur Kaffee, viel Kaffee" er verzog das Gesicht und lehnte sich gegen den Tresen "...uhhh und wenn du noch so ein Stück von den Brownies..." breit grinsend sah er mich an. "Kein Problem" nickte ich und stellte ihm den Teller mit einem der Brownies vor die Nase, ehe ich unseren Kaffee zubereitete.
"Was tust du eigentlich hier?" hakte ich schließlich nach, während Tony mich mit vollem Mund ansah - er war wirklich unglaublich! Ja, es hatte sich absolut etwas seit unserem letzten Aufeinandertreffen verändert - ER hatte sich verändert und ich dadurch auch irgendwie.
"Ich..." er schluckte den letzten Rest seines Brownies herunter "...ich war auf der Durchreise und dachte ich schau mal vorbei" grinste er und zuckte mit den Schultern. "Soso auf der Durchreise, ja?" lächelte ich wissend - mit Sicherheit war er bei einer seiner Geliebten und obwohl ich nach außen hin locker tat, spürte ich ein wenig Eifersucht in mir aufsteigen. "Ich wollte mal sehen was du hier so zu bieten hast..." gestand er und schlürfte an seinem Kaffee.
"Nun, zu dieser Uhrzeit eine zu Tode erschöpfte Chefin und die Reste des Kuchens" entgegnete ich gequält lächelnd. Tony schielte nach dem letzten Stück Brownie in der Auslage, das ich ihm seufzend auf den Teller packte. "Ich dachte ihr wärt hier zu Zweit?" erkundigte er sich, ehe er seelig grinsend in sein zweites Stück Kuchen biss. Nun, sollte es doch lieber auf seiner statt auf meiner Hüfte landen!
"Ja eigentlich sind wir das auch..." seufzte ich und dachte einen Moment darüber nach, ob es so richtig war ihm von meinem momentanen Frust über Nick zu erzählen. Ich liebte meinen besten Freund wie einen Bruder, doch aktuell fühlte ich mich hoffnungslos im Stich gelassen und er schien dies nicht einmal zu bemerken.
Tony sah mich abwartend an, während ich mit mir und meinem Gewissen haderte "...Nick hat seit Kurzem einen neuen Partner und ist..." ich seufzte und verzog das Gesicht "... er ist in letzter Zeit im wahrsten Sinne des Wortes etwas abwesend". Tony nickte und schob den leeren Teller von sich - es schien als hätte seine letzte Geliebte ihm ordentlich hunger bereitet. Innerlich stöhnte ich über diesen eifersüchtigen und kindischen Gedanken - schließlich habe ICH die Affäre beendet und genau dies aufgegeben, oder?
"...und jetzt stehst du hier alleine?" er verzog das Gesicht und spielte mit dem Löffel in seiner Tasse. "Ja... da wir keine weiteren Mitarbeiter haben ist dies wohl so..." gestand ich "...die Phase der ersten Verliebtheit wird sich schon legen und Nick dann wieder voll da sein" lächelte ich und nahm somit meinen besten Freund in Schutz "...er hat es ja auch verdient glücklich zu sein".
Tonys zweifelnder Gesichtsausdruck ließ mich genau wissen, was er davon hielt "Nun stehst du also den ganzen Tag hier und hast keine Zeit für die schönen Dinge im Leben?" sein schelmischer Gesichtsausdruck ließ mich genau wissen wovon er sprach und ich räumte kopfschüttelnd das Geschirr zusammen. "Nun Mister Stark, nicht jeder von uns ist Milliardär und kann sich seine Zeit so einteilen um in jedem Bundestaat mindestens zwei Geliebte unterhalten zu können" entgegnete ich. "Nun, die in diesem Bundeststaat hat vor nicht allzu langer Zeit gekündigt also..." er zuckte mit den Schultern und schenkte mir einen nachdenklichen Blick.
Ich lehnte mich an den Schrank hinter mir und verschränkte die Arme vor meiner Brust, als ich seinen Blick erwiderte - er wirkte müde und erst jetzt fiel mir auf, dass er eine kleine Wunde über der linken Augenbraue hatte, die recht frisch wirkte. Sein Haar war etwas durcheinander und auch seine Hände wirkten etwas lädiert - ich fragte mich was er getrieben hatte.
Sein Blick ruhte noch immer auf mir und ich vermochte beim besten Willen nicht zu sagen was er gerade dachte - doch irgendwas zwang mich dazu seinem Blick standzuhalten. Eine Weile sahen wir uns nur an, ehe Tony plötzlich langsam nickte und sich streckte - irritert schüttelte ich den Kopf. "Nun, die Brownies hier sind absolut himmlisch, du musst mir unbedingt verraten wo du die her hast" grinste er mich an und ging zur Tür.
Ich erwiderte sein Lächeln und hob die Arme "Sie steht vor dir" beantwortete ich seine Frage und er schien einen Moment lang sprachlos zu sein. "Du schmeißt hier den Laden und machst auch noch diese süchtig machenden Goldstücke?" er hob überrascht die Augenbrauen und sah mich an. Ich zuckte mit den Schulter und folgte ihm zur Tür "Zumindest noch..." erwiderte ich - irgendwie freute mich diese Begeisterung aus seinem Mund und das altbekannte Kribbeln setzte wieder ein. Hör auf damit, Jess!
"Respekt Jess... Sieh zu, dass du diesem Nick in den Hintern trittst und dich hier nicht völlig verausgabst" riet er mir und sah mich einen Moment ernst an "Es gibt noch mehr im Leben als nur zu arbeiten" lächelte er. Ich verzog den Mund und sperrte die Tür hinter ihm auf "Sagt sich leicht, wenn man einer von den Superreichen ist" entgegnete ich. Tony beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange "...wäre schade um dich..." murmelte er, ehe er mein Cafe verließ. Nun hatte ich defintiv Denkmaterial für die nächsten Wochen!

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