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»Eure Majestät?« Ein junger Soldat war neben Naira getreten. Er zitterte am ganzen Körper, als er die Armee von Lord Elrond sah. »Was tun wir jetzt?« Naira musste ihn nicht ansehen um seine Angst wahrzunehmen. Allein seine viel zu hohe Stimme verriet, dass die Angst sich in jeder Faser seines Körpers festgesetzt hatte. Naira wusste nur nicht, was sie ihm sagen sollte. Ihr schlotterten selber die Knie bei dem Grauen, welches vor dem Tor auf sie wartete. Legolas war in der Hand des Feindes. Viel schlimmer konnte es nicht werden!
»Informiert den König.« Sowohl ihre Atmung, als auch ihre Hand zitterte, als sie nach dem Bogen griff, den Tauriel auf der Mauer zurückgelassen hatte. Alles deutete darauf hin, dass Tauriel sich einfach aus dem Staub gemacht hatte, als es schwer wurde. Der junge Soldat hatte sich mit einer schnellen Verbeugung verabschiedet und huschte die Treppen nach unten, zurück zum Schloss.

»Naira hörst du mir zu? Du willst doch sicher nicht, dass der einzige Sohn des Königs jetzt stirbt, weil du mir nicht das Tor öffnest, oder?« Elrond blinzelte zweimal, bevor er mit einem leisen Seufzen die Hand durch die Luft wirbelte. »Gebt ihr einen Anlass schneller nachzudenken!«
Auf seinen Befehl folgten sofort Taten. Naira hörte sich selber laut aufschreien, als sie das Zischen der Peitschen wahrnahm. Im nächsten Moment konnte sie die Peitschen knallen hören und sah sie, wie Legolas mit einem lauten Schrei nach vorne zuckte. Sie konnte den Schmerz von Legolas beinahe auf ihrem eigenen Rücken spüren.

Naira zählte zwölf weitere Schläge, zwölf weitere Schreie und zwölf weitere quälende Minuten, bis der Körper von Legolas nachgab und er bewusstlos nach vorne in den Schlamm sackte. Laute Schluchzer erfüllten die Luft und Naira begriff erst um einiges später, dass sie diejenige war, die schluchzte. Sie konnte ihn da nicht liegenlassen. Elrond würde ihn umbringen, nur um seinen Willen zu bekommen.
»Also?« Elronds grässliches Lachen drang an ihre Ohren, während sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Ihre Sicht war durch Tränen verschleiert und sie konnte nur daran denken, dass Legolas ihretwegen sterben würde, wenn sie Elronds Willen nicht nachgab. Andererseits konnte sie das Tor aber nicht öffnen. Denn das wäre dann der sichere Untergang des Waldlandreiches und somit auch der sichere Tod von Thranduil. Mal ganz davon abgesehen, was er mit ihr tun würde.

»Mir scheint das war noch nicht Anreiz genug für Naira. Bringt ihn zu mir! Ich bin mir sicher sein Gesicht ist nicht mehr ganz so hübsch, wenn es von einem Pfeil durchbohrt wird.« höhnte Elrond. Naira antworte mit einem leisen Wimmern, als die Soldaten auch diesem Befehl sofort nachkamen. Ohne auf den bewusstlosen Legolas Rücksicht zu nehmen schleiften sie ihn durch den Schlamm, bis sie direkt neben Elrond waren.
»Naira?« Auffordernd sah Elrond die Elbin wieder an, nur um amüsiert zu sehen, was ihrer Meinung nach die beste Lösung war.

»Oh Naira. Du glaubst nicht wirklich, dass dieser Pfeil mich treffen würde?« Sie war eine arme Irre, die keine Ahnung hatte was sie tat. Das hatte sie mit dieser Aktion bewiesen.
Mit zitternden Händen hielt Naira ihren Pfeil auf den Kopf von Elrond fokussiert. Wenn ihre Hände ruhiger wären, dann würde der Pfeil in seinem Kopf stecken, bevor er Legolas etwas antun konnte. Elrond allerdings schien sie nicht mal ansatzweise für eine Bedrohung zu halten. Entspannt zückte er seinen eigenen Bogen und richtete ihn betont langsam auf Legolas.
»Was willst du tun Naira? Wenn du mich tötest, dann fliegt auch mein Pfeil los. Ohje, ohje, wie willst du das nur Thranduil erklären?«

Nairas Hände zitterten nur noch mehr. Sie hatte keine Ahnung, was sie hier tat und wie sie es Thranduil erklären konnte. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Gerade jetzt, wo sie dringender denn je Unterstützung brauchen würde, war keiner da um sie zu unterstützen. Sie war auf sich allein gestellt und traf offensichtlich die falschen Entscheidungen.

»Was soll sie mir erklären?« Erschrocken zuckte die Elbin zusammen, als Thranduils tiefe Stimme neben ihr ertönte. Er sollte doch im Bett sein? Wie hatte er es überhaupt geschafft aufzustehen? Erst die große warme Hand, die sich auf ihren Rücken legte zeigte ihr, dass er wirklich neben ihr stand. Seine Ruhe sprang sofort auf Naira über. Ihre Hände zitterten nicht mehr so stark und sie konnte ihr Ziel genauer anvisieren. Thranduil war da. Er würde wissen, was zu tun war.

Thranduil || Flammendes Herz √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt