Am nächsten Morgen wachte Naira mit einem dröhnenden Schädel auf. Sie hatte nicht einmal die Kraft sich eigenständig aufzurichten, also blieb sie einfach liegen und ertrug schweigend das Gefühl, dass ihr Kopf kurz davor war zu zerbersten. Erst das Geräusch eines Schlüssels im Schloss sorgte dafür, dass sie ihren Kopf leicht anhob. Vor der Tür standen zwei Soldaten und ein Elb, den Naira zuvor noch nie gesehen hatte. Anhand seiner Kleidung konnte sie sich aber zusammenreimen, was er hier suchte. Er hatte die braune Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen, trotzdem konnte Naira erkennen, dass seine Haare kurz geschoren waren. Kein Elb tat das freiwillig, es sei denn er verpflichtete sich der Kunst des Heilens.
Naira versuchte zu protestieren, brachte aber nicht mehr als ein kränkliches Husten hervor.
» Guten Morgen junge Elbin.« Der Heiler trat näher an Naira heran und ging neben ihr in die Knie.
»Ihr seht nicht gesund aus.« Mit einem leisen Seufzen begutachtete er die blonde Elbin. Ihr Zustand war schlimmer, als es ihm beschrieben worden war. Auffordernd nickte er den beiden Soldaten zu, die ebenfalls in die Zelle traten und Naira unsanft an ihren Armen nach oben zogen.
»Ich bringe euch in ein Krankenzimmer. Das kann ich hier nicht behandeln.« Kopfschüttelnd folgte er den Soldaten, die die Elbin quasi durch die Gänge trugen. Der König würde sie umbringen, wenn er weiter so mit ihr umging.Naira ließ ihre Augen schnell umherhuschen. Vielleicht war das alles nur ein Vorwand von Thranduil um sie weiter zu quälen. Ein starker Hustenanfall sorgte dafür, dass sie diesen Gedanken nicht weiter nachhängen konnte. Die Soldaten schleppten sie ohne Rücksicht zu nehmen ins Krankenzimmer und legten sie dort auf dem Bett ab. Ihre Anwesenheit wurde nicht länger gebraucht.
Als Naira endlich ein die weiche Matratze spürte atmete sie erleichtert auf. Der Heiler hatte sich sofort über sie gebeugt und murmelte jetzt leise Worte vor sich hin.
»Woher wusstet ihr, dass es mir nicht gut?« Ihre Stimme war kratzig und jedes einzelne Wort schmerzte.»Die Wachen haben euch gesehen.« Ohne auf diese Aussage weiter einzugehen wendete der Heiler sich von ihr ab. Stattdessen widmete er seine Aufmerksamkeit einer kleinen Schale aus Granit.
Es waren nicht die Wachen gewesen, die ihn auf den Zustand der Elbin aufmerksam gemacht hatten aber das musste sie ja nicht wissen. Naira seufzte leise und sah sich im Raum um. An jedem freien Platz hingen fremdartige Pflanzen, mache mit Blüten, manche ohne. Wie lang es wohl gedauert hatte diese Sammlung anzulegen?
Verwundert beobachtete sie den Heiler, wie er von einem Ende des Zimmers zum anderen lief, mal hier ein Blatt zwischen seinen Fingern zerrieb, dann mit einem leisen Murmeln die Knospe einer Blüte pflückte und am Ende alles in die Granitschale fallen ließ. Alle Heiler, die Naira bisher kennengelernt hatte, besaßen diese komische Eigenart, die sie nicht beschreiben konnte. Sie schienen in einer anderen Welt zu leben und kannten sich besser mit der Natur aus, als jeder andere.Nach noch mehr unverständlichem Gemurmel stellte er Naira die kleine Schale vor die Nase. Er musste in einem unbemerkten Moment Wasser hineingegossen haben. In der Schale dampfte ein grünlicher Brei.
»Esst! Es wird euch helfen!« Mit einem leisen Seufzen tat Naira das, was ihr befohlen wurde. Wenn dieser giftgrüne Brei dafür sorgte, dass sie sich wieder wie ein lebendiges Wesen fühlte, dann sollte es ihr recht sein. Angeekelt schluckte sie den Brei und verzog augenblicklich das Gesicht. Sie hatte selten etwas abstoßenderes geschmeckt. Der Heiler nickte wissend bei ihrem angeekelten Gesichtsausdruck. Sie würde schon bald darüber hinwegsehen.
Zu ihrer Erleichterung stellte sie schon nach wenigen Minuten fest, dass ihre Kopfschmerzen weniger wurden. Egal was in diesem Brei gewesen war, es half!
»Ich danke euch. Erzählt dem König besser nicht, dass ich hier bin... Er... er würde mich sonst nur wieder einsperren lassen.«
Bittend ließ Naira ihren Augen zu dem Heiler wandern. Sie wollte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn Thranduil Wind davon bekam, dass ihr jemand half. Er hatte gesagt er würde sie so behandeln, wie jeden anderen Eindringling. Das hier war sicher nicht in seinem Plan vorgesehen gewesen.
DU LIEST GERADE
Thranduil || Flammendes Herz √
Fanfiction𝘼𝙪𝙛 𝙣𝙚𝙪𝙚 𝘼𝙣𝙛ä𝙣𝙜𝙚 Die Freundschaft ist ein unzerbrechliches Band, das auf ewig währt. Zumindest dachte Thranduil das, bis seine beste Freundin mitten in der Nacht ohne Grund aus dem Schloss verschwand. Damals war er der Prinz des Düsterw...