30. Gespräch unter Drache und Reiter

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- "Nun, was hältst Du von unseren neuen Schülern?" - erkundigte sich Eragon bei seiner langjährigen Begleiterin Saphira.
Inzwischen waren alle Drachenreitern wieder auf ihren Seelenpartnern aufgesessen und der Donner näherte sich der weißen Zitadelle von Emfielion.
- "Dass ich das Küken von Roran und Katrina gut leiden kann weißt Du, Kleiner." - ließ sich die blaue Drachendame vernehmen. - "Ich denke, sie wird eine gute Reiterin abgeben. Sie hat ein offenes und unvoreingenommenes Wesen. Das ist bereits eine wichtige Charaktereigenschaft. Auch ihre Drachendame Anarie finde ich sehr sympathisch. Sie hat viel von meiner Eleganz. Tailon ist der geborene Jäger. Auch das hat er von mir. Das einzige, was sich an seinem Reiter Cale auszusetzen habe ist ein Problem, dass viele unserer jungen Schüler hatten. Er ist einfach etwas schüchtern." -
-"Höre ich da etwa großmütterlichen Stolz auf Deine Wnkeln Saphira?"-
-"Nenn mich noch einmal Großmutter und Du kannst zur Ostmark zurücklaufen!"- knurrte die Drachendame.-"Aber zurück zu Tailons Reiter. Was hältst Du von Cale?"-
- "Ich bin Deiner Meinung. Gerade bei jungen menschlichen Schülern kommt dieser Charakterzug leider sehr häufig vor. Elfen oder Zwerge sind sehr langlebig. Sie haben die Zeiten vor Galbatorix noch besser in Erinnerung. Außerdem haben sich ihre Kulturen vom ehemaligen Imperium abgeschottet. Unter Nasuada sind die Städte der Menschen zwar wieder aufgeblüht aber trotzdem fühlt sich mein Volk als wäre es hinter den anderen Völkern Alagaësias zurückgeblieben." -
- "Bei den Urgals ist das aber nicht der Fall." - warf Saphira ein.
- "Da hast Du zwar recht aber die Gehörnten haben ihre gewaltige Kraft und sind es gewohnt von den andern Völkern Alagaësias skeptisch betrachtet zu werden. Ihre Isolation haben sie sich fast selbst gewählt. Die Menschen wurden von Galbatorix isoliert. Sich selbst hat der Verräter ja bis in den Himmel loben lassen. Dazu kam das er sich so weit von seinem Volk entfernt hat. Er hat sich ständig nur in seinem Schloss aufgehalten und sich seinen Forschungen gewidmet. Dadurch ist er in den Augen der Bevölkerung zu einer Art grausamen Halbgott geworden. Manchmal habe ich das Gefühl, dass, auch wenn Nasuada Königin ist, mich die Leute auf ein ähnliches Podest gesetzt haben. Hast Du bemerkt wie Cale Arya und mich ansieht?" -
Saphira brummte zustimmend.
- "Weißt Du noch wie Roran unseren Kampf gegen den Eierräuber genannt hat?" -
Eragon erinnerte sich nur zu gut. Ein Krieg unter Göttern. Die Vorstellung so betrachtet zu werden war dem Anführer des Drachenreiterordens immer noch ein Graus.
- "Wo wir gerade von Cale sprechen" – fuhr Saphira fort. - "Wie wollt Ihr eigentlich weiterhin verfahren? Ihr könnt ihm seine Abstammung nicht ewig verheimlichen." -
- "Das haben wir auch nicht vor. Aber ich denke, das Beste wird es sein, ihn erst darüber aufzuklären, wenn wir zurück in der Ostmark sind. Dann hat er Zeit das Ganze zu verarbeiten und das in einer Umgebung die im wohlgesonnen ist." -
- "Je früher, desto besser." - knurrte die blaue Drachendame. - "Wahrheiten wie man versucht zu verbergen haben die Tendenz sich gegen einen zuwenden." -
Eragon wusste, warum dieser Punkt Saphira soviel Unbehagen bereitete. Sein Vater Brom hatte Ihr als junges Drachenmädchen einst ein Versprechen in der alten Sprache abgenommen. Ihr hatte er anvertraut, dass er eigentlich Eragons Vater war. Auf den brennenden Steppen hatte Murtagh Eragon dann schließlich etwas ins Gesicht geschleudert was er für die Wahrheit hielt. Das Wissen um ihre gemeinsame Mutter und, wie der ältere von Selenas Söhnen vermutete, die Tatsache, dass sie denselben Vater hatten. Morzan.
