*75. Maßnahmen

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Eragon und Arya beobachteten die spiegelnde Oberfläche des Ratssees von der kleinen Anhöhe aus die vor der Höhle lag in der der Rat seit seiner Neugründung tagte.
Vor einigen Stunden hatten die beiden Drachenreiter die Mitglieder des Ältestenrates über die Vorkommnisse in Alagaesia informiert. Wie üblich hatten sich daraufhin die Seelen der Drachen in ihrer Eldunari zurückgezogen um das Problem in Ruhe zu durchdenken. Die beiden Gefährten warteten gemeinsam mit ihren Seelenpartnern nun darauf, dass die Drachen sich eine Meinung gebildet hatten und Eragon seine Vorschläge für die Reaktion des Ordens zur Abstimmung stellen konnte.
Die alten Drachen bevorzugten es zunächst nur die Fakten zu kennen und dann zu entscheiden ob die Reaktion die der Anführer des Ordens vorschlug angemessen war.
Inzwischen war der Nachmittag bereits weit fortgeschritten und die Abendsonne ließ den See in dem die Ratsinsel lag erstrahlen als bestünde er aus flüssigen Gold. Weiter veredelt wurde dieses Naturschauspiel noch durch die Anwesenheit der wilden Drachen. Einige der mächtigen Geschöpfe zogen ihre Bahnen über den Himmel, andere pflügten durchs Wasser des Sees.
Am Ufer des Gewässers hatte es sich Voratan bequem gemacht. Der mächtige granietfarbene Drache war umringt von den Mitgliedern seines Clans. Von jungen Drachen, die gerade ihr Feuer entdeckt hatten, bis zu Schlüpfling bei denen man sicherlich noch Spuren der Eihülle zwischen den Schuppen finden würde lauschten sie den Gedanken des Obersten ihres Clans der Gefühle und Erinnerungen mit ihnen teilte.
Eragon fühlte sich unwillkürlich an die Zeit erinnert als er mit Saphira Voratan und die ältesten der wilden Drachen großgezogen hatte. Damals hatte Saphira die Rolle der Lehrerin eingenommen. Mehr und mehr hatte sie diese Stellung aber an ihre wilden Artgenossen übergeben. Jeder der Drachenclans unterrichtete die Mitglieder seiner Brutgruppe selbst. Lediglich wenn es um die Geschichte der Reiter und des Ordens ging suchten auch die Wilden immer noch die Drachendame des Reiters auf, der Galbatorix Schatten vertrieben hatte.
Während Eragon an die ersten Tage des neuen Ordens hier in der Ostmark zurück dachte erkannte er einmal mehr, mit Bedauern, dass er diese Erinnerungen nicht unbeschwert genießen konnte. Eine bittersüße Note durchzog sie. In den ersten Monaten hatte ihm stets etwas gefehlt.
Arya. Noch gut erinnerte er sich an die Sehnsucht der damals empfunden hatte und wie er sich bemüht hatte das zu ignorieren, was er damals für die bittere Wahrheit hielt. Die Tatsache, dass er sie nie wieder sehen würde. Jedenfalls nicht in Fleisch und Blut. Die Erinnerungen an diese Gefühle waren wie eine Narbe auf seiner Seele. Die Tatsache, dass Arya schließlich doch zu ihm gefunden hatte vermochte nicht die Bitterkeit vollständig aufzulösen die er beim Rückblick auf diese Momente emfand.
- "Ich bin fast etwas wütend auf Angela." - ließ Saphira sich plötzlich vernehmen die Gedankengänge ihres Reiters verfolgt hatte. - "Hätte sie dir damals gesagt, dass unser Abschied von Alagaesia nicht so endgültig war wie du damals gedacht hast, wären diese Erinnerungen nicht so schmerzvoll für dich." -
- "Da hast du recht." - räumte Eragon ein. - "Ich weiß, dass sie mir keinen Kummer machen wollte und nur im Sinne der Drachen gehandelt hat aber es ist so wie du sagst: Hätte ich die Reise in dem Bewusstsein angetreten, dass es noch so viele Möglichkeiten gibt dann wäre alles leichter gewesen. Aber es nützt nichts ihr Vorwürfe zu machen. Sie hatte schließlich nicht die Absicht uns zu verletzen." -
Saphira schnaufte zustimmend und zupfte sich etwas die Flügel zurecht. Es überraschte Eragon, wie sehr sie diese Tätigkeit plötzlich gefangen nahm.
Erst als Arya ihm den Kopf auf die Schulter legte und ihn verstehend anblickte Begriff der Anführer der Reiter.
