52. Ein Tabu der Gesellschaft

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(A/N)
Tut mir leid, dass es so lange kein Update gab. Ich hatte einfach ein wenig viel um die Ohren und musste mich um etwas Berufliches kümmern. Jedenfalls sind hier ein paar Kapitel. 
"Falling through Portals" wird in wenigen Tagen anfangen. Ach ja, Percy darf Azula ärgern. Und Kora hat einen crush... Na egal, hier ist das Kapitel:

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Narie fröstelte leicht und zog sich ihren Umhang enger um die Schultern. Die Rüstung, die sie vor vielen Jahren im Zuge ihrer Ausbildung selbst hergestellt hatte, eignet sich zwar gut für ihre Pflichten als Drachenreiterin aber die junge Elfe überlegte und sie nicht eine etwas wärmere Variante herstellen sollte.
Andererseits war die Wüste Hadarac ohnehin eine Umgebung der Extreme. Tagsüber herrschte eine Hitze, die kaum ein lebendes Wesen aushalten konnte während des Nachts die Temperaturen fast eisig waren.
- "Ich weiß gar nicht was Du hast?" - summte Kira. - "Ich wünschte nur meine Kleinen hätten uns begleiten können. Ich hätte ihn gerne diesen wundervollen Ort gezeigt." -
Es war der jungen Elfe unbegreiflich wie ein Drache diese Umgebung als wundervoll bezeichnen konnte. Dankbar nahm sie jedoch zur Kenntnis, dass ihre Drachendame etwas näher an sie heranrückte um die Wärme ihres Körpers mit ihrer Reiterin zu teilen.
- "Ich denke es ist besser, dass uns Deine Kinder nicht begleitet haben, meine Große. Geisterbeschwörer sollte man mit Vorsicht genießen und ihre Reiter sind noch nicht weit genug in ihrer Ausbildung." -
- "Da hast Du natürlich recht Silberschopf." - stimmte die rote Drachendame schließlich zu. - "Bisher waren die Zweibeiner, die wir besucht haben allerdings recht umgänglich." -
Dem konnte sich Narie nur anschließen. Keiner der Geisterbeschwörer auf der Liste der Magiergilde hatte sich als ein Problem herausgestellt. Die meisten waren sich erfreulicherweise bewusst, welche Gefahr die Beschwörung eines Geistes mit sich brachte und verzichteten größtenteils auf die Ausübung dieser Kunst. Es war ausgeschlossen, dass eine dieser Menschen für die Vorgänge in Bullridge verantwortlich war. Am ehesten bereit die Kunst der Beschwörung wirklich zu praktizieren war der letzte Zauberer gewesen, den die beiden Drachenreiter aufgesucht hatten.
Dieser Mann war ein Medizinmann eines Nomadenstammes der Wüste gewesen. Zwar wandte er die Beschwörung tatsächlich an aber er konnte glaubhaft versichern nichts mit den Vorgängen in Bullridge zu tun gehabt zu haben. Außerdem erstreckt sich seine Beschwörungen nur auf eine einzigartige aber recht ungefährliche Form der Nutzung, der Energie der Geister. Er beschwor sie herauf, um von ihnen Informationen zu erhalten. Beispielsweise wo das nächste Wasser in der Wüste zu finden war, wo in der kargen Umgebung Heilkräuter wuchsen oder Ähnliches. Nur wenige Geisterbeschwörer beherrschen die Kunst tatsächlich mit den Wesen aus reiner Energie zu kommunizieren. Den meisten fehlte auch einfach der Feinsinn dafür. Sie sahen die Geister nur, als Werkzeuge an um ihren willen zu bekommen. Ihnen war nicht bewusst, dass es sich dabei um Wesen handelte mit eigenem Willen und Sehnsüchten.
Auf der Liste verblieb nun nur noch ein Name. Der eines Einsiedlers namens Robar. Der Mann lebte sehr zurückgezogen am Rand des Beor-Gebirges. Da dies das Hoheitsgebiet der Zwerge war, hatte Marek beschlossen sich mit König Orik in Verbindung zu setzen und Informationen über den Mann zu erhalten. Als Bergnomade hatte der Reiter der gelben Drachendame Laorie den besseren Kontakt zu den Knurla.
