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Was wollte er ihr damit sagen? Die Verwirrung stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben, bevor Thranduil aber weitersprechen konnte deutete Naira in den Himmel, wo ein heller Strahl über den Himmel schoss. Ein fallender Stern. »Eine Sternschnuppe. Wünsch dir was!« Schnell schloss sie ihre Augen. Sie hatte versucht möglichst elegant das Thema zu wechseln.

Thranduil grinste leicht, während er seine Augen schloss und seinen stummen Wunsch zu den Sternen schickte. Er schwieg, als er die Augen wieder öffnete. Naira hatte ihre Augen fest zusammengekniffen, so als versuchte sie verzweifelt aus einem Albtraum aufzuwachen. Vorsichtig lehnte sich Thranduil zu ihr, bevor er anfing Estel an einer Stelle zu kraulen, die für ihn nur dann zu erreichen war, wenn er den Arm halb um Naira legte.

Sie spürte, wie sein Arm sie leicht touchierte und sofort riss sie ihre Augen wieder auf. Sie war hier, im Düsterwald und saß mit dem König auf einer Wiese mitten in der Nacht. Es war kein Traum und sie würde auch nicht einfach im Erdboden verschwinden, wenn sie es sich wünschte. Thranduil lächelte sanft. »Mein Vater wollte, dass ich heirate um meine Nachfolge zu sichern. Ich dachte sie wäre das kleinste Übel.« Er räusperte sich leise. Wie falsch er doch gelegen hatte.

»Sie hätte beinahe meinen Namen entehrt. Es gab keine andere Möglichkeit für mich, als sie hinzurichten.« Langsam ließ er seinen Blick auf seine Hände wandern, erschrocken starrte er auf seine Hände. Sie waren wieder voller Blut, mit zitternden Händen hatte er das Schwert fallen lassen aber es war zu spät. Er hatte nicht zurückgekonnt. Die Hände des sonst so gefassten Elbenkönigs zitterten stark. Erst die warme Hand, die sich jetzt auf seine zitternde legte sorgte dafür, dass er sich beruhigte und mit der Erzählung fortfuhr. Naira hatte eine Erklärung verdient. Sie sollte nicht denken, dass er die Menschen hinrichtete, die ihm am liebsten waren.

»Legolas er... Glücklicherweise war unser erstgeborener ein Sohn. Sie war mit mir verheiratet, hatte mich durch sämtliche Schmeicheleien soweit getäuscht, dass ich dachte sie wäre gut für das Königreich, auch wenn ich sie nicht liebte hatte ich die Ehe für mein Königreich in Kauf genommen.« Naira hatte ihre Hand wieder von seiner genommen und musterte ihn weiter abwartend. Endlich gab er ihr Antworten auf die 1000 Fragen, die durch ihren Kopf schossen.

Mit einem traurigen Seufzen strich Thranduil Estel über das Geweih um sich zumindest irgendwie abzulenken. »Sobald ich mit ihr verheiratet war hatte sie ein Mitbestimmungsrecht. Ich habe anfangs nicht gemerkt, was für ein linkes Spiel sie spielt. Immer wieder hörte ich Gerüchte darüber, dass meine Frau sich mit anderen Königen treffen würde. Haltlose Anschuldigungen, wie ich dachte.« Er atmete tief durch, bevor er weitersprach. »Sie hat alles getan um noch reicher zu werden. Im Nachhinein fand ich heraus, dass sie mit sämtlichen Edelmännern das Bett teilte. Und mir...« Er schloss die Augen bei dieser schmerzlichen Erinnerung.

»...mir wurde vorgeworfen, dass ich meine Frau nicht kontrollieren könne. Von eben jenen Männern. Sie forderten von mir, dass ich ihr mit Gürteln beibringen soll, wie sie sich zu benehmen hat. Ich habe mich geweigert. Ihnen nicht geglaubt, bis es beinahe zu spät war. Was ihr genauer Plan war erfuhr ich erst Jahre später. Sie hatte viele der anderen mit Versprechen an sich gebunden. Versprechen, was sie für einen Posten in ihrem Königreich bekommen würden, sobald ich starb.«

Nairas Hals war staubtrocken. Sie verstand nicht, wer sich so verhalten würde. Das Blut gefror beinahe in ihren Adern vor Entsetzen. Sie hatte Thranduil noch nie so verletzlich gesehen, wie gerade jetzt in diesem Moment. Bevor sie registrierte, was sie tat hatte sie ihre Hand wieder auf seinen Arm gelegt. Was sie damit Bezweckte wusste sie selber nicht. Was sie aber wusste war, dass er sie gerade jetzt brauchte. Verbissen sah sie den Elbenkönig an. Sie würde sich nicht von ihm abwenden, egal was er getan hatte. Es war nie ohne Grund geschehen.

Thranduil || Flammendes Herz √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt