"Tony?" Pepper sah ihn abwartend an und tippte ungeduldig mit ihrer Schuhspitze auf den Boden. Ertappte richtete er seinen Blick auf sie, sie saß hinter ihrem großen Schreibtisch vor der breiten Glasfront, die Augenbrauen fragend hochgezogen - worüber hatten sie eben gesprochen? Stirnrunzelnd sah er sie an und bemerkte ihren ungeduldigen, fast tadelnden Blick "... das Budget für die Firmenfeier.." erinnerte sie ihn und ihr Blick wurde etwas sanfter "Du solltest wirklich mit ihr reden, so kann es doch nicht bleiben" riet sie ihm. Wie immer konnte Pepper Potts direkt in seinen Kopf sehen und daher wusste sie, wo es seine Gedanken seit Tagen immer wieder hinzog.
Seit er Jess vor diesem Bistro traf und diesen... diesen Ausdruck in ihrem Gesicht gesehen hatte, war er mit seinen Gedanken um zwei Jahre in die Vergangenheit gereist um all die netten kleinen Treffen zwischen ihnen erneut zu durchleben. Jetzt, im Nachhinein wurde ihm klar wie schäbig er sich in der Vergangenheit verhalten hatte - nicht nur ihr, sondern all seinen Gespielinnen gegenüber. Bereute er diese Affären? Sicher nicht, dennoch wünschte er sich, er hätte damals genug Reife besessen, um zu sehen wie sehr Jess sein Leben bereichert hatte.
Er würde es niemals offen zugeben, doch er schien tatsächlich mehr für diese Frau zu empfinden als es ihm lieb war. Er hörte Pepper ergeben seufzen und schüttelte seine Gedanken erneut ab, um ihr die nötige Aufmerksamkeit zu schenken "Pep, veranschlage was immer du für richtig hältst..." er zuckte mit den Schultern und setzte ein lässiges Lächeln auf "...du weißt doch, dass ich mit diesem Kram nichts zu schaffen habe. Seit wann fragst du überhaupt, wie viel du von meinem Geld ausgeben darfst?" er verzog das Gesicht. "Nun, ich wollte nur nett sein..." bemerkte seine Assistentin und langjährige Vertraute und schüttelte fast unmerklich mit dem Kopf. "Darf ich dann jetzt gehen?" er trommelte ungeduldig mit den Fingern auf seinen Knien herum - er musste sich irgendwie beschäftigen. Pepper seufzte und warf die Hände in die Luft "Warum versuche ich es überhaupt?! Sieh zu, dass du mit ihr redest und deinen Kopf ordnest Tony... ich meine es ernst" riet sie ihm energisch, als er sich aus dem bequemen Stuhl vor ihrem Schreibtisch erhob und zur Tür schlenderte. Einen Moment lang stand er zögern in der Tür, fast wollte er sich ihr anvertrauen... fast hätte er Pepper gestanden, wie sehr ihn diese Begegnung vor einigen Tagen quälte, doch er entschied sich dagegen und verließ ohne ein weiteres Wort ihr Büro.
Tony warf einen schnellen Blick auf die Uhr an der Wand, als er den Weg zum Fahrstuhl einschlug - er würde verdammt sein, wenn er dieser Frau nachlief!Zögernd ließ er die schwere Glastüre hinter sich zufallen und sah sich um - es war tatsächlich gut besucht für einen gewöhlichen Wochentag. Er hatte sich fest vorgenommen, Jess nicht noch einmal nachzulaufen und dennoch war er nun hier - scheinbar hatte er doch soetwas wie eine masochistische Ader in sich, von der er bislang nichts wusste.
Als Tony seinen Blick durch den gemütlich eingerichteten Raum schweifen ließ, blieben seine Augen an einem bekannten Gesicht hängen, das ihn vom Tresen aus beobachtete. Für einen Moment kramte er in seinem Gedächtnis nach dem Namen der Frau, die ihn freundlich anlächelte - sicher hatte sie keine Ahnung davon, dass die Besitzerin dieses Ladens eher wenig begeistert über sein Erscheinen war. Er setzte sein lässiges Lächeln auf und trat näher "Hi, sie ist gerade im Keller..." begrüßte sie ihn mit wissendem Lächeln und zeigte auf eine kleine Tür in der Ecke des Raumes. Überrascht hob Tony die Augenbrauen, sollte Jess ihr von ihm erzählt haben, schien diese Frau ihre Abneigung gegen ihn nicht zu teilen - die Freude über seine Anwesenheit war ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Für einen Moment betrachtete er die Frau, deren dunkelblondes, lockiges Haar wie das einer Puppe wirkte. Ihr freudiges Lächeln ließ ihr Gesicht erstrahlen "Wir sind uns schonmal begegnet... damals im Cafe..." erkärte sie hilfreich "Karen...?". "Natürlich... ich..." er zuckte mit den Schultern - er erinnerte sich an sie, doch von der damaligen Nervosität war nun nichts mehr zu spüren, stattdessen wirkte sie eher... mitfühlend? Erneut runzelte er die Stirn "Ich... sind sie sicher..." er nickte in Richtung der Kellertür und verzog das Gesicht. Karen lachte "Nun gehen sie schon... machen sie gut, was sie vor zwei Jahren zerstört haben" ermunterte sie ihn und widmete sich dann ihren Getränken auf dem Tablett.
Nun, es schien jedenfalls so, dass nicht Jeder in Jess' Leben ihn für ein herzloses Monster hielt - es sollte ihm eigentlich Mut machen, oder?
Er stieg die schmale Treppe zum Keller hinunter und kniff die Augen zusammen, um in dem schummrigen Licht nicht versehentlich daneben zu treten. Warum zur Hölle sorgten sie hier nicht für ordentliche Beleuchtung - es grenzte ja schon an Lebensgefahr! Als hätte er gerade keine anderen Sorgen, als die, welche Beleuchtung Jess für ihren Keller wählte - er verdrehte die Augen und lauschte nach den Geräuschen.
In einem der hinteren Räume hörte er das leise Klirren von Glas und er folgte diesen, bis er im Türrahmen eines hell erleuchtetend Raumes stand. Jess stand mit einem Klemmbrett vor einem der Regale, auf denen sich diverse Kartons stapelten - sie trug einen schwarzen Rock, der ihre Knie umschmeichelte und ein dunkelblaues Shirt. Sein verdammtes Herz machte einen Sprung, als er sie sah - als er den konzentrierten Gesichtsausdruck sah, die leicht gerunzelte Stirn und diese eine kecke Strähne ihres roten Haares, die ihr ins Gesicht fiel. Vor seinem inneren Auge sah er sie in seinem Bett liegen - nackt, verschwitzt und ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht als sie ihn ansah. Warum zur Hölle hatte er damals nicht gesehen, was er jetzt sah? Warum war er so ein arrogantes Arschloch gewesen und warum musste er sie seines Ego's zuliebe so verletzen und aus seinem Leben jagen?
Tony schluckte und fuhr sich mit der Hand durch sein Gesicht, er war so ein verdammter Idiot! Was machte er hier eigentlich? Sie hatte ziemlich klar gemacht, was er in ihrem Leben zu suchen hatte, oder? Vielleicht sollte er einfach wieder...
Ein erschrockener Aufschrei gefolgt von einem leisen Klappern riss ihn aus seinen Gedanken und ebenso erschrocken bemerkte er, wie Jess ihn aus großen Augen anstarrte. "Was zur Hölle tust du hier?" rief sie und hob das Klemmbrett vom Boden auf - nun, den Plan einfach zu verschwinden konnte er nun vergessen.
Er bemühte sich um einen möglichst entspannten Tonfall, als er sich gegen den Türrahmen lehnte und sie ansah "Ich... bin geschäftlich hier..." entgegnete er einer spontanen Eingebung folgend. Was zur Hölle tat er da? Was sollte er mit ihr denn geschäftlich zu besprechen haben? Sollte er ihr etwa einen seiner Anzüge verkaufen oder vielleicht einen Arc-Reaktor für den Keller andrehen? Innerlich stöhnend über seinen Fehler zuckte er die Schulter und erwiderte ihren Blick.
Jess neigte den Kopf etwas in seine Richtung und kniff die Augen zusammen "Geschäftlich? Wollt ihr mich eigentlich Alle verarschen?" zischte sie und schmetterte das Klemmbrett samt Stift neben ihn an die Wand. Wow, somit wäre seine Frage, ob sie noch immer wütend auf ihn wäre ausreichend beantwortet. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er von ihr zu der Stelle, wo das Brett die Wand getroffen hatte - nur wenige Zentimeter weiter und es hätte ihn am Kopf getroffen. Tony nickte langsam und sah sie erneut an "Eigentlich..." entgegnete er, doch Jess war noch nicht fertig "Erst tauchst du hier auf, einen Tag später sitzt deine Assistentin hier und möchte sich "nur mal mein Bistro ansehen" und dann schleichst du dich hier in meinen Keller - in dem du übrigens nichts zu suchen hast - und willst zufällig etwas geschäftliches hier besprechen?" rief sie aufgeregt und verschränkte die Arme vor der Brust.
Pepper war also hier? Tony war tatsächlich überrascht von dieser Neuigkeit, denn davon hatte ihm seine Assistentin tatsächlich nichts erzählt... dennoch kam ihm eine Idee, wie er seinen Patzer von vorhin ausbügeln konnte. Lässig zuckte er mit den Schultern "Nun, Pep war begeistert von deinem Bistro..." log er "... wir dachten, es wäre nett Euch für unser nächstes Geschäftsessen zu buchen" fuhr er fort. Jop, dies war sicher die plausibelste Erklärung für das Alles - er war eben ein verdammtes Genie!
Jess' Nasenflügel bebten "Geschäftsessen? Du spinnst wohl wenn du denkst..." keifte sie und trat einen Schritt in seine Richtung. "Nun es wäre eine Win-Win Situation - du bekommst einige neue Kunden und wir einen Ort, an dem wir ungestört essen können - ohne all die Groupies" erwiderte er und verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust - wie gern er sie an sich ziehen und küssen würde! Sie blickte ihn einen Moment zögernd an - der Konflikt zwischen ihrer Wut und ihrem Geschäftssinn war ihr eindeutig anzusehen. Tony schluckte, der Wunsch sie zu berühren schien fast übermächtig und so stieß er sich vom Türrahmen ab und trat mit einem lässigen Lächeln einen Schritt zurück - er musste sich nun zusammenreißen!
Höchstwahrscheinich würde Jess ihm irgendwas über den Schädel ziehen, würde er sie jetzt anfassen - darauf konnte getrost verzichten, auch wenn es ihm schwer fiel.
"Als ob du etwas gegen Groupies hättest..." schnaubte sie wütend und blickte nachdenklich an ihm vorbei.
"Die Beziehung wird rein geschäftlich sein? Kein Gefasel über Privates?" ergriff sie nach einigen Minuten erneut das Wort - ihr Blick wirkte noch immer zweifelnd. Gott, was würde er jetzt dafür geben, ihr diese Zweifel zu nehmen! "Klar, Business ist Business" er zuckte mit der Schulter und verzog das Gesicht
"Melde dich, wenn du dich entschieden hast, dann besprechen wir die Details" schlug er vor und drehte sich um, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. "Wir sehen uns Jess" murmelte er und schenkte ihr ein gespielt cooles Lächeln, doch in seinem Inneren brodelte ein Vulkan, den er nur schwer kontrollieren konnte. Mit weichen Knien stieg er die Treppe nach oben - zweifelnd, ob dass, was er nun angeleiert hatte wirklich eine so gute Idee war wie er dachte. Wenn er wirklich ernsthaft dachte, mit Jess eine rein geschäftliche Beziehung führen zu können, dann war er längst nicht das Genie, für das ihn alle Welt hielt. Als er mit feuchten Händen das Bistro verließ und zu seinem Wagen ging, fühlte er sich jedenfalls wie der größte Idiot der Welt - schließlich hatte er sich eben bereitwillig in seine eigene Falle treten lassen!
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Heartbeat Nights
Fanfic- PAUSIERT - "Ich bin weltoffen und cool und habe eine Affäre mit Tony Stark" so Jess, die nach einer jahrelangen, öden Beziehung endlich mal ihre Freiheit genießen will. Doch leider läuft nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt hat - Was passi...