Heartbeat Nights

Ein Albtraum I

Wie in Trance saß Tony neben Jess auf dem Boden und hielt sie in seinen Armen, während sie noch immer stumm und regungslos vor sich hin starrte. Bereits vor einigen Minuten hatte er Rhodey und Happy informiert - die beiden einzigen Menschen denen er in einer solchen Situation vertraute. Pepper würde er diese Sauerei hier gewiss nicht zumuten!

"Tony, was... ach du scheiße..." Rhodeys entsetzte Stimme riss ihn aus seiner eigenen Gedankenwelt und er blickte auf - seine Arme noch immer um Jessica's Körper geschlungen. "Rhodes..." murmelte er und schloss für einen Moment die Augen, ehe er sich mühevoll erhob und Jess sanft mit sich zog. Die junge Frau starrte an ihm vorbei durch die Panoramafenster, ihre Haut fühlte sich kühl an - ein sicheres Zeichen für einen schweren Schock. "Hast du den... den Krankenwagen gerufen?" wollte er wissen und blickte seinen Freund an, als auch Happy um die Ecke bog und augenblicklich blass wurde. "Scheiße, Tony..." murmelte auch er und trat vorsichtig näher. Er hatte seine beiden Freunde bereits im Vorraus über die Geschehnisse informiert, hatte sie auf das vorbereitete was sie vorfinden würden und er hatte Rhodey darüber aufgeklärt wer die Waffe benutzt hatte."Bring sie hier weg, danach reden wir..." entschied Rhodey und blickte auf Jess, die ihren Blick fast robotergleich zu der Leiche auf dem Boden richtete - noch immer zeigte sie keinerlei Reaktion und dies besorgte Tony fast mehr als alle Tränen und alles Geschrei es getan hätten.

Stumm nickte er seinem Freund zu und lenkte Jess behutsam in Richtung seines Badezimmers, wo er sie Beide von der blutigen Kleidung befreite und Jess unter die Dusche schob, ehe er ihr folgte. "Alles wird gut, hörst du Schätzchen?" murmelte er leise, während das warme Wasser auf sie Beide herabprasselte und er begann ihr Gesicht und ihre Arme von Nick's getrocknetem Blut zu befreien. "Rhodey hat Kontakte die dir helfen, du hast Nichts zu befürchten... Alles wird wieder gut..." redete er weiter und versuchte damit nicht nur sie, sondern auch sich selbst zu beruhigen. Er konnte es sich jetzt nicht erlauben auszuflippen, denn auch er war einen solchen Anblick nicht gewohnt - wäre er alleine, er wäre mit Sicherheit ausgerastet!"Gleich haben wir es geschafft..." murmelte er und schäumte ihr Haar ein, um sicherzugehen dass nicht ein einziger Tropfen von Blut oder Hirnmasse sich mehr an ihr befanden. Jessica ließ die Prozedur stumm über sich ergehen, sie bewegte sich nicht einen Millimeter und sagte kein einziges Wort - einzig ihre Augen blickten hilflos umher und zeigten ihm, dass sie noch Teil dieser Welt war.

Eine Welle von Mitleid überkam ihn, als er Jess in eines der Handtücher wickelte und sich selbst abtrocknete, ehe er sie in das angrenzende Schlafzimmer führte. Er bemühte sich ruhig zu atmen und sein Gehirn so gut wie möglich auszuschalten, doch seine Hände zitterten als er sich selbst in Sporthosen und Shirt kleidete und Jess eines seiner großen T-Shirts überzog."Schätzchen... am Besten legst du dich ein wenig hin... der Arzt wird gleich bei dir sein und ich... ich kümmere mich um Alles okay?" sprach er ihr weiter gut zu und schob sie sanft in Richtung des großen Bettes. Seufzend drückte er sie auf die Matratze und kramte in seiner Schublade nach einem dicken paar Socken, die er ihr über die eiskalten Füße striff, ehe er die Bettdecke über ihr ausbreitete und ihr einen weiteren prüfenden Blick zuwarf. Erneut starrte Jess aus dem Fenster vor sich, sie saß stocksteif auf dem Bett und starrte einfach nur reglos vor sich hin - es brach ihm das Herz sie so zu sehen, doch er musste sich jetzt um diese Angelegenheit kümmern.

Aufgewühlt trat er aus dem Schlafzimmer und bemerkte, dass der Arzt sowie einige der Polizisten bereits eingetroffen waren und sich mit Rhodey unterhielten. Als sein Freund ihn erblickte, murmelte er dem Polizeibeamten etwas zu und kam ihm dann entgegen. "Ich habe meine Kontakte im Justizministerium spielen lassen, die belassen es vorerst auf deiner Aussage wollen mit Jessica aber sprechen sobald sie soweit ist. Es werden jetzt Spuren genommen und die übliche Prozedur abgespielt... Du musst aussagen und dann wird diese Geschichte so privat wie möglich behandelt..." klärte sein Freund ihn auf und Tony nickte. "Danke Rhodes..." murmelte er leise und sah den Arzt an, der an seine Seite trat. "Setzen Sie sich Mister Stark..." forderte dieser ihn auf, doch Tony schüttelte den Kopf. Tatsächlich war sein Körper noch voller Adrenalin, weshalb er selbst von seinen Verletzungen noch nicht viel spürte - die Behandlung seiner Wunden konnte also warten."Kümmern Sie sich erst um Miss Hanson..." wies er den Mediziner an und nickte in Richtung der Schlafzimmertür "Wie Sie meinen..." erwiderte dieser und schnappte sich seinen Koffer, ehe er sich erneut in Bewegung setzte.

"Mister Stark?" der jüngere der beiden Beamten blickte ihn erwartungsvoll an "Ich würde gerne Ihre Aussage aufnehmen..." kündigte er an. Tony nickte erneut "Möchten Sie vorher einen Anwalt einschalten?" erkundigte sich der junge Mann bei ihm, als Tony ihn zu jenem kleinen Büro führte, in dem er noch vor Kurzem mit Nick gesessen hatte. "Nicht nötig... Die Video- und Tonaufnahmen lassen keine Zweifel zu..." erklärte Tony knapp und setzte sich dem Beamten gegenüber an den Tisch. "Es gibt...?" erwiderte Dieser und hob überrascht den Kopf. "Dieses Hochhaus ist ein Hightec-Unternehmen - natürlich wird hier Alles überwacht..." erklärte Tony schulterzuckend. "Jarvis... die Aufnahmen des Penthouses auf den Bildschirm hier - ein Vorlauf von zwei Stunden sollte genügen..." forderte er seine AI auf, die innerhalb weniger Minuten das gewünschte Material auf dem Fernseher an der Wand abspielte. Tony wagte es nicht seinen Blick auf den Bildschirm zu richten, doch der junge Beamte runzelte konzentriert die Stirn als er das Geschehen verfolgte. "Können wir...?" begann er kurz darauf seine Frage, doch Tony nickte "...die Kopie ist bereits auf ihrem Server..." beantwortete er diese sogleich. "Danke Mister Stark - ich wünschte Alles wäre so einfach..." bemühte sich der junge Beamte und lächelte. Es dauerte einige Zeit, bis die Spurensicherung ihre Arbeit getan hatte und die Leiche aus seinem Penthouse abtransportiert wurde. Wie in Trance verfolgte Tony die einzelnen Schritte, lauschte den Ausführungen der Beamten und bemühte sich so konzentriert wie möglich alle weiteren Fragen zu beantworten. Dieser Tag war ein gottverdammter Albtraum und er hoffte inständig, dass sowohl er als auch Jess diese Sache ohne bleibende Schäden überstehen würden.