Als Jess ihn mit ihren blauen Augen sprachlos anstarrte, wusste Tony, dass sie ihm seinen Fehltritt vor zwei Jahren noch nicht verziehen hatte. Lange hatte er nach diesem Vorfall versucht mit ihr zu reden, ihr zu erklären, was er eigentlich nicht erklären konnte - sie hatte ihn wehement abgeblockt und war dann auf und davon. Als er schließlich vor dem verschlossenen Cafe stand und dank seiner Recherchen - er konnte es nicht sein lassen - erfuhr, dass sie nach New York gezogen war... Nun, er hatte sich mehr als mies gefühlt und hatte einige Zeit daran zu knabbern.
Dann überschlugen sich die Ereignisse - vor lauter Wut und Selbstüberschätzung hatte er nicht nur Pepper in Gefahr gebracht, sondern auch seine Villa samt Einrichtung verloren - sie wurde quasi pulverisiert. Nun, diese Ereignisse hatte ihn in seinem tiefsten Selbst erschüttert, sie hatten ihm zeitweise sein Selbstvertrauen genommen und ihm gleichzeitig einige Erkenntnisse über sich selbst geschenkt. Als er vor einigen Monaten seine Zelte in New York - im Stark Tower - aufschlug und seine Wunden leckte, war Jess stets eine Erinnerung in seinem Hinterkopf - ein vorwurfsvolles Nagen an seinem inneren Frieden. Selbst die Gespräche mit Pepper und die Wandlung zu einem erwachsenerem, verantwortungsvollerem Mann, hatten ihm nie darüber hinweghelfen können.
"Du hast dich in sie verliebt, Tony..." Pepper hatte ihn angelächelt und die Beine übereinander geschlagen. ER? Verliebt? Sicher nicht! "Der große Playboy Tony Stark hat sich in eine Frau verliebt, die ihm mehr als deulich seine Grenzen aufgezeigt hatte, nachdem er sie behandelt hat wie alle Anderen zuvor..." sie hatte geschmunzelt und er hätte schwören können, dass etwas Genugtuung in Peppers Blick lag, als sie ihm offen sagte was sie dachte.
Er hatte es nicht hören wollen, er war noch nicht bereit für diese neue Seite an sich. Vor zwei Jahren hätte er sich nun eine Geliebte nach der Anderen bestellt und sich das Hirn aus dem Kopf gevögelt um ihr und sich selbst zu beweisen, dass sie unrecht hatte - stattdessen hatte er sich mit einem Drink in seine Werkstatt zurückgezogen und an der Wiederauferstehung der Iron Legion gearbeitet. Tag und Nacht waren ihm Peppers Worte und dieser verletzte, zutiefst enttäuschte Blick, den Jess ihm zuletzt zugeworfen hatte durch den Kopf gegangen. Tag und Nacht hatte er darüber nachgedacht was passiert wäre, wäre er an diesem Abend nicht Flint Maddows über den Weg gelaufen - hätte er weiterhin so gehandelt? Wäre er weiterhin verbindlich unverbindlich mit Jess umgegangen? Hätte er sich dann jemals geändert?Als er heute Morgen die Zeitung aufgeschlagen hatte, die Pepper ihm wortlos auf den Frühstückstisch legte, hatte es ihn getroffen wie einen Blitzschlag! Ein kleiner Artikel - fast unscheinbar - wies auf die Neueröffnung dieses Bistro's hin. Fast wäre er darüber hinweggeflogen, wie über die meisten dieser unwichtigen Artikel - warum hatte Pep ihm dieses Schmierblatt überhaupt hierher gelegt?
Doch das kleine Bild über dem Artikel - fast unscharf - zog ihn in seinen Bann. Jess lächelte ihm daraus entgegen, ihr Haar war etwas kürzer, etwas leuchtender - doch sie war es eindeutig. Sie stand in der Mitte zweier anderer Personen, von denen ihm zumindest die Frau vage bekannt vorkam."Was hast du vor Pep?" murmelte er leise und schlug die Zeitung zu, ehe er für einen Moment die Augen schloss.
Den ganzen Tag über beschäftigte ihn dieser Artikel - jetzt da er genau wusste wo sie war, konnte er an nichts Anderes mehr denken. Natürlich hätte er mit Leichtigkeit herausfinden können, wo sie wohnte oder arbeitete, ob sie einen Partner hatte und mit welchen Krankheiten sie in den letzten zwei Jahren zu kämpfen hatte - doch er hatte sich diese Grenze immer bewahrt... Es war die Grenze, die ihn davon abhielt sich zu sehr mit den Fehlern seiner Vergangenheit zu beschäftigen - wer weiß, was dies mit ihm machen würde!
Ehe er weiter nachdenken konnte, war er dann am Abend in einen seiner Wagen gesprungen um zu diesem Bistro zu fahren - er wollte nur sehen was sie auf die Beine gestellt hatte, er wollte nur einen kurzen Blick darauf werfen und dann wieder fahren... doch dann parkte er seinen Wagen und stieg aus. Wie in Trance ging er auf das kleine Bistro zu, als er Jess davor entdeckte. Seltsamerweise schnellte sein Puls in die Höhe und ihn überkam soetwas wie - Nervosität?
Nun, da sie ihn schockiert ansah und sich langsam erhob, spürte er einen winzigen Stich im Herzen - so fühlte sich also Reue an. "Herzlichen Glückwunsch zu deiner Eröffnung" wiederholte er und wünschte sich, sie würde etwas erwidern - irgendetwas! Jess sah ihn weiterhin an, kniff die Augen zusammen und widmete sich dann erneut den Stühlen und Tischen hinter sich. Autsch, scheinbar hatte er diese Eiseskälte wirklich verdient!
"Jess ich..." begann er leise und starrte dabei auf ihren Hinterkopf "...es ist viel Zeit vergangen und..." murmelte er weiter - er fühlte sich das erste Mal im Leben wie ein kompletter Idiot!
Schweigend kettete sie den letzten Stapel der Stühle an, ehe sie sich zu ihm umdrehte und ihn fest ansah - ihre Augen schossen Blitze in seine Richtung "Was? Willst du mir jetzt erklären, dass du dich geändert hast und all die Dinge bereust, die du getan hast?" ihre Stimme durchschnitt die Stille und für einen Moment hob er - verwundert darüber - die Augenbrauen. "Nun...ja.. nein.. ich meine..." was tust du da Stark? Rede doch einfach normal und nicht wie Jemand, dem man die Hälfte des Gehirns entfernt hatte!
"Ich würde gerne mit dir reden um einge Dinge klarzustellen..." entgegnete er schließlich und versuchte sich an einem entwaffnendem Lächeln. Ein trockenes Lachen entfuhr ihrem Mund und sie hob die Hand "Es gibt nichts auf dieser Welt, dass du sagen könntest... Spar dir also die Mühe und such dir ein anderes Opfer" unterbrach sie ihn und warf ihm einen eisigen Blick zu, ehe sie auf dem Absatz kehrt machte, in ihr Bistro ging und die Tür hinter sich abschloss.
Wow... einen Moment lang blickte er ihr durch die Glasscheibe der Tür nach, ehe er betreten zu seinem Wagen zurück ging. Hatte diese Frau ihm tatsächlich gerade die Rechnung für sein Verhalten vor zwei Jahren präsentiert, indem sie ihn einfach so abfertigte? Sie gab ihm nicht mal die Chance einer Erklärung, sondern tat, als wäre er noch immer der, der er bei ihrer letzten Begegnung war.
"Woher soll sie es denn wissen Stark? Woher soll sie wissen, wie sehr du es bereust was du ihr angetan hast?" schoss es durch seinen Kopf, als er hinter dem Steuer seines Sportwagens saß. Warum zur Hölle machte ihm das gerade so zu schaffen, warum spürte er dieses entsetzliche Ziehen in seinen Eingeweiden?
"Du bist verliebt in sie Tony... die Anzeichen deuten schon von Anfang an darauf hin..." tauchte Peppers selbstzufriedene Analyse in seinem Kopf auf - nun, dies sorgte nicht unbedingt dafür, dass er sich gerade besser fühlte!
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Heartbeat Nights
Fanfic- PAUSIERT - "Ich bin weltoffen und cool und habe eine Affäre mit Tony Stark" so Jess, die nach einer jahrelangen, öden Beziehung endlich mal ihre Freiheit genießen will. Doch leider läuft nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt hat - Was passi...