Offenbar hatte Marek sein Gespräch beendet, denn er trat zu seiner Gefährtin an das Lagerfeuer, welches die beiden entfacht hatten und lehnte sich an die Flanke seiner Drachendame Laorie.
"Nun?" erkundigte sich die Elfe. Schon eine Weile war Marek Ihr Gefährte und sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass dem Bergnomaden etwas auf der Seele lag.
Zunächst brummte Marek nur etwas Unverständliches, legte einige Stücke Holz in die Feuerstelle und stocherte mit einem langen Stock darin herum um die Flammen wieder anzufachen.
"Ich habe in der Tat einiges über diese Robar herausgefunden." erklärte er schließlich. "Er ist den Zwergen kein Unbekannter und er ist kein gerne gesehener Gast in Beor-Gebirge."
"Hat es böses Blut zwischen ihm und den Knurla gegeben?", fragte Narie als die Erklärungen ihres Gefährten ins Stocken gerieten.
"So könnte man das sagen.", murmelte der andere Drachenreiter nachdenklich. "Robar lebt allein in einer Höhle am Rande des Gebirges. Unweit der Zwergenstadt Orthiad. Die meiste Zeit über ist er ein Eigenbrötler und bleibt dem Volk der Zwerge fern. Einmal jedoch gab es einen Zwischenfall, der sich in die Erinnerung der Knurla eingegraben hat. Eine Gruppe junger Jäger des Zwergenvolkes war auf der Pirsch und bemühten sich Nagran zu erlegen."
"Du meinst die riesigen Wildschweine die im Beorgebirge leben?" erkundigte sich die junge Elfe.
"Richtig! Es sind sehr mächtige Geschöpfe. Nur die mutigsten Zwerge jagen sie und sie werden nur bei ganz besonderen Anlässen Helden aufgetischt. Der Letzte, der sich an einem Bankett erfreuen durfte bei dem dieses Fleisch aufgetischt wurde, war Eragon selbst. Diese besagte Jagtgruppe war nicht vom Glück verfolgt. Etwas ging bei ihrer Verfolgung schief. Aus den Jägern wurden die gejagten, zwei Mitglieder ihrer Gruppe wurden von einem der Nagran schwer verletzt. Da sie wussten, dass Robar ein Magier war sie ihn auf und baten ihn um Hilfe bei der Heilung ihrer Verwundeten. Er lehnte ab und jagte die Zwerge, die zu ihm gekommen waren davon. Die zwei Mitglieder der Jagtgruppe die verletzt worden waren überlebten die Nacht nicht. Es ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass man anderen Wesen in Not hilft aber im Gebirge ist es nahezu ein ungeschriebenes Gesetz das man Hilfe und Obdach gewährt, wenn man darum gebeten wird. Dieser Vorfall ist den Zwergen in Erinnerung geblieben. Nicht nur hat Robar die Hilfe verweigert und die gebeten wurde, sondern er hat die Zwerge, die zu ihm kamen, auch beschimpft und davon gejagt. Er scheint alles in allem kein angenehmer Zeitgenosse zu sein."
"Dann dürften auch wir es wohl nicht leicht mit ihm haben.", murmelte Narie.
"- Mach Dir keine Sorgen Silberschopf." - knurrte Kira. - "Wenn wir Drachen ganz lieb bitten kann uns niemand etwas abschlagen." -
Um ihre spöttischen Worte zu untermauern, entblößte Kira ihre Furcht einflößenden Zähne und verstärkte Ihr Knurren noch. Auch Laorie stimmte in das Furcht einflößende Konzert mit ein.
"Ich denke wir haben gar keine so schlechte Karten." lächelte Marek und kraulte seiner Drachendame den Hals. Aus Laories Knurren wurde ein behagliches Summen.
Eine Weile genossen Drachen und Reiter die gegenseitige Nähe, dann ergriff Marek wieder das Wort: "Wie kommt es eigentlich, dass Ihr Elfen so wenig über die Geisterbeschwörung wisst? Zugegeben, Ihr habt es nicht nötig Geister zu beschwören und einmalige magische Kunststücke zu vollbringen aber ich habe Dein Volk als sehr aufgeschlossen und neugierig kennengelernt Narie. Warum erforscht niemand die Beschwörung einfach nur aus Neugier zum Beispiel?"
Die junge Elfe ließ sich Zeit mit ihrer Antwort und ordnete sorgfältig ihre Gedanken. Glücklicherweise war Marek inzwischen geduldig genug um zu begreifen, dass dies eine Eigenart des schönen Volkes war.
"Genau kann ich Dir das auch nicht sagen." erklärte die Reiterin schließlich. "Du hast recht, normalerweise versuchen wir alles in der Welt, um uns herum zu begreifen. Die Geister sind eine große Ausnahme. Man könnte es fast wie ein Tabu in unserer Gesellschaft sehen. Jemand der sich ihrer Erforschung widmet isoliert sich sofort von allen anderen. Er steht sofort unter dem Verdacht machtgierig zu sein oder dunkle Absichten zu verfolgen. Mir sind nur zwei Mitglieder meines Volkes bekannt, die sich mit dieser Art von Magie beschäftigt haben. Zum einen war da Oromis. Als letzter der alten Reiter war natürlich über Vorwürfe wie machtgierig zu sein erhabenen. Außerdem hatte er einen guten Grund. Durza. Schon lange vor den Vorfällen die zur Schlacht Farthen Dûr geführt haben gab es Gerüchte, dass ein Schatten in Galbatorix Diensten steht. Der trauernde Weise wollte einfach die Natur eines potenziellen Feindes verstehen. Was immer er auch wusste ist leider mit ihm gestorben. Höchstens Meister Glaedr könnte noch etwas über die Forschungen seines Reiters wissen aber ich möchte ihn nur ungern darauf ansprechen."
- "Das wäre wohl wirklich nicht sehr taktvoll. Auch nach all den Jahren ist es immer noch schwer für ihn über seinen Reiter zu sprechen." - warf Laorie ein.
- "Das ginge wohl jedem Reiterdrachen so." - murmelte Kira und stieß Narie sanft mit der Schnauze an. Diese lächelte und kraulte ihrer Seelenschwester dankbar die Stirn.
"Du sagst, es gibt noch jemanden der sich mit den Geistern beschäftigt." nahm Marek das Gespräch schließlich wieder auf. "Wen meinst Du."
Narie seufzte. Schmerzvolle Erinnerungen stiegen in Ihr auf die bittere Galle.
"Der andere, der mit Geisterbeschwörung Forschung betrieben hat, ist mein Vater. Als er noch ein angesehenes Mitglied des Kronrates war, hat niemand gewagt ihn dafür zu tadeln. Aber seit seinem Betrug an Arya heißt es, dass man ja von jemandem, der sich mit Geistern beschäftigt nichts anderes erwarten könnte. Auf einmal haben es alle besser gewusst."
"Wie üblich.", brummte Marek. "Forschte eigentlich immer noch in diese Richtung?"
"Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht!" gab Narie scharf zurück. Ihre Stimme war wesentlich kälter als sie es eigentlich beabsichtigt hatte. Normalerweise hätte sie sich bei Marek für ihre schroffen Worte entschuldigt doch im Moment fühlte sich dazu nicht in der Lage.
Wie tief sie in Gedanken versunken war, erkannte sie erst, als Ihr Gefährte Ihr plötzlich die Hand auf die Schulter legte. Dass er aufgestanden und zu ihr herübergekommen war, hatte sie gar nicht wahrgenommen.
"Es tut mir leid, ich wollte Dich nicht verletzen." entschuldigte sich der Bergnomade sanft und setzte sich neben sie.
"Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen. Es war ungerecht meine Wut an Dir auszulassen." flüsterte Narie schmiegte sich an Mareks Brust. "Es überrascht mich selbst wie lebendig dieser Schmerz in meinem Herzen noch ist."
Marek erwiderte nichts, sondern strich Ihr nur tröstend über den Rücken. Wie lange die beiden so saßen konnte Narie schon bald nicht mehr sagen. Schließlich war es Marek, der wieder das Wort ergriff.
"Wir sollten uns schlafen legen. Der Besuch, den der Morgen vor uns haben dürfte kraftraubend werden."
Stumm stimmte Narie ihren Gefährten zu und streckte sich auf ihrer Decke aus. Es dauerte noch einige Zeit bis sie ruhig genug war, um ihre Wachträume zu gleiten. Erst verschloss sie sorgfältig alle Erinnerungen wieder die sie mit ihrem Vater verbannt.


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Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt