Thranduil || Flammendes Herz √

~34~

Am Trainingsplatz wartete bereits die rothaarige Elbin auf sie. Ein kurzer Blick auf Nairas Gang verriet Tauriel alles, was sie wissen musste. Mehr Information, als sie eigentlich wissen wollte. Mit einem freundlichen Kopfnicken begrüßte sie Naira und stieß sich von dem Baum ab, an dem sie gerade lehnte. »Guten Morgen Naira! Bist du bereit? Ich würde vorschlagen wir machen einen kurzen Übungskampf, um herauszufinden wo du mit deinen Fähigkeiten stehst.« Die missmutige Miene von Naira ignorierte sie an dieser Stelle.

Naira seufzte leise, erinnerte sich dann allerdings daran, warum sie das tat und nahm Tauriel das Schwert ab, welches sie ihr entgegenhielt. »Ich werde dich angreifen und du parierst die Angriffe, dann bist du an der Reihe und greifst mich an.« Naira räusperte sich leise, bevor sie zustimmend nickte und das Schwert richtig in ihrer Hand positionierte. »In Ordnung. Lass uns anfangen!« Aufmerksam beobachtete sie, wie Tauriel vor ihr in eine Angriffsstellung ging. Fast automatisch hielt sie das Schwert schützend vor sich. Die Schmerzen und die Gedanken an die letzte Nacht waren wie verflogen, zumindest dachte sie das.

Als Tauriel sie mit einer schnellen Kombination aus Schlägen angriff zischte Naira vor Schmerz auf. Sie musste mit Thranduil sprechen, so konnte das nicht weitergehen. Trotzdem schaffte sie es alle Angriffsversuche von Tauriel abzublocken. Sie wusste selber, dass die Elbin sehr freundlich mit ihr umsprang. Wenn Tauriel es wollen würde, dann würde Naira sich jetzt schon längst am Boden befinden mit einem Schwert an der Kehle.

Es war wie ein Tanz, den die beiden vollführten. Ein gefährlicher Tanz, der auf dem Schlachtfeld über Leben und Tod entscheiden konnte. Schwer atmend parierte Naira einen weiteren Angriff von Tauriel, bevor sie selber angriff. Ihr Schwert blitzte in der Luft, als sie sprang und sich im Sprung zur Seite drehte, um dem Angriff von Tauriel auszuweichen. Zu ihrer Überraschung funktionierte es. Schwer atmend hielt sie die Spitze ihres Schwertes an Tauriels Hals.

»Nicht schlecht.« Tauriel nickte der schweißüberströmten Elbin anerkennend zu. »Ich glaube das war genug um dich ausreichend aufzuwärmen.« Aufwärmen?! Naira musste sich verhört haben. Das war doch kein Aufwärmen gewesen. »Lektion Nummer 1...« Tauriel ließ ihr Schwert kunstvoll durch die Gegend wirbeln, während sie sich einige Schritte von Naira entfernte. »... der erste Angriff eines Gegners wird in den seltensten Fällen darauf abzielen dich zu töten. Das wäre zu riskant, immerhin kennt er deine Stärke nicht also...« Sie drehte sich wieder zu Naira und stützte sich auf ihrem Schwert ab. »... wird er versuchen dich müde zu machen. Wenn du mich jetzt angreifen würdest wäre es ein leichtes für mich dich zu töten.«

Sie ließ ihren Blick über Naira wandern. »Lektion Nummer 2 ist niemals die Spannung zu verlieren, denn...« Mit einem lauten Zischen flog ein Pfeil an Nairas Kopf vorbei und schlug im nächstgelegenen Baum ein. »... andere Gegner könnten sich von hinten nähern.« Lachend sah sie zu Legolas, der mit gezücktem Bogen und einem breiten Grinsen zu den beiden gelaufen kam.

»BIST DU DES WAHNSINNS?!« Der Schock saß tief in ihren Gliedern. Sie hätte sich nur ein kleines Stück nach links bewegen müssen und der Pfeil hätte sie getroffen. Das Grinsen auf dem Gesicht von Legolas festigte sich allerdings nur noch mehr. »Ich helfe Tauriel nur ihre Lektionen bildhaft zu untermalen.«

Kopfschüttelnd sah Naira zwischen den beiden hin und her. Sie versuchten doch eindeutig sie umzubringen. Drohend hob sie ihr Schwert und ignorierte dabei ihre schmerzenden Muskeln. »Mach das nie wieder!« Auch auf ihr Gesicht hatte sich ein kleines Lächeln geschlichen, bevor sie sich wieder zu Tauriel drehte. »Wo waren wir?«

Legolas gesellte sich lachend zu den Elbinnen und beobachtete ihren Übungskampf eine ganze Weile ruhig. Sein Vater hatte ihn bereits darüber informiert, dass sie erst morgen aufbrechen würden um nach Morwen zu sehen. Seine Ausrede war gewesen, dass Naira mit dem Training ja schon genug zu tun hatte. Ein einzelner Blick hatte Legolas allerdings bestätigt, dass es einen anderen Grund haben musste.