In stiller Vorfreude schlenderten die beiden nebeneinander zurück zum Stall. Die Tage, an denen sie sich vor ihren Eltern und der mit Aufgaben und Pflichten verpesteten Welt versteckt hatten, waren den beiden in guter Erinnerung geblieben. An diesem Ort hatten nie Probleme existiert. Im Gegenteil, egal welchen unlösbaren Situationen sie gegenübergestanden hatten, dort hatten sie immer die Lösung gefunden. Gemeinsam als Team.
Im Stall angekommen sah Naira sich unbehaglich um. Die meisten Pferde gehörten einem von Thranduils Soldaten. Welches konnte sie zum Ausreiten nehmen, ohne Ärger zu bekommen? Wie in Zeitlupe schlenderte sie durch den Gang, lehnte sich ab und an zu einem Boxenschild, nur um dann weiterzulaufen. Sie verband ihren letzten Ritt auf einem Pferd nicht unbedingt mit guten Sachen. Immerhin hatte das Tier sie abgeworfen und war Hals über Kopf verschwunden.
Lautlos war Thranduil neben sie getreten. Er konnte nur vermuten, was gerade in ihrem Kopf vor sich ging.»Entscheidungsprobleme?«
Sie nickte wortlos, bevor sie erneut die Stallgasse entlanglief.
»Ja. Welches Pferd kann ich nehmen und welches nicht? Kann ich überhaupt eins nehmen und wenn nein, wie komme ich dann zu unserem Ort?«Wortlos sah Thranduil Naira dabei zu, wie sie wieder vor einer Box stehen blieb. Er hatte eine Idee aber ob Naira so mit ihr zufrieden sein würde, war eine andere Frage. Mit einem leisen Räuspern öffnete er Estels Boxentür. Sanft ließ er eine Hand auf seiner Schnauze ruhen. Während er mit der anderen andächtig durch das weiche Fell des Hirschs fuhr.
»Du kannst dir ein Pferd aussuchen und ansonsten wäre Estel auch stark genug um uns beide zu tragen. Nicht wahr?« Der Hirsch stimmte ihm mit einem leisen Schnauben zu. Thranduil wollte es zumindest mal erwähnt haben, bevor Naira sein Angebot ablehnte.
Es brauchte nur eine kleine Handbewegung von Thranduil und schon liefen zwei Diener in die Sattelkammer und holten den Sattel und das Zaumzeug für Estel. Es war der gleiche Sattel, den Naira auch für ihren Ausritt genommen hatte. Im Nu war Estel aufgezäumt und gesattelt. Mit einem leichten Kopfschütteln öffnete Thranduil die Boxentür und trat auf die Stallgasse hinaus. Naira hatte sich immer noch nicht für ein Pferd entschieden. Wenn das so weiterging, dann war es dunkel bevor sie überhaupt aufbrachen.
Gerade konnte er sie dabei beobachten, wie sie auf die Box eines großen schwarzen Pferdes zuging, welches schon längst die Ohren angelegt hatte und jetzt mit einem lauten Wiehern stieg. Überfordert stolperte Naira zurück.
»Blödes Pferd!« Unwohl wandte sie sich von der Box ab. Ihr Vorschlag dorthin zu reiten kam ihr immer mehr wie eine blöde Idee vor. Vielleicht sollten sie einfach im Schloss bleiben und stattdessen gemeinsam Wein trinken.
Ein dumpfes Aufschlagen eines Körpers und kratzendes Metall am Boden sorgte dafür, dass Naira sich umdrehte. Unschuldig blinzelte Estel sie an. Er hatte sich vor ihr auf den Boden fallen lassen und wartete nur darauf, dass sie aufstieg. Schnell ließ Naira ihren Blick zu Thranduil wandern, der Estel nur amüsiert musterte. In dem Hirsch steckte so viel mehr, als er wusste. Vor ihm war er nie in die Knie gegangen.
Thranduil konnte den fragenden Blick von Naira auf sich spüren. Hatte sie sein Angebot wenige Minuten zuvor nicht gehört?
»Gut ja... Er kann uns beide tragen das ist okay!«
Die Wahrheit war, dass Naira Angst hatte allein auf einem Pferd zu reiten, seit sie im Wald überfallen worden war. Diese Unsicherheit hatte Estel sofort gespürt. Naira konnte einem Pferd nicht vertrauen aber bei Estel war das anders. Er würde sie niemals im Stich lassen und außerdem hatte es den schönen Nebeneffekt, dass Thranduil dann nah bei ihr war.Bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte, war sie schon in den Sattel geklettert. Estel ließ ihr kaum Zeit sich zurechtzufinden, bevor er sich erhob und Thranduil aufmerksam ansah. Der große Elb spannte stolz seinen Rücken an, bevor er sich seinen warmen Umhang von den Dienern umlegen ließ. Langsam trat er neben den Hirsch und schwang sich dann mit einer fließenden Bewegung hinter Naira in den Sattel, stets darauf bedacht ihr Raum zum Atmen zu lassen.
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Thranduil || Flammendes Herz √
Fanfiction𝘼𝙪𝙛 𝙣𝙚𝙪𝙚 𝘼𝙣𝙛ä𝙣𝙜𝙚 Die Freundschaft ist ein unzerbrechliches Band, das auf ewig währt. Zumindest dachte Thranduil das, bis seine beste Freundin mitten in der Nacht ohne Grund aus dem Schloss verschwand. Damals war er der Prinz des Düsterw...