Leise fluchend sah Fëanor dabei zu, wie Naira mit wehendem Kleid wieder im Schloss verschwand. Jetzt hatte er die einzige Person vergrault, die ihm zumindest noch zugehört hatte. Bevor Naira im Schloss verschwand konnte sie noch einen Funken Magie über Fëanors Hände huschen sehen. Ein Grund, dass sie nur noch schneller verschwand, als sowieso schon. Sie wollte sich gar nicht mit dem Gedanken beschäftigen, was er jetzt noch getan hatte.
Fëanor war hinterlistig. Sie glaubte ihm nicht, dass er sich mit dem Düsterwald verbünden wollte. Zumindest war das nicht sein einziger Beweggrund. Schnell huschte sie weiter durch die Gänge des Schlosses. Sie hatte automatisch den Weg zu ihrem Zimmer eingeschlagen, während ihre Gedanken weiter um Fëanor kreisten. Selbst ihre Hoffnung, dass Fëanor vielleicht doch irgendwo einen guten Kern hatte, hatte sich verflüchtigt. Seine offene Demonstration der Macht hatte sie aus der Bahn geworfen. Er hatte sie bedroht. Er hatte sie in ihrem Zuhause bedroht und würde damit einfach so davonkommen, weil keiner ihm die Stirn bieten konnte, ohne der Gefahr eines plötzlichen Todes in die Augen zu sehen.
Frustriert öffnete die Tür zum Zimmer mit so viel Schwung, dass sie beinahe der Länge nach hinfiel, wäre da nicht Thranduil gewesen. Besorgt drehte er seinen Kopf so, dass er Naira in die Augen sehen konnte. Erschrocken musste er feststellen, dass ihre Augen mit Tränen verschleiert waren. Was war nur vorgefallen?! Unterstützend strich er ihr über ihren Arm, bis er an ihrem Handgelenk hängenblieb. Besser gesagt an etwas an ihrem Handgelenk.
Sowohl Nairas, als auch sein eigener Blick huschten verwirrt zu ihrem Handgelenk. Naira trug keine Armbänder, wenn sie überhaupt Schmuck trug, dann waren es Ketten. Fassungslos starrte Naira auf ihr Handgelenk, an welchem sich ein silbernes Armband mit schwarzen Steinen befand. Kunstvoll rankte sich das Silber um die Steine herum und verschloss sie so, dass sie nicht aus ihrer Fassung fallen konnte.
Erst, als sich Thranduils Hand wie ein Schraubstock um ihr Handgelenk schloss sah Naira ihn wieder an. Die Atmung des Elbenkönigs ging schwer und er schien nicht zu bemerken, dass er Nairas Blutversorgung abschnitt. »Thranduil...« Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seine und brachte ihn somit dazu ihr Handgelenk aus dem Klammergriff zu entlassen. »Dafür wird er bezahlen!« Thranduils sonst so strahlende blauen Augen waren trüb und von einem alten Schmerz geprägt. Sein nächster Griff ging in die Innentasche seines Umhangs, aus der er einen Dolch herauszog.
Er schien nicht ganz bei sich zu stehen, als er in Richtung der Tür lief. Mit Grauen erkannte Naira, was sein Plan war. Wenn er jetzt zu Fëanor ging, dann würde er einen Kampf provozieren und diesen verlieren. Fëanor war zu mächtig für ihn und auch, wenn er vielleicht von seinem Rachegedanken in erster Linie abgesehen hatte, würde er es dankend in Kauf nehmen derjenige zu sein, der Thranduil das Leben aus den Augen blies. Vermutlich würde er es am Ende auch noch so drehen, dass er sich ja nur gewehrt hatte. Das konnte sie nicht zulassen!
»THRANDUIL!« Ihre Stimme hallte laut im Raum wider und sorgte dafür, dass der blonde Elb zusammenzuckte, bevor er in seiner Bewegung erstarrte. Die aufwallende Wut in ihm ließ sich nur schwer in Zaum halten. Fëanor hatte es gewagt Naira anzurühren und wer weiß was noch getan. Sie trug das Armband. Wieso trug sie das Armband?! Wieso trug sie freiwillig etwas, was von Fëanor kam?
»Thranduil« Nairas Stimme war jetzt wesentlich leiser und sanfter. Sie hatte das erreicht, was sie erreichen wollte. Er war stehengeblieben und brachte sich nicht selber mit seinen unbedachten Aktionen in Gefahr. Sie konnte sich geradeso ein Lächeln verkneifen, als sie daran dachte wie oft Legolas ihn wohl von etwas hatte abhalten müssen. Stumm machte sie sich eine Notiz ihm demnächst einen Besuch abzustatten und genaueres über frühere impulsive Ausbrüche von Thranduil zu erfahren. Irgendetwas sagte ihr, dass Legolas schon sehr früh damit angefangen hatte ihn zu besänftigen und diese Erzählungen konnten ja nur köstlich werden. Vor ihrem inneren Auge tanzte der kleine Legolas auf und ab, wie er seinen Vater an einer Umhangspitze zurückhielt.
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Thranduil || Flammendes Herz √
Fanfiction𝘼𝙪𝙛 𝙣𝙚𝙪𝙚 𝘼𝙣𝙛ä𝙣𝙜𝙚 Die Freundschaft ist ein unzerbrechliches Band, das auf ewig währt. Zumindest dachte Thranduil das, bis seine beste Freundin mitten in der Nacht ohne Grund aus dem Schloss verschwand. Damals war er der Prinz des Düsterw...