Thranduil fluchte leise und Naira konnte spüren, wie sich der Griff in ihren Haaren festigte. »Kann man hier nicht mal in Ruhe verwundet werden?!« Er wollte sich gerade aufrappeln, als einer der Heiler ihn mahnend zu Boden drückte. »Eure Majestät, ihr habt eine schwerwiegende Wunde davongetragen! Wir wissen nicht, was die Magie für eine Auswirkung hat. Ihr könnt jetzt nicht kämpfen!« Die Worte des Heilers waren eindeutig, trotzdem ignorierte Thranduil ihn. Er stemmte sich mit aller Kraft auf, nur um mit einem schmerzhaften Zischen wieder nach hinten zu sinken. Es gab keine Chance, dass er seine Mauer eigenhändig verteidigen konnte. Diese Bürde musste er jetzt wohl oder übel den Menschen überlassen, die ihn liebten.
Mit einem leisen Seufzen nahm Thranduil wahr, wie das Gewicht von seinem Oberkörper verschwand. Es kostete ihn ein paar Anläufe, bis sein gesundes Auge es geschafft hatte Naira zu fixieren. Über ihre Wangen liefen immer noch Tränen und die eine Hälfte ihres Gesichts war mit seinem Blut bedeckt.
»Geh! Legolas braucht dich da, außerdem brauchen dich die Soldaten. Du bist die Frau an meiner Seite. Sie werden auf dich hören.« Mit einem leisen Zischen zuckte er vor dem Heiler zurück, der versuchte ein Tuch über seine Wunde zu legen.
Nairas aufgerissene Augen und ihr panischer Gesichtsausdruck sagte ihm alles, was er über das Aussehen seiner Wunde wissen musste. Aber darauf durfte sie sich jetzt nicht konzentrieren. Eine Armee stand vor den Toren.
»Keine Sorge Liebling. Der kleine Kratzer bringt mich nicht um.« Thranduil versuchte zu Lächeln, allerdings wurde das von einem schmerzhaften Gesichtsausdruck überschattet. Wieso hatten ihm die Heiler noch nichts gegen die Schmerzen gegeben?»Das ist kein Kratzer Thranduil. Dein halbes Gesicht ist verbrannt.« murmelte Naira leise, während sie langsam aufstand und all die umliegenden Geräusche wieder auf sie einstürzten. Sie hörte das rasseln der Rüstungen, während die Soldaten durch die Gegend rannten und versuchten sich so zu verteilen, dass die Mauern abgesichert waren.
»Das wird schon. Geh und vertrete mich Liebling!« Thranduil sah sie streng an, hielt sie dann allerdings am Arm zurück, als sie gerade gehen wollte. »Wehe das Schloss fällt!« Es war ein Scherz gewesen, allerdings kein besonders Guter. Naira musterte Thranduil leidend und beugte sich noch mal zu ihm, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. Zumindest soweit seine Wunde das zuließ. Das Schloss sollte nicht fallen. So wie es sich im Moment anhörte war das schwieriger, als Naira dachte. Sie konnte hören, wie abertausende Soldaten durch den Schlamm des Düsterwaldes stapften und ihre Soldaten waren überall im Waldlandreich verteilt. Sie hatten den Angriff nicht kommen sehen.»Naira wir brauchen dich hier!« Es war Legolas, der lauthals nach ihr rief. Die Armee von Elrond machte ihm Angst, große Angst sogar0. Soweit er schauen konnte waren die Soldaten von Elrond und es schien kein Ende zu nehmen. Immer mehr Soldaten tauchten zwischen den Bäumen auf und alle waren bis an die Zähne bewaffnet. Wieso hatte keiner seiner Späher ihm gemeldet, dass diese riesige Elbenarmee anrückte? Das hatte doch nicht unbemerkt bleiben können. Er hatte nicht ohne Grund zwei der besten Spione des Düsterwaldes nach Bruchtal geschickt.
Die Antwort auf seine Frage bekam er bereits im nächsten Moment geliefert. Lord Elrond thronte hoch oben auf einem Pferd am anderen Ende der Armee. Sein Gesicht lag im Schatten des Waldes aber Legolas war sich sicher, dass er breit und überheblich grinste. Es war Zeit Thranduil und seiner Sippschaft zu zeigen, was sie bekamen, wenn sie ihm drohten.
Nur eine kurze Handbewegung von Elrond war nötig und zwei Soldaten warfen die abgetrennten Köpfe der Späher vor die Mauer. Erschrocken schnappte Legolas nach Luft. Er konnte von seiner Position die vor Angst aufgerissenen Augen erkennen. Es waren großartige Elben gewesen. Es hatte viele Abende gegeben, wo sie sich gemeinsam über Thranduils Weinvorrat hergemacht hatten. Die beiden waren wohl das gewesen, was Freuden am nächsten kam. Wie hatten sie enttarnt werden können?
»Legolas?« Nairas Hand schob sich vorsichtig auf die Schulter des blonden Elben. Sie hatte erkannt, wie sich sein ganzer Körper versteift hatte. Was ging vor sich? Wachsam ließ sie ihren Blick dahin schweifen, wo auch Legolas hinsah. Bei dem, was sie vor den Mauern erblickte, blieb auch ihr beinahe das Herz stehen. Abertausende Bruchtalelben standen in mehreren Reihen nebeneinander und hielten ihre Schwerter zum Angriff bereit. Naira war sich sicher, dass es im Wald auch noch mehr waren. Es gab keine Chance, dass sie all diese Soldaten auch nur für eine Stunde aufhalten konnten, wenn sie angriffen.
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Thranduil || Flammendes Herz √
Fanfiction𝘼𝙪𝙛 𝙣𝙚𝙪𝙚 𝘼𝙣𝙛ä𝙣𝙜𝙚 Die Freundschaft ist ein unzerbrechliches Band, das auf ewig währt. Zumindest dachte Thranduil das, bis seine beste Freundin mitten in der Nacht ohne Grund aus dem Schloss verschwand. Damals war er der Prinz des Düsterw...