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»Warum haltet ihr uns hier unten fest? Wir haben nichts getan!« Die Worte brachen förmlich aus Tinnúviel heraus, während sie sich ängstlich an die steinerne Zellenwand presste. Thranduil widmete ihr nicht einmal einen Blick.
»Schweig still Kind!« Er starrte mit seinem Blick direkt in Nairas Seele und obwohl er betrunken war, wusste er genau was er tat. Er hatte nur seine Hemmung verloren.
»Versucht nicht noch einmal zu fliehen Naira. Früher hättet ihr es nicht einmal im Traum in Erwägung gezogen vor mir wegzulaufen.« Thranduil versuchte zwar die ganzen Emotionen, die in ihm brodelten zu unterdrücken, allerdings sorgte der Alkohol auch dafür, dass Naira die Enttäuschung klar und deutlich aus seinen Worten heraushören konnte. Auch hier hatte er seine Hemmung verloren.

»Wisst ihr nicht, wie man mit einer Dame umzugehen hat?!« Erschrocken ließ Naira ihren Kopf zu dem jungen Mädchen in der anderen Zelle schnellen. Hatte sie komplett den Verstand verloren?! Sie würde dadurch nichts erreichen, außer ihre sichere Hinrichtung. »Nicht!« Naira senkte sofort wieder ihren Kopf, als Thranduil sie wieder wütend ansah. Immerhin lag seine Aufmerksamkeit jetzt wieder auf ihr und nicht auf dem Mädchen. Sie konnte mit seinem Zorn umgehen.
»Ich möchte doch nur zu meiner Familie gehen Thranduil. Sie brauchen mich! Ihr hättet es früher auch nie in Erwägung gezogen mich einzusperren.« Naira versuchte ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.
Es war beinahe ein enttäuschtes Seufzen, welches Thranduil jetzt hören ließ.
»Damals musste ich euch auch nicht einsperren. Ihr wart meine beste Freundin!« Er wusste selber, dass das hier nicht der richtige Weg war. Das musste Naira ihm nicht sagen. Gleichzeitig wusste er sich aber auch einfach nicht auf eine andere Art und Weise zu helfen. Sie würde die Flucht ergreifen, sobald er sie aus der Zelle ließ und das wollte er nicht riskieren. Nicht bevor er alles versucht hatte, um sie wieder für sich zu gewinnen.

»Damals war auch noch einiges anders. Ihr wart anders.« Naira strich sich schnell die Tränen weg, die ihr in die Augen schossen. Sie zeigte ihm schon genügend Schwäche mit der Art, wie sie in der Zelle kauerte. Da musste sie nicht auch noch weinen. Ihre Tränen konnte sie dann vergeuden, wenn sie hingerichtet wurde.

»Ihr kennt mich nicht! Ihr kennt den König. Es gibt einen Unterschied zwischen dem König und mir!« Thranduils Stimme hatte begonnen vor Wut zu zittern. Was glaubte sie eigentlich, wer sie war? Sie kam hier her und machte IHM Vorwürfe? Sie war doch überhaupt erst an allem schuld gewesen!
Naira schluckte schwer und der Kloß in ihrem Hals schien sich um ein Vielfaches zu vergrößern. Sie hatte die Wut in seiner Stimme sofort wahrgenommen aber was hatte sie an diesem Punkt noch zu verlieren? Was würde er tun? Sie hinrichten? Zwingen hierzubleiben? Es gab kaum etwas, was er nicht schon getan hätte oder mit dem Naira nicht rechnete. Nur aus diesem Grund traute sie sich dem Elbenkönig in die Augen zu sehen und ihm eine Antwort zu geben.

»Sagt mir König Thranduil. Warum sitze ich dann hier im Kerker, wenn es von euch als Elb so einen großen Unterschied zum König gibt?«

Thranduil ließ den Blick stumm auf Naira ruhen. Sie hatte Recht aber das würde er nicht offen vor ihr zugeben. Er wollte nur die alte Freundschaft wiederherstellen. Koste es, was es wolle! Ohne Vorwarnung drehte er sich zu der Zelle in der Tinnúviel an der Wand kauerte. Wenn er nicht durch Reden an Naira herankam, dann musste er sie eben dazu zwingen. Ihr Herz war sicher noch so sanft wie früher.
»SOLDATEN!« Seine laute Stimme hallte zwischen den Kerkerwänden wider und ließ die beiden Gefangenen zusammenzucken. Was hatte er vor?!

Schnell kamen zwei Soldaten hinter der nächsten Ecke zum Vorschein und Thranduil deutete auf die Zelle in der das Mädchen saß.
Das Schreien von Tinnúviel gingen Naira durch Mark und Bein. Was hatten sie mit dem Mädchen vor? In Nairas Gesicht stand das blanke Entsetzen geschrieben, als sie beobachtete wie das junge Mädchen unsanft an ihrer Zelle vorbei gezerrt wurde. Wie in Trance rappelte sich Naira auf und starrte den Soldaten hinterher. Auch Thranduil wendete sich zum Gehen, als Naira die Gitterstäbe mit ihren Händen umschlang.
»Tut ihr nichts! Bitte tut ihr nichts Thranduil!« Ihre Stimme überschlug sich panisch. Das war ein Kind, was sie da fortschleppten, um ihr vermutlich grausame Dinge anzutun! Sie konnte das nicht zulassen, auch wenn sie dafür hinhalten musste. Wenn sie jetzt nichts tat, dann würde sie sich auf ewig Vorwürfe machen.

Thranduil || Flammendes Herz √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt