Heartbeat Nights

Ein Albtraum II

Fast drei Stunden hatte die Prozedur gedauert und Tony fühlte sich mehr als erschöpft. Der Arzt hatte Jess ein Beruhigungsmittel verabreicht, dass sie schlafen lies und ihm für den Notfall noch ein Weiteres da gelassen, seine Wunden wurden fachmännisch versorgt und Rhodey hatte sich eben verabschiedet. "Ich behalte das im Auge und kümmere mich darum, sollte es Probleme geben... Sollte irgendwas sein..." er hatte ihn fest angeblickt und ihm seine Hand auf die Schulter gelegt. "Danke Rhodes..." hatte Tony geantwortet und langsam genickt.

Jetzt war er mit Happy alleine und er konnte sehen, wie schockiert der Sicherheitschef noch immer war. "Tony es... es tut mir..." entschuldigte er sich zum wiederholten Male und verzog betroffen das Gesicht. "Warum zur Hölle hast du nicht einfach deinen verdammten Job gemacht? Wozu bist du Sicherheitschef, wenn du unerwünschte Besucher nicht einmal nach Waffen untersuchst? Ist das zu schwer für dich Hap oder verlangt Pepper solche Dinge nicht mehr von dir?" fuhr er ihn an, woraufhin Happy ihm einen erschrockenen Blick schenkte. "Tony ich... ich konnte doch nicht damit rechnen, das..." versuchte er sich zu rechtfertigen, doch für solche Dinge hatte Tony keine Geduld mehr."VERDAMMT HAP! Hättest du deinen verdammten Job getan, wäre das hier nie passiert!" schrie er los und baute sich gefährlich vor ihm auf. "DU BIST CHEF DER SICHERHEIT! SICHERHEIT BEDEUTET MEHR ALS ZUGANGS-KARTEN ZU KONTROLLIEREN!" fuhr er lautstark fort und ballte seine Hände zu Fäusten. Tony war wütend, wütend auf sich und wütend auf Happy, der die einfachsten Regeln der Sicherheit scheinbar achtlos über Board warf."Du hast recht... ich hätte ihn nach Waffen kontrollieren müssen, ich..." lenkte Happy ein und sah ihn geknickt an.

"Verschwinde einfach..." murmelte Tony und schüttelte den Kopf "Würdest du jetzt nicht für Pepper arbeiten, würde ich dich hochkant aus dem Gebäude werfen lassen, aber so... trete mir einfach nicht mehr unter die Augen" knurrte er leise und sah ihm fest in die Augen. Zögernd erwiderte Happy seinen Blick und öffnete den Mund um Etwas zu erwidern, doch Tony kam ihm zuvor "RAUS HIER!" brüllte er und wies mit seiner zitternden Hand in Richtung des Fahrstuhles, bevor er sich abwendete und den leisen Schritten lauschte, die sich von ihm entfernten.Ja, Tony war wütend - auch auf sich selbst! Hätte er nicht zum ersten Schlag ausgeholt wäre die Situation vielleicht nicht so schnell eskaliert und....Wütend seufzte er und goss sich einen Drink ein, den er mit einem Zug leerte. Er hätte seinen Anzug aktivieren müssen um Jess umgehend zu schützen - DANN hätte er ihm seine Faust verpassen sollen. Davor bestand noch immer die Gefahr, dass Nick sich mit der Waffe gegen Jess richtete und...Tony schloss die Augen und atmete einige Male tief durch. Egal wie er es drehte und wendete - Jess hatte sie Beide mit ihrem Auftauchen überrascht und ihm blieb nicht genug Zeit um vernünftig zu handeln. Er hatte dafür sorgen müssen, dass der Typ sich nicht auf sie konzentrierte. Ein trockenes Lachen entfuhr seiner Kehle, als er sich der Ironie bewusst wurde, die diese Situation mit sich brachte. Er hatte mit aller Macht versucht Jess zu beschützen, er hatte Alles getan was getan werden musste und Sie... sie hatte ihm immer und immer wieder versichert sich nicht zwischen ihm und Nick zu entscheiden...Welch katastrophale Ironie war es dann, dass nicht nur Jess IHN beschützt hatte, sondern sich auch noch auf die schlimmste Art und Weise eindeutig für ihn entschieden und dabei ihr eigenes Seelenheil eingebüßt hatte.

Er hatte den Blick in ihren Augen gesehen, als ihr bewusst wurde was sie getan hatte - er hatte sie seit ihrem Auftauchen keine Sekunde aus den Augen gelassen und er hatte verdammt nochmal ALLES gesehen. Nie wieder würde er vergessen, wie sie zu Boden taumelte und mit Blut, Knochensplittern und Hirnresten bedeckt neben der Leiche ihres besten Freundes saß. Er hatte sehen können wie sie sich in diesem Moment in eine eigene Welt geflüchtet hatte, er hatte sehen können wie der Schock sie in Besitz nahm und er würde diesen Anblick nie wieder in seinem Leben vergessen - keine einzige Sekunde lang.Erschöpft kippte Tony einen weiteren Drink herunter, ehe er sein Super-Clear Smartphone vom Tresen angelte und mit wenigen Handgriffen die beste Reinigungsfirma in Amerika damit beauftragte in den nächsten Stunden sein Penthouse von dieser Sauerei zu befreien. Wenn er das nächste Mal diesen Raum betrat, wollte er nichts mehr sehen das darauf hinwies was hier vor wenigen Stunden geschehen war und dafür war er bereit eine Menge Geld zu zahlen. Er ließ der Firma genaue Anweisungen zukommen was zu tun war und wie er sich das Ergebnis wünschte, ehe er sich schwer seufzend auf den Weg in sein Schlafzimmer machte. Er wollte sich jetzt nur zu Jess legen und für die nächsten Stunden vergessen, welcher Albtraum sich hier zugetragen hatte...Morgen dann würde er sich darum kümmern, dass Jarvis an jeder Tür und auch in den Fahrstühlen automatisch Jeden, der sich in diesem Tower befand, nach Waffen überprüfte und unauthorisierte Träger unverzüglich meldete.Doch jetzt, wollte er sich mit Nichts mehr auseinander setzen...Tony schlüpfte leise seufzend zu Jess unter die Decke, er schlang seine Arme fest um ihren Körper als er sie an sich zog und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Die Zeit würde zeigen, ob er, Jess und vor Allem sie gemeinsam diesen Tag heil überstehen oder daran scheitern würden....