Es hatte Saphira viel Kummer bereitet, wie sich Ihr Reiter mit dieser scheinbaren Erkenntnis quälte. Obwohl Eragon verstand, dass es nicht in ihrer Macht gelegen hatte ihm die Wahrheit zu enthüllen, hatte Saphira es sich bis zum heutigen Tag nicht wirklich vergeben. Ein Umstand den Eragon, trotz aller Zuneigung zu dem alten Geschichtenerzähler, seinem Vater anlastete. Was immer Broms Gründe gewesen sein mochten Eragon ihre Verwandtschaft zu verschweigen, der Anführer der Reiter empfand es als einen noch viel stärkerem Vertrauensbruch, dass er seiner Beziehung zu Saphira diese bittere Note beschert hatte. Brom war selbst ein Drachenreiter gewesen. Er hätte eigentlich wissen müssen, dass ein solches Verhalten einfach unangemessen war.
Eragon konnte nur vermuten, dass sein Vater geglaubt hatte, keine andere Alternative zu haben.
- "Ein anderes Thema meine Schöne" – Eragon bemühte sich die düsteren Gedanken zu verscheuchen. - "Was hältst Du von Kalains Sinneswandel? Denkst Du, dass echte Erkenntnis dahinter steckt?" -
- "Kalains Verhalten mag manchmal arrogante Züge gehabt haben aber falsch war der Junge nie." - erklärte Saphira entschlossen. - "Ich habe schon seit einiger Zeit bei ihm Bemühungen bemerkt ein besserer Reiter zu werden. Ich denke er verdient eine zweite Chance. Er ist jung und sucht noch nach einer Richtung im Leben. Wir sollten uns bemühen in den Weg der Reiter, als erstrebenswert erscheinen zu lassen. Wenn wir ihm jetzt nur mit Misstrauen begegnen, begibt er sich vielleicht aus Trotz wieder auf Irrwege." -
- "Wie üblich hast Du recht Saphira. Ich bin nur immer wieder etwas verblüfft, wie wenig es braucht um Vorurteile zu erzeugen oder solche zusammenstürzen zu lassen." -
Die blaue Drachendame ließ Ihr heiseres Lachen erklingen.
- "Das sagt ja der Richtige!" -
- "Was soll das heißen?" -
- "Erinnerst Du Dich noch wie fest Du davon überzeugt warst, dass die Urgals Monster sind als wir zum ersten Mal nach Ellesméra kamen?" - erkundigte sich Saphira.
Inzwischen kreiste der Donner der ankommenden Drachen bereits über der Stadt. Vom Boden her halten begeisterte Rufe der Elfen herauf. Es war lange her, dass sie den Anblick einer so großen Gruppe von Drachen genießen konnten. Eragon und seine Begleiter wollten ihnen die entsprechende Zeit einräumen den Anblick zu bestaunen.
Saphira fuhr indes unbeirrt fort: – "Du warst bereit zu glauben, dass die Welt besser dran wäre ohne sie. Es ist das einzige Mal gewesen, dass Oromis wirklich wütend auf Dich war als Ihr über die Gehörnten diskutiert habt. All seine Schriften und Texte über ihre Kultur konnten Deine Meinung nicht ändern. Erst als Du Seite an Seite mit ihnen gekämpft hast und mit einem Kull zu den Zwergen gereist bist hat sich Deine Einstellung geändert. Hättest Du zu Beginn unserer Ausbildung geglaubt, dass Du eines Tages die Gehörnten in den Bund der Völker aufnehmen würdest? Du siehst, Vorurteile sind in der Jugend nichts Ungewöhnliches." -
- "Habe ich Dir eigentlich jemals gesagt, wie ärgerlich es ist, dass Du ein so gutes Gedächtnis hast Saphira?" -
Wieder lachte die blaue Drachendame.
- "Ach Kleiner, warum glaubst Du denn sagt man den Reitern sonst nach, dass sie so weise sind. Zweibeiner! Immer loben sie die Reiter aber immer vergessen Sie die Drachen." -
Während Eragon leise lachte und seiner treuen Begleiterin liebevoll den Hals kraulte, glitt diese nun auf die weiße Zitadelle zu wo bereits eine Abordnung von Elfen auf sie wartete.



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Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt