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Bis die Klänge der Fanfaren das Abendessen ausriefen sah Thranduil Naira nicht wieder und das, obwohl er sie beinahe im ganzen Schloss gesucht hatte. Er hatte mit ihr sprechen wollen, warum sie das getan hatte. Sie hatte die Entscheidung im Düsterwald zu bleiben sicher nicht wegen ihm getroffen. Ganz im Gegenteil. Sie hatte vermutlich Angst gehabt, dass er ihren Eltern irgendetwas antat aber er musste einfach wissen, ob nicht auch noch etwas anderes mit in ihre Entscheidung hereingespielt hatte. Er würde nicht aufhören um sie zu kämpfen, so lange es Hoffnung gab.

Mit eleganten Schritten brachte der Elbenkönig die Strecke zwischen dem Thronsaal und dem Speisesaal hinter sich. Er rechnete nicht damit Naira heute nochmal zu sehen. Vermutlich hatte sie sich irgendwo vor ihm versteckt. Mit einem leisen Seufzen ließ er sich auf den hölzernen Thron am Esstisch sinken. Was konnte er tun, damit sie sich wohler fühlte?
Nachdenklich ließ er seinen Weinkelch zwischen seinen Fingern kreisen. Zumindest ein kleines Stück in Naira wollte ihm vertrauen. Er musste es nur schaffen ihr zu beweisen, dass er dieses Vertrauen wert war. Er hatte sich ganz auf den Kelch in seiner Hand konzentriert, als er hörte wie sich die Tür des Speisesaals erneut öffnete. Mit einem lauten Ächzen gab die hölzerne Tür nach und Naira betrat schweigend den Speisesaal. Ihr Blick fiel auf den einzigen freien Platz, direkt neben dem Elbenkönig. Mit einem leisen Seufzen gab sie nach. Was hatte sie auch erwartet? Sie schüttelte die Anspannung von ihren Schultern und lief langsam auf den Platz zu. Schnell ließ sie ihren Blick zu Thranduil huschen, der sie überrascht musterte.

»Mein König!« Thranduil nickte ihr langsam zu und nahm dann einen Schluck Wein aus seinem Kelch. Schnell ließ Naira sich auf dem Stuhl nieder und begann zu essen. Der verwunderte Blick Thranduils, welcher auf ihr lag entging ihr dabei. Es war noch nicht mal einen Tag her, da hatte sie ihn noch als grausamen Mann bezeichnet und jetzt saß sie hier und aß mit ihm, als wäre es das normalste der Welt. Es war nicht einfach ihre Gedankengänge zu verstehen.
Er hatte allerdings nicht viel Zeit um über die Gedanken und Taten von Naira zu philosophieren. Mit einem erneuten lauten Ächzen öffnete sich die Holztüre zum zweiten Mal und ein junger blonder Elb kam mit Pfeil und Bogen in den Thronsaal gestiefelt. Thranduil ließ seinen Blick kopfschüttelnd über den Elb wandern. Wie oft hatte er ihm gesagt, dass er zu den Essenszeiten pünktlich erscheinen sollte? Er sah es nicht gerne, dass er sich so lang im Wald rumtrieb.
»Es tut mir leid. Wir waren im Wald und Tauriel und ich haben die Zeit vergessen.« Thranduil seufzte leise und nahm einen Schluck aus seinem Weinkelch. Er erinnerte ihn in gewisser Weise an sich selber.
»Bessere dich Legolas!« Mit einer kurzen Handbewegung wies er einen Bediensteten an einen weiteren Stuhl an den Tisch zu stellen. Elegant ließ Legolas sich auf diesem nieder.

Naira hatte aufgehört zu essen und musterte den jungen Elben. Er sah Thranduil unglaublich ähnlich. Es musste sein Sohn sein. Sie hatte zwar nicht viel von Thranduil gehört, allerdings wusste sie von seiner Frau und einem Sohn. Nur bis zu diesem Moment hatte sie gehofft, dass auch das eine Lüge gewesen war. Vorsichtig schob sie ihren Stuhl zurück und stand auf. Thranduil meinte ein leises Murmeln von ihr zu hören, was wie 'Zimmer' klang. Ausnahmsweise ließ er ihr diese unklare Aussage durchgehen. Sie hatte heute schon genug durchgemacht.

Während sie den Speisesaal verließ konnte sie jetzt zwei brennende Blicke in ihrem Rücken spüren. Nachdenklich ließ Legolas seinen Blick über sie schweifen. Er hatte sie noch nie im Düsterwald gesehen aber ihn beschlich eine ungute Vorahnung, wer sie war.
»Vater? Wer ist sie?«, fragend ließ er seinen Blick auf dem König liegen, der sich einen weiteren Schluck Wein genehmigte.
»Das ist Naira. Ich habe dir von ihr erzählt. Wir waren früher sehr gut befreundet.«

Er hatte in den vergangenen Jahren viele Male von Naira gesprochen. Sie war immer ein Teil seines Lebens gewesen, auch wenn sie eine ganze Zeit lang nur in seiner Erinnerung existiert hatte. Misstrauisch legte Legolas seine Stirn in Falten. Er erinnerte sich zurück an Thranduils Erzählungen und wie er Jahr für Jahr immer abfälliger über sie gesprochen hatte, als sie sich nicht bei ihm gemeldet hatte. Und jetzt war sie hier und blieb? Da konnte doch irgendwas nicht stimmen.
»Die Naira, die sich nie bei euch gemeldet hat?« Langsam legte er die silberne Gabel auf seinen Teller. »Wie kommt es, dass sie hier ist?«

Thranduil || Flammendes Herz √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt