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»Steh auf!« Naira kniff ihre Augen nur noch mehr zusammen. Er sollte sie in Ruhe lassen! »Ich sagte steh auf!«
Sie wurde unsanft am Arm nach oben gezogen und prallte gegen einen warmen Körper. Ungeduldig atmete Fëanor aus. Es war nicht die richtige Zeit für einen Nervenzusammenbruch. Er wollte gar nicht wissen, wie schrecklich es ihr gerade gehen musste aber sie musste das hintenanstellen.
»Ich brauche nochmal deine Hilfe!« Nur langsam öffnete Naira ihre Augen. Wieso konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen?
»Auch schon wach Prinzessin?« Seine Stimme klang bitter, als er Naira am Arm mit sich zog. Ihre Beine gehorchten ihr zwar nicht aber trotzdem stolperte sie irgendwie hinter Fëanor her. Er hasste sich dafür, dass er sie so herumkommandieren musste aber anders würde sie ihm nicht helfen und genau das brauchte er jetzt. Ihre Hilfe.

Erst, als sie neben Thranduil angekommen waren ließ er Naira wieder los.
»Festhalten!« befahl er der Elbin trocken, während er selber neben Thranduil auf die Knie ging und das Stück Stoff entfernte, das seine Wunde bedeckte. Bevor er allerdings noch etwas anderes tun konnte war Thranduils Hand schon durch die Luft geschnellt und hatte Fëanor am Handgelenk gepackt.
»Ich bringe dich um!« Wütend starrte er den schwarzhaarigen Krieger an. Er würde für das bezahlen, was er getan hatte. Der Griff um Fëanors Handgelenk wurde immer stärker. Wie konnte er es wagen wieder hierherzukommen? Nachdem er es gewagt hatte ihn anzugreifen. Nachdem er es gewagt hatte zu behaupten, dass Naira mit ihm besser dran wäre.

Fëanor schnaubte leicht, bevor er gewaltsam die Hand von Thranduil von seinem Handgelenk pflückte. Ihm war klar geworden, dass er nicht mit offenen Armen empfangen werden würde aber zumindest etwas Dank wäre angebracht gewesen.
»An eurer Stelle würde ich mich freuen so ein gutaussehendes Gesicht zu sehen Thranduil. Naira, los!« Die Elbin kam seiner Aufforderung sofort nach. Entschuldigend sah sie Thranduil an, bevor sie sich auf beide seine Arme stützte und ihn somit weitestgehend bewegungsunfähig machte.

»Wag es nicht Naira!« Wütend blitzte er die Elbin an, die jetzt schnell ihre Augen zusammenkniff um seinen wütenden Blick nicht sehen zu müssen. Sie verriet ihn jetzt also auch noch? Sie half Fëanor, anstatt ihm dabei zu helfen?! Ihm, ihrem Gefährten!
»Es tut mir leid!« Thranduil hatte keine Chance noch weiter auf sie einzureden oder ihr all die Dinge an den Kopf zu werfen, die durch seinen Kopf schwirrten.
Seine Wange hatte erneut Feuer gefangen. Die Schmerzen fraßen sich durch seine Haut und er versuchte ihnen zu entkommen, was sich ganz zu Nairas Leidwesen, in Form von Schlägen zeigte. Dieses Gefühl war schlimmer, als die Entstehung der Wunde.
Thranduil schlug mit aller Kraft um sich und versuchte währenddessen mit seinen Händen Fëanor zu erwischen. Er war sich sicher, dass er ihn umbrachte und Naira half ihm dabei. Alle um ihn herum hatten ihn verraten.

Noch Schlimmer war allerdings, dass Nairas laute Schluchzer an seine Ohren drangen. Was tat Fëanor ihr an?! Hatte er sie dazu gezwungen? Thranduil wehrte sich nur noch mehr gegen die sanften Hände, die ihn krampfhaft am Boden hielten.
Zu seiner Überraschung wurde der Schmerz tatsächlich weniger und nach kurzer Zeit spürte er gar nichts mehr. Seine Wunde hatte aufgehört zu brennen und auch sonst erinnerte ihn nur die Schwäche seines Körpers daran, dass er verwundet gewesen war.
Nur das laute Schluchzen von Naira blieb bestehend.
»Gern geschehen eure Majestät.« höhnte der Krieger, bevor er seine Hände an seiner Hose abklopfte und aufstand. Er hatte seinen letzten Funken Magie damit verschwendet den undankbaren König des Waldlandreiches zu heilen.

Fëanor! Er würde diesen Elb eigenhändig umbringen. Sobald die Hände verschwunden waren, die ihn am Boden hielten richtete er sich auf und stieß dabei mit seinem Kopf gegen Naira, die immer noch direkt über ihm lehnte. Ein stechender Schmerz fuhr durch seine Glieder. Sie hatte einen echten Dickschädel.

Für einen kurzen Moment starrten sich die beiden einfach nur gegenseitig in die Augen.
»Du machst mich wahnsinnig Naira!« In seinen Augen schimmerten Tränen, als er seine Arme um die Elbin schlang und sie so eng an sich zog, wie es ging. Jetzt, wo der Schmerz nachgelassen hatte verstand er, dass Naira ihm nur geholfen hatte. Erleichtert drückte er die Elbin fest an sich, während die Bilder vom Schlachtfeld auf ihn einfluteten. Sie war beinahe gestorben. Schlimmer sogar noch, sie hatte aufgegeben.

Thranduil || Flammendes Herz √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt