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Auch Estel ließ ein protestierendes Geräusch hören, erhob sich dann aber doch. Der Elbenkönig würde nicht ewig vor seinen Gefühlen davonlaufen können. Auch Naira hatte sich mittlerweile wieder das Kleid übergezogen. Mit einem sanften aber dennoch festen Griff hatte Thranduil Naira an der Taille festgehalten und auf Estel gehoben, bevor er sich selber hinter ihr auf das Tier schwang.

»Es war ein schöner Tag...« Naira drehte ihren Kopf und lächelte den Elbenkönig an, dieser sah sie jedoch nicht an und nickte nur. »Ja das war es... Ein sehr schöner Tag.« Lag da eine Spur von Traurigkeit in seinem Blick? Naira schüttelte den Kopf, bevor sie sich wieder nach vorne drehte und auf den Weg achtete.

Thranduil schwieg. Er wusste auch nicht, was er hätte sagen sollen. Verbissen lenkte er Estel über den kurvigen Weg. Erst das gleichmäßige Atmen von Naira sorgte dafür, dass er die Elbin wieder ansah. Sie war eingeschlafen. Mit einem leisen Seufzen legte er einen Arm um sie, um sie sicher zu halten.

Das hatte allerdings nur zur Folge, dass Naira sich noch mehr gegen ihn lehnte und im Schlaf leise seufzte. Immerhin war sie hier bei ihm und nicht irgendwo, wo es ihr schlecht ging. Ein unerwartetes Buckeln von Estel sorgte beinahe dafür, dass die beiden runterfielen. Fassungslos sah der Elbenkönig den Hirsch an und nahm die Zügel enger auf. Auch seinen anderen Arm legte er jetzt so um Naira, dass sie auf keinen Fall von Estel fallen konnte.

»Hör auf damit!« Wütend griff Thranduil die Zügel nur noch fester und versuchte den Hirsch so davon abzuhalten zu buckeln. Zwecklos. Estel hatte sich die Sache in den Kopf gesetzt und immer wieder buckelte er und schleuderte Naira somit noch enger an Thranduil. Es war dem Elbenkönig ein Rätsel, wie sie immer noch so ruhig schlafen konnte.

»Du hast gehört, was sie gesagt hat! Lass den Mist!« Weiter hielt er Naira fest an sich gezogen fest. Estel ließ ein protestierendes Schnauben hören und fing an unwillig auf dem Gebiss zu kauen, während Thranduil ihn harsch durch den Wald steuerte. Sein sonst so schneller eleganter Schritt war jetzt eher ein Schlurfen und immer wieder versuchte er einen längeren Weg zum Schloss einzuschlagen.

Stumm trugen die beiden ihren Kampf aus. Thranduil versuchte vergeblich Estel dazu zu bringen ihm zu gehorchen und Estel steuerte gegen den harschen Griff seines Reiters an, indem er immer wieder mit dem Kopf schlug oder einfach anfing seitwärts zu laufen.

Erst vor den Burgmauern rüttelte er leicht an Nairas Arm. »Naira aufwachen.« Die Elbin blinzelte und sobald Thranduil sich sicher war, dass sie wach war nahm er seinen Arm wieder zu sich. Im Hof angekommen sprang er sofort von Estel und half Naira ebenfalls abzusteigen.

Wütend musterte er den Hirsch, der ihn ebenfalls grimmig ansah. »Böser Junge!« Verwirrt beobachtete Naira das Blickduell zwischen den beiden, bevor sie Estel leicht über den Hals strich und Thranduil dann folgte, der in Richtung des Thronsaals lief. »Was hat er gemacht?« Sie waren nach Hause geritten. Viel konnte ja nicht passiert sein.

Die Wut und Enttäuschung, die in Thranduil köchelte konnte er jetzt ganz auf Estel konzentrieren. »Er hat mir nicht gehorcht.« antwortete er ihr knapp, bevor er wieder auf seinen Thron stieg und nach seinem Weinkelch griff. Für ihn war dieses Thema somit beendet und auch Naira gab sich ausnahmsweise mit der Aussage zufrieden, allerdings nicht ohne sie für sich selber im Stillen zu hinterfragen.

Nachdenklich beobachtete sie den König auf dem Thron, der jetzt wieder einen Schluck aus seinem Weinkelch nahm und an die Wand starrte. Er verhielt sich komisch, seit sie auf der Lichtung waren. Hatte sie irgendwas Falsches gesagt oder getan? Warum hatte Estel sich so verhalten? Der Hirsch war clever. Er tat nichts ohne einen Hintergedanken dabei zu haben.

Thranduil || Flammendes Herz √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt