44. Stille Augenblicke

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Vorsichtig legte Arya die kleinen Marlena in ihr Bettchen und deckte das Mädchen sorgsam zu. Zufrieden betrachtete die Drachenreiterin ihre Tochter. Marlena dachte überhaupt nicht daran aufzuwachen, sondern schief seelig weiter. Die vielen neuen Eindrücke auf der Feier unter dem Menoa-Baum hatten das kleine Kind offenbar sehr ermüdet.
Lächelnd stellte die stolze Mutter jedoch fest, dass jeder Versuch Marlena von ihrem neuen Schatz zu trennen offenbar zum Scheitern verurteilt war. Festhielt die kleine ihre neue Rasse in der winzigen Faust.
"Schlaf gut mein Schatz." Flüsterte Arya und verließ das Zimmer, welches die Elfen an das Schlafzimmer der beiden Drachenreiter, durch ihren magischen Gesang angefügt hatten. Leise Schloss die junge Mutter die Schiebetür hinter sich. Ein spezieller Zauber lag über diese Tür. Er sorgte dafür, dass Marlenas Ruhe zwar durch kein Geräusch gestört wurde die Eltern aber sofort hörten, wenn ihr Nachwuchs lautstark nach ihrer Anwesenheit verlangte.
Die Größe zu der Fírnen und auch Saphira herangewachsen waren hatten die Elfen zu einigen Umbaumaßnahmen für die ältesten des Drachenreiterordens gezwungen. Das Baumhaus welches Arya gemeinsam mit Eragon nun bewohnte war aus einer Fichte gesungen, die am oberen Rand einer kleinen Senke stand. Die Senke selbst war frei von Baumbewuchs und die Lichtung war mehr als groß genug für die beiden ältesten Drachen. Mit ihren Gesängen hatten die Elfen dafür gesorgt, dass die umstehenden Bäume mit ihren Ästen eine Art Dach über der Lichtung bildeten. Lediglich zu einer Seite hin war diese aus Holz und Astwerk geschaffene Höhle offen, sodass die Drachen bequem aus- und einfliegen konnten.
Breite Fenster eröffneten den Drachen Einblick in die Behausung ihrer Reiter und gaben den Seelenpartnern so Gelegenheit das Leben des jeweils anderen zu teilen.
Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Aryas Lippen als sie Saphira und ihren grünen Seelenbruder auf der Lichtung erblickte. Die beiden Drachen hatten sich eng aneinander geschmiegt und ihre Schwänze miteinander verflochten. Leicht öffnete die Elfe ihren Geist und genoss die Gefühle, die von den beiden mächtigen Wesen zu ihr aufstiegen. Eine angenehme Wärme breitete sich in Arya aus. Dieses Gefühl verstärkte sich noch als sich zwei Arme um ihre Hüften legten und sie spürte wie sich Eragons Körper an ihren Rücken schmiegte.
"Schläft unsere kleine Prinzessin?" erkundigte sich Eragons wohlbekannte Stimme.
"Tief und fest." bestätigte Arya.
Einen Augenblick lang schwieg Eragon und bewertete offenbar was er gehört hatte.
"Was bekümmert Dich?" Ein bittersüßes Lächeln erschien auf Aryas Gesichtszügen. Wo man nur der leicht naive Bauernjunge aus Carvahall geblieben? Der Mann, der sie jetzt in den Armen hielt, kannte sie einfach zu gut. Ganz gleich wie sehr sie sich bemühte ihre Gefühle zu verbergen Eragon durchschaute sie.
"Unsere Kleine hat nun ein Schicksal." erklärte Arya. "Ich bin nicht sicher was ich davon halten soll. Auf der einen Seite ist das, was der Menoa-Baum offenbart hat, ein Segen für sie. Es wird ihren Stand bei den Elfen erheblich erleichtern. Selbst einflussreiche Persönlichkeiten wie Fürstin Askarí oder Däthedr werden es nicht mehr wagen offen etwas gegen sie zu sagen. Auf der anderen Seite erwartet man jetzt aber auch so viel von ihr. Ich hatte immer gehofft diese Art von Erwartungsdruck von unserer Tochter fernhalten zu können. Deswegen haben wir sie ja zum Beispiel auch nicht nach meiner Mutter benannt. Marlena ist noch so klein. Ich möchte nicht, dass ihre Kindheit daraus besteht, sich auf irgend ein großes Schicksal vorzubereiten."
Wieder breitete sich für einige Augenblicke Stille aus. Arya wusste, dass Ihr Gefährte seine Antwort sorgfältig abwog. Schließlich begann Eragon zu sprechen: "Weißt Du, mein Stern, ich denke jeder von uns hat ein Schicksal. Es besteht darin die Herausforderungen zu meistern, die das Leben an uns stellt. Wenn man es so betrachtet hat sich für Marlena nicht wirklich etwas verändert. Sie hätte immer einen besonderen Status unter Deinem, sowie unter meinem Volk gehabt. Der Schatten der Legende, die um uns, ihre Eltern, entstanden ist, reicht weit. Und bei jedem Kind ist die Zeit des Heranwachsens eine Zeit der Vorbereitung auf das Leben selbst. Helfen wir unserer Kleinen einfach, indem wir sie gut vorbereiten. Und Du sagst ja selbst, sie ist noch sehr jung. Sie hat noch einige Jahre Zeit bevor wirklich jemand Forderungen an sie stellen wird. Außerdem wird sie bei uns in der Ostmark aufwachsen. Dort wird niemand versuchen sie zu manipulieren oder in eine bestimmte Richtung zu zwingen die politischen Ambitionen zugutekommt. Wir können unsere Kleine nicht vor den Herausforderungen beschützen, die das Leben an sich stellen wird. Würden wir das versuchen müssten die Ihr das Leben selbst verweigern. Doch wir können sie mit unserer Liebe und unserer Fürsorge vorbereiten so gut es geht. Ich habe das vor. Wie ist es mit Dir?"
"Du hast recht." bestätigte Arya. "Ich denke die Schatten der Zukunft beunruhigen jeden von Zeit zu Zeit."
"Das tun sie.", flüsterte Eragon und Arya bemerkte ein Tonfall in der Stimme ihres Gefährten, den Sie nicht sofort einordnen konnte. "Ich sehe es, als meine Pflicht an Dich ein wenig von den Schatten der Zukunft abzulenken."
Arya begriff sofort was Ihr Liebster damit meinte als sie spürte, wie er die rechte Hand über ihre Hüfte zum Ansatz der Wirbelsäule wandern ließ, zärtlich über ihren Rücken strich und begann die Verschnürung ihres Kleides zu öffnen. Ein wohliger Schauer durchlief den Körper der Elfe als sich die ersten Verschnürung öffneten und Eragon die entblößte Haut zärtlich küsste.
"Versuchst Du mich etwa mich zu verführen Schattentöter?"
"Funktioniert es? "
Eragons Stimme klang so betont unschuldig als könnte er kein Wässerchen trüben. Lächelnd wandte Art der sich ihm zu und erblickte in seinen Augen dasselbe Feuer, das in ihrer Brust zu lodern begonnen hatte. Während die beiden Gefährten in einem zärtlichen, leidenschaftlichen Kuss versanken, löschte die Elfe mit einem wortlosen Zauber alle Lichter im Raum.

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt