Der Andere

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Tony schloss seinen Wagen ab und schlenderte dann zu dem kleinen Bistro - ja, er hätte auch einfach anrufen können um eine Reservierung zu vereinbaren, doch da er einige Tage unterwegs gewesen war, wollte er Jess persönlich sehen. Es war bereits dunkel und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sie ohnehin gleich schließen würde - perfektes Timing also.
Bei ihrem letzten Treffen hätte er ihr fast gestanden, dass er sich verliebt hatte - die sich öffnenden Fahrstuhltüren hatten ihn vermutlich vor dieser großen Dummheit bewahrt. Er verwettete all sein Vermögen darauf, dass dies aktuell das Letzte war, das Jess von ihm hören wollte und vermutlich hätte sie danach alle Beziehungen zu ihm erneut abgebrochen.
Seufzend blickte Tony durch die breite Glasfront ins Innere des Bistro's und für einen Moment erstarrte er in der Bewegung. Sie stand breit lächelnd hinter der Theke, die Arme auf der Holzplatte abgestützt und sie schien sich recht gut mit einem Typen zu unterhalten, der davor stand. Ein schmächtiger, ärmlicher Wicht wie er fand, als er den Mann näher betrachtete. Auch er schien zu lächeln - eine Tatsache die ihm bitter aufstieß. Eine geradezu kindische Eifersucht keimte in ihm auf und er musste alles an Willenskraft aufbieten, um nicht ins Innere zu stürmen und diesen schleimigen Typen nach draußen zu zerren um ihn zu verprügeln. Schnaubend dachte er darüber nach einfach wieder zu gehen, doch dann drehte sich der Typ um und verließ das kleine Bistro um direkt an ihm vorbeizugehen. Ein klares Zeichen um zu bleiben, wie er fand.
Ehe Tony auch nur einen weiteren Gedanken fassen konnte, hatte sich sein Mundwerk auch schon selbstständig gemacht "An ihrer Stelle würde ich die Finger von dieser Frau lassen..." knurrte er und blickte den Mann finster an. Dieser drehte sich überrascht zu ihm um "Haben... haben sie gerade mit mir gesprochen?" wollte er wissen und seine Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. Der arrogante, reiche Tony Stark übernahm nun die Führung und er schien absolut keinen Wert auf Vernunft oder Reife zu legen, denn er lachte trocken. "Mit wem denn sonst? Suchen sie sich eine andere Spielwiese, diese hier ist schon besetzt" gab er zurück.
"Dir ist klar, dass Jess davon absolut nicht begeistert sein wird, oder?" schoss es ihm warnend durch den Kopf, doch er überging diese Bedenken und fixierte den dunkelhaarigen Mann vor sich.
Dieser musterte ihn einen Moment lang und schüttelte dann den Kopf "Falls sie von Jessica sprechen... nun ich denke, sie kann schon selbst sehr gut entscheiden wen oder was sie möchte" entgegnete der Kerl nicht minder arrogant und fachte somit Tony's Wut noch weiter an. Er ballte die Hände zu Fäusten und schnaubte - was bildete sich dieser Typ eigentlich ein?
"Ich denk sie sollte einfach gehen und sich woanders umsehen..." knurrte er leise und kniff die Augen zusammen. "Und ich denke..." sein Konkurrent trat einen drohenden Schritt auf ihn zu und baute sich vor ihm auf "... sie sollten dahin zurückgehen wo sie hervorgekrochen kamen, denn ich werde mich weiterhin mit ihr verabreden."
Tony's Puls schoss in die Höhe und er überwand das letzte bisschen Abstand, dass ihn davon abhielt diesem Typen den Kiefer zu brechen. Für einen Moment lang fixierten sich die beiden Männer, ehe der andere Mann urplötzlich ausholte und einen überraschten Treffer in seinem Gesicht landete. "Okay...." murmelte Tony und tupfte sich die Blutstropfen von seiner Lippe, ehe auch er ausholte und seinerseits einen Treffer in dem perfekt anmutenden Gesicht dieses Würstchens landete. Es folgte ein weiterer Schlag gegen Tony's Kiefer und auch er landete einen fast perfekten Treffer auf dem Wangenknochen seines Gegners, wie er zufrieden feststellte. Tony's Atem beschleunigte sich und das Adrenalin in seinem Körper schoss in die Höhe - dieser Kerl wollte es wohl wirklich wissen!
"HABT IHR VOLLIDIOTEN EIGENTLICH DEN VERSTAND VERLOREN?" durchbrach ein wütender Schrei die aufgeheizte Stimmung zwischen den beiden Männern und ehe Tony sich versah, hatte Jess sich auch schon zwischen die Beiden geschoben und funkelte sie abwechselnd wütend an.
Ups... Nun, es schien ganz so, als hätte die leise Stimme der Vernunft in seinem Kopf recht gehabt - Jess war absolut nicht begeistert. "Dieser Typ hier hat mich völlig blöd von der Seite angemacht" verteidigte sich der Andere und zuckte mit den Schultern. Tony schnaubte wütend, doch ehe er etwas erwidern konnte, hatte Jess auch schon ihre Hände auf seine Brust gelegt um ihn wütend wegzuschieben "REIN MIT DIR STARK, SOFORT!" keifte sie und zeigte mit zitternder Hand auf den Eingang des Bistros.
Für einen Moment dachte er darüber nach, sich ihr zu widersetzen, doch ihr finsterer Blick ließ ihn ihrem Wunsch folge leisten. Nach einem letzten Blick in Richtung des anderen Mannes trat er ins Innere des Bistro's und blickte vom Türrahmen hinaus zu Jess - besser er würde die Beiden im Auge behalten.
"...von ihm hätte ich das erwartet, von dir jedoch nicht... sieh zu, dass du verschwindest Alex. Wir reden ein anderes Mal" hörte er sie sagen. Dieser Alex nickte und schien etwas zu murmeln, doch dann setzte er sich in Bewegung und verschwand.
Mit energischen Schritten ging Jess an ihm vorbei - sie würdigte ihn keines Blickes, als sie ihm mit zischenden Worten zu verstehen gab, sich in ihr Büro zu begeben. Sie würde sich um ihn kümmern, wenn die restlichen Gäste gegangen waren und solange hatte er zu warten. Nun, die Ansage war mehr als unmissverständlich und er würde einen Teufel tun um ihr aktuell zu widersprechen.
Tony betrat das Büro und ließ sich auf einem der Stühle nieder. Er fühlte sich wie damals, als er im Internat zur Direktorin zitiert wurde, nur dass dies mit Sicherheit etwas unangenehmer werden würde.
Was hatte er sich nur dabei gedacht? Aus irgendeinem Grund hatte ihn kindische Eifersucht ergriffen und sämtliche Vernunft war aus seinen Gedanken verschwunden - er machte sich tatsächlich Sorgen darüber, dass Jess einen anderen Mann kennen lernen würde ehe er seine Chance bekam.
Seufzend schüttelte er den Kopf - er verhielt sich wie ein verdammter Idiot und immer wenn er versuchte das Richtige zu tun, machte er Alles nur noch schlimmer.

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