Stimmungswechsel

295 23 0
                                    

"Du hast einige meiner Nachrichten und Anrufe ignoriert, gibt es dafür einen Grund?" wollte Tony Stark nach einiger Zeit der Stille wissen. Ich öffnete ein Auge und sah ihn an. Er lag ebenfalls auf dem Rücken und sein nackter Körper glänzte vom Schweiß den ich offensichtlich mit verursacht habe. Zufrieden räkelte ich mich und genoss dieses Kribbeln, das guter Sex im ganzen Körper hinterließ. Seine Frage jedoch hatte mich in diesem Moment der Zufriedenheit kalt erwischt, was sollte ich darauf auch antworten?
"Nun?" hakte er erneut nach und stützte sich auf dem Ellbogen ab, während er mich ansah. Da war es wieder, dieses Kribbeln...was genau es bedeutete war mir noch nicht ganz klar - irgendeine Mischung aus Erregtheit und...ja was? Sicher war ich NICHT in ihn verliebt oder entwickelte irgendwas in der Richtung, so viel war klar! Aber ich genoss seine Anwesenheit und auch seine Berührung recht deutlich. Sein Haar stand wirr von seinem Kopf ab - auch mein Verdienst - und ein lässiges Lächeln umspielte seine Lippen während er meinem Blick stand hielt und fragend eine Augenbraue hob. Er war wirklich unverschämt sexy...
"Er hat dich was gefragt Jess!" schoss es mir durch den Kopf und ich fühlte mich ertappt. "Äh...nö eigentlich nicht" ich zuckte mit der Schulter und wendete den Blick ab um mich konzentriert den Makeln an meiner Schlafzimmerdecke zu widmen. "Nun, dann solltest du auch nicht die unnahbare Prinzessin spielen" entgegnete er und irgendetwas hatte sich in diesem Moment an seinem Tonfall geändert. Irritiert drehte ich den Kopf um ihn anzusehen, doch er hatte sich bereits aufgesetzt und drehte mir seinen nackten, muskulösen Rücken zu. Was war nun denn los? Stirnrunzelnd beobachtete ich ihn dabei, wie er in seine Kleidung schlüpfte bevor er mir ein halbherziges Zwinkern schenkte.
Nun war es an mir, die Augenbraue zu heben, doch statt etwas zu sagen, schnappte ich mir das Shirt neben meinem Bett und zog es mir über, um ihm aus dem Zimmer zu folgen. Sein plötzlicher Stimmungswechsel irritierte mich tatsächlich etwas, bisher hatte er diese Seite vor mir gut versteckt und ich fragte mich was wohl gerade in seinem Kopf passierte.
"Ist...alles okay?" fragte ich, während ich ihm dabei zusah wie er in seine Schuhe schlüpfte und seine Hosentasche nach dem Autoschlüssel absuchte. Erst jetzt sah er mich richtig an "Natürlich, was soll die Frage?" entgegnete er für meinen Geschmack recht harsch. "Ahja...." murmelte ich leise, als er seine Hand auf die Türklinke meiner Wohnungstür legte "Was? Wollen wir jetzt anfangen über Gefühle zu reden und nach dem Sex kuscheln?" mit einem süffisanten Lächeln drehte Tony Stark sich erneut zu mir um und schnippte gegen eine meiner rotbraunen Haarsträhnen. "Ich melde mich. Machs gut" verabschiedete er sich knapp und verließ dann ohne einen weiteren Blick meine Wohnung.
Aha, nun gut dies war eine vollkommen neue Methode unser Schäferstündchen zu beenden und ehrlich gesagt fühlte ich mich gerade irgendwie abgestellt. In den letzten fünf Monaten unserer Affäre war Tony immer gut gelaunt und sogar freundlich gewesen, fast schon freundschaftlich aber heute... heute hatte er sich dermaßen blöd und arrogant verhalten, dass ich diesen Abend tatsächlich ein wenig bereute.
"Nun stell dich nicht so an Jess... Jeder hat mal nen schlechten Tag, also mach kein Drama drauß" maulte ich mich selbst an und schüttelte den Kopf, bevor ich in den Kühlschrank griff und das kalte Stück Pizza vom Vortag heraus angelte.

Vielleicht hatte Pepper recht mit dem, was sie ihm vor seiner Abfahrt gepredigt hatte! "Du triffst dich schon recht lange mit dieser Frau. Tony es geht mich nichts an, aber dies ist dann doch recht ungewöhnlich für dich, oder?" Pepper hatte ihn fragend angesehen, während er gähnend am Schreibtisch in seiner Werkstatt saß. "Sie versteht die Regeln und sie weiß was ich mag" hatte er gegrinst und mit den Schultern gezuckt, woraufhin sie die Augen verdreht hatte. "Tony! Bist du dir sicher, dass sie die Regeln kennt? Bist du dir sicher, dass sie sich nicht in dich verliebt nach all den vielen Treffen? Frauen sind da etwas... anders als ihr Kerle" hatte sie zu bedenken gegeben.
Er hatte diese Predigt zunächst als eine ihrer Versuche abgetan, aus ihm einen anständigen Langweiler zu machen, doch als Jess ihn eben im Bett so angesehen hatte, waren ihm diese Worte wieder eingefallen.
War Jess vielleicht schon drauf und dran sich zu verlieben? Das letzte was er wollte nachdem er diesen Trip in die Wüste überlebt hatte, war eine Frau die sich an ihn klammerte und ihm die Luft zum Atmen nahm. Er wollte frei sein und vögeln wen er wollte und auch wann er wollte, dies war nunmal mit einem Klotz am Bein nicht möglich.
Vor Peppers Predigt war er eigentlich fest davon überzeugt gewesen, dass Jess nach eben diesen Regeln spielte. Jetzt jedoch bekam er langsam Zweifel und er begann ihr Verhalten, ihre Blicke und Gesten zu analysieren um einem Unglück vorzubeugen und sie nicht irgendwann beim Sex in Tränen ausbrechen zu sehen.
Vor fünf Monaten hatte er Jess in einer Bar in Malibu kennengelernt, sie war dort mit Freunden gewesen und ihm sofort aufgefallen. Ihr leicht gelocktes, rotbraunes Haar, die strahlend blauen Augen und dieser fantastische, kleine Körper, der sich im Takt der Musik perfekt hin und her geschwungen hatte ohne aufdringlich zu wirken. Sie hatte seine Blicke bemerkt und war direkt auf ihn zugekommen um ihn anzuflirten.
Kurze Zeit später waren sie in seiner Villa und in seinem Bett gelandet und er konnte ihr anmerken, dass sie spätestens in diesem Moment bemerkte wer er eigentlich war. Sie sprach seine Geschichte jedoch nie an und dies hatte ihn beeindruckt. Der Sex mit ihr war weltklasse und weit befriedigender als die meisten seiner kleinen Geschichten und so trafen sie sich regelmäßig und in stillem Einverständnis, dass aus ihnen Beiden nie mehr werden würde.
Eben im Bett, als er über Pepper's Worte nachdachte, hatte ihn die Panik überkommen und deshalb hatte er seinen automatischen Schutzmechanismus gegen aufdringliche Frauen aktiviert - einfache Arroganz um klare Verhältnisse zu schaffen. Sicher war sie irritiert, doch wenn sie ihre Affäre so locker sah wie sie sollte, würde es sie nicht weiter beeindrucken.
Tony lenkte seinen Wagen über die Auffahrt seiner Villa in Malibu und runzelte die Stirn, als ihm Jess' irritierter Gesichtsausdruck vor Augen trat. Nun, sie war erwachsen und würde schon darüber hinwegkommen. Wenn nicht, so müsste er diese Affäre eben schweren Herzens beenden und sich eine neue Gespielin suchen, die ihm die Nächte versüßte - Auswahl hatte er nun wahrlich genug.

Heartbeat NightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt