Das Rauschen des Windes fuhr leise durch die Baumwipfel des Düsterwaldes. Blätter wirbelten durch die Gegend und die Äste ächzten bedrohlich unter der streichelnden Hand des Windes. Die Strahlen der untergehenden Abendsonne versuchten vergeblich durch das dichte Blätterdach zu dringen. Ein sonniger Fleck war ein selten gesehenes Wunder zwischen den alten knochigen Bäumen. Die Dunkelheit und die Kälte, die sich beinahe durch den ganzen Wald zog, verbarg allerlei schaurige Kreaturen, die im Unterholz wandelten.
Das war auch der jungen Elbin bewusst, die sich tapfer ihren Weg durch den Wald schlug. Eigentlich wollte sie nur wieder zurück zu ihrer Familie. Es war das erste Mal seit einer langen Zeit, dass sie einen Auftrag allein ausgeführt hatte. Auf dem Rückweg war sie auf die Idee gekommen, eine Abkürzung zu nehmen, die zum Teil durch den Düsterwald führte.
Dass der Düsterwald mittlerweile ein Ort des Schreckens und der Furcht war, war ihr nicht bewusst gewesen, als sie ihr Pferd auf den alten Waldweg gelenkt hatte. Sie wollte sich einfach nur einen Tagesritt ersparen und hatte deshalb diese leichtsinnige Entscheidung getroffen.
Es hatte kaum fünf Minuten gedauert, da hatte sich der alte Ackergaul, auf dem sie saß, vor einem Schatten erschrocken. Bevor sie es realisieren konnte, hatte das Tier sie abgeworfen und war im gestreckten Galopp davongerannt.
Und da war sie nun allein mitten im Wald. In dem Wald, wo sie nicht sein sollte. Sie hatte den Überblick verloren, wie viel Zeit schon vergangen war. War sie schon Tage in diesem Wald? Waren es nur wenige Stunden, vielleicht sogar nur Minuten? Gestresst strich sie sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Wo war dieser verfluchte Weg hin? Angestrengt kletterte sie über einen alten Baumstamm, nur um dann wieder innezuhalten. War sie nicht schon mal über diesen Baum geklettert? Gestresst ließ sie sich auf den Baumstamm sinken. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis irgendwas über sie herfiel. Ihr Bogen war unglücklicherweise am Sattel befestigt gewesen. Sie hatte nur einen kleinen Dolch, um sich zu verteidigen, und der würde ihr vermutlich nicht sonderlich weiterhelfen, wenn eine Horde Spinnen über sie herfiel. Das Schlimmste an ihrer Situation war allerdings, dass es vermutlich keinen wirklich interessieren würde. Für ihre Eltern war sie nicht mehr als eine unangenehme Last und Freunde hatte sie keine. Sie hatte einmal einen Freund gehabt, aber das lag schon lang zurück.
Mit einem traurigen Seufzen ließ sie ihren Blick an sich nach unten wandern und betrachtete ihr dunkelgrünes Kleid, was am Saum schon ganz verdreckt und zerrissen war. Kein Wunder bei den ganzen Ästen und Dornen, an denen sie hängen geblieben war. Viel schlimmer konnte es nicht mehr werden. Ihre Füße waren voller Blasen und ihr Bauch signalisierte ihr lautstark, dass sie sich besser etwas zu Essen suchen sollte.
Ein einzelner Sonnenstrahl ließ sie für einen kurzen Moment innehalten. Müde huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, bevor sie sich vom Baumstamm nach oben stemmte und langsam weiterlief. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung, wenn selbst die Sonne einen Weg fand, sich durch das Blätterdach zu bahnen.
Für einen Moment verharrte sie in ihrer Bewegung. Sie musste sich verhören. War das? Sie konnte ein leises Rauschen hören und dieses Mal war es nicht der Wind, der durch die Blätter strich. Es war das Rauschen eines Flusses.
Schnell kletterte die Elbin über eine große Wurzel. Wenn sie dem Geräusch folgte, dann hatte sie eine Chance. Am Fluss lebten andere Elben. Es war ihre Chance, aus diesem Wald zu kommen. Sie musste nur der Strömung folgen und alles würde gut werden! So gut wie möglich ignorierte sie das Gefühl der Hoffnung, welches in ihre Brust strömte. Sie würde nach Hause kommen. Automatisch beschleunigten sich ihre Schritte, bis sie beinahe rannte.
Je lauter das Rauschen des Flusses kam, desto heller wurde es. Die Baumkronen waren nicht mehr so dicht und die untergehende Abendsonne bahnte sich einen Weg durch die Blätter. Hastig kletterte sie über weitere Wurzeln und fand sich irgendwann vor einer großen Steinbrücke wieder.
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Thranduil || Flammendes Herz √
Fanfiction𝘼𝙪𝙛 𝙣𝙚𝙪𝙚 𝘼𝙣𝙛ä𝙣𝙜𝙚 Die Freundschaft ist ein unzerbrechliches Band, das auf ewig währt. Zumindest dachte Thranduil das, bis seine beste Freundin mitten in der Nacht ohne Grund aus dem Schloss verschwand. Damals war er der Prinz des Düsterw...