Ein Herz für Streuner

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Er musste unwillkürlich lächeln, als er sah wie sehr sich Jess' Gefühle miteinander zu streiten schienen - es ging ihm ja genauso. Nach ihrem Gespräch und im Bewusstsein darüber, wie sehr er sie damals verletzt haben muss, hatte er sich fest vorgenommen es langsam angehen zu lassen. Er wollte ihr unbedingt beweisen, dass er sich geändert hatte! Doch dann hatten sie den Abend über immer wieder diese Blicke ausgetauscht und er hatte immer öfter daran gedacht, wie gern er sie jetzt küssen würde.
Als sie dann alleine waren... nun, er konnte nicht anders und jetzt im Nachhinein bereute er diesen Kuss kein bisschen - im Gegenteil er sehnte sich nach mehr. Selbstverständlich hatte er nicht vor, seine Fehler von damals zu wiederholen, dennoch war er manchmal ein wenig... er verursachte manchmal unbewusst Fehler ohne es zu merken. Als er Jess' Blick erwiderte, überkam ihn erneut der Wunsch sie zu berühren und er seufzte tief, woraufhin sie fragend die Augenbrauen hob. "Was geht in deinem Kopf vorsich?" wollte sie wissen - ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie neigte den Kopf zur Seite. "In MEINEM Kopf?" wiederholte er und verzog seinen Mund zu einer Grimasse "Ich...." er fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. Wie sollte er ihr erklären was in ihm vorging, ohne dass es in einem Fettnäpfchen endete? "Nun...?" hakte sie nach und lehnte sich an den Tresen in ihrem Rücken. "Du machst mich fertig Jessica...." stöhnte er und blickte sie an. Ein lautes Lachen drang aus ihrem Mund "ICH mache DICH fertig? Das ist doch wohl ein Witz!" rief sie kopfschüttelnd.
"Nein absolut nicht... Hör mal du, du wolltest es doch langsam angehen lassen und dann..." er ließ den Satz unbeendet und sah sie vorwurfsvoll an. Angriff war die beste Verteidigung, oder?
Jess kniff die Augen zusammen und erwiderte seinen Blick "Nun gib nicht mir die Schuld, Stark!" rief sie empört und versetzte ihm einen Schlag gegen die Brust. "DU hast schließlich MICH geküsst!" brachte sie zu ihrer Verteidigung hervor und unterstrich diese Aussage mit ihrem erhobenem Zeigefinger. Nun, wo sie recht hatte... "Aber du hast mitgemacht..." warf er ein und grinste vergnügt als sie fassungslos den Kopf schüttelte.
"Vielleicht solltest du nun nach Hause gehen und darüber nachdenken, was du getan hast" entschied Jess und hob ihr Kinn ein wenig an - eine Geste, die verriet wie ihr langsam die Argumente ausgingen. "Sollte ich also, ja?" wiederholte er und beschloss, dass dies für heute sicher das Beste war - andernfalls wäre der Plan es langsam angehen zu lassen sicher hinfällig und er würde seine Hände nicht für lange Zeit bei sich behalten.
"Nun, wie du meinst..." entgegnete er schließlich und zuckte mit den Schultern, während er sich vom Tresen abstieß und auf sie herab blickte.
"Wie wäre es, wenn ich dich..." er dachte einen Moment lang nach und übrflog in Gedanken seine Pläne für den morgigen Abend. Den Termin mit Pepper und dem Vorstand konnte er nicht canceln - so gern er dies auch wollte! Pepper würde ihn umbringen und er wäre dann mit den Gedanken nicht zu hundert Prozent bei Jess, also würde er sich wohl oder übel noch einen Tag länger gedulden müssen. Verdammte Verpflichtungen!
"...wenn ich dich übermorgen zum Essen einlade?" beendete er schließlich seinen Satz und sah, wie sie skeptisch die Stirn runzelte. Ja, auch ihm war bewusst, dass ihr letztes gemeinsames Dinner Date in einer Katastrophe endete und dennoch... Aus irgendeinem Grund wollte er mit diesem Dinner ein kleines bisschen Wiedergutmachung leisten.
Zweifelnd blickte sie ihn an, es war offensichtlich wie sehr sie mit sich haderte. "Nur essen, eine nette Unterhaltung und nur wir Beide. Du hast jederzeit die Möglichkeit zu gehen und wenn du möchtest, fahre ich dich sogar noch nach Hause" bot er an und schenkte ihr ein vorsichtiges Lächeln. Jess stöhnte leise auf, warf dann die Arme in die Luft und nickte schließlich ergeben
"Na gut. Nur essen und reden" wiederholte sie und schüttelte dann den Kopf "Unfassbar, dass ich dir diese Chance erneut gebe obwohl ich mir geschworen hatte dies nicht zu tun" murmelte sie und blickte nun ihn vorwurfsvoll an. "Du bist eben zu gutherzig" lächelte er erleichtert und folgte ihr zur Tür des Bistros. "Tja...ich habe eben ein Herz für Streuner..." lachte sie und zuckte mit den Schultern.
"Der neue Tony wird es wert sein" versicherte er ihr und legte seine Hand auf die Ihre, als sie ihm die Tür aufhielt - ein subtiler Hinweis, dass es für ihn nun Zeit war zu gehen. "Nun, der neue Tony wird sich diesmal doppelt und dreifach unter Beweis stellen müssen" ergänzte sie mit einem schiefen Lächeln.
Es schien tatsächlich so, als wäre sie sich ihrer Entscheidung noch immer nicht ganz sicher, aber damit konnte er leben.
"Du wirst es nicht bereuen" murmelte er und drückte ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel, ehe er aus der Tür trat und nach einem letzen Blick auf sie, zu seinem Wagen ging. "Nun, es hätte wesentlich schlimmer laufen können" murmelte er zu sich selbst, als er kurz darauf hinter das Lenkrad glitt und den Wagen startete. Blieb nur zu hoffen, dass er es dieses Mal nicht auch wieder vermasselte.

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