"Saphira hat dich zuhören lassen oder?"
Arya lächelte sanft und nickte.
"Und nun hör auf zu grübeln Liebster. Diese Zeit war für uns beide nicht leicht doch es ist vorbei. Heute haben wir einander und Marlena."
Eragon stimmte seiner Gefährtin zu in dem er ihr einen Kuss in den Haarschopf drückte und den Arm um sie legte. Sein Stern hatte wie üblich recht. Er war nur mit der Frau die er liebte vereint und sie hatten eine gemeinsame Tochter. Diese befand sich gerade unter der liebevollen Obhut ihrer Cousine die sich gern bereit erklärt hatte Marlena zu betreuen solange die Ratssitzung dauerte. Eragon vermutete zwar, dass Cale den unverhofften freien Nachmittag lieber allein mit Ismira verbracht hätte doch einen Vorteil hatte die leichte Schüchternheit des Buchbindersohns: Er würde nie dem großen Schattentöter widersprechen.
Der metallische Klang der Schritte von Cuaroc dem Wächter zog schließlich die Aufmerksamkeit der wartenden Gruppe auf sich. Der stählerne Krieger mit dem Drachenkopf trat auf Eragon, Arya und ihre Drachen zu und vollführte eine eingeladene Handbewegung. Damit signalisierte der ehemalige Beschützer des Verlieses der Seelen, dass der Rat bereit war die Sitzung fortzuführen. Die Drachenseele, die dem stählernen Krieger innewohnte, war kein großer Redner. In all den Jahren in denen Cuaroc seinen Dienst auf der Ratsinsel versah hatte Eragon ihn höchstens zweimal wirklich sprechen hören. Meist begenügte sich der Wächter mit einfachen Gesten oder der Übermittlung von Bildern und Gefühlen.
Eragon und Arya folgten der Aufforderung des stählernen Kriegers und warfen sich ihre Ratsumhänge wieder über, die sie in der warmen Abendsonne abgelegt hatten. Gemeinsam mit ihren Seelenpartner betraten sie die Ratshöhle.
Freudig stellte Eragon fest, dass Cuaroc, umsichtig wie immer, bereits die Vorbereitungen für die letzte Phase der Ratssitzung getroffen hatte. Der Wächter hatte einen weiteren magischen Spiegel am Ratstisch aufgestellt.
Bisher hatten lediglich Marek und Narie aus der schillernden Oberfläche eines Spiegels an der Ratssitzung teilgenommen. Bei der geringen Anzahl an Drachenreitern ließ es sich nicht vermeiden, dass fast immer eines oder mehrere Mitglieder des Ältestenrates auf Reisen waren. Um sie dennoch an den Entscheidungen des Rates zu beteiligen gestattete man ihnen den Sitzungen über magische Spiegel beizuwohnen. Tar und sein Drache Aroc waren persönlich anwesend, ebenso der Zwerg Burod und sein Begleiter Beoram. Der übrige Rat bestand aus 10 Seelenhorten die die Bewahrer des Wortes der Wörter waren. Zu diesem Kreis gehörte auch Umaroth und Eragons und Saphiras ehemaliger Meister Glaedr. Es verblieben noch vier Ratssitze, die eigentlich von zwei Reitern und ihren Drachen eingenommen werden sollten aber noch füllten Eldunari die Lücke, da noch keiner der übrigen jungen Reiter die nötige Reife mitbrachte. Den Seelenhorten, wohnte dank Eragon, noch immer die Fähigkeit inne sich einen Körper aus Licht zu schaffen und ihre Worte in gesprochener Form mit der Welt zu teilen.
Aus dem neu aufgestellten Spiegel blickten Eragon zwei altbekannte Gesichter an und er grüßte sie mit einem freudigen Nicken. Nur zu gerne erwiderten Nasuada und Murtagh die freundlichen Grüße.
Da die Entscheidungen des Rates Murtagh direkt beeinflussen würden sollte auch er an der Sitzung teilnehmen. Normalerweise informierte Eragon Könige und Herrscher im Anschluss an Ratssitzungen darüber, ob und in welchem Umfang Drachenreiter in ihren Herrschaftsgebieten aktiv werden würden, das die Herzen der Herzen ein Geheimnis bleiben sollten. Da Nasuada aber zu den wenigen gehörte die in Alagaesia von den Eldunari wussten hatten Umaroth und die anderen Ratsmitglieder zugestimmt dass auch sie direkt an der Entscheidungsfindung teilhaben konnte.
Bereits vor einigen Jahren hatte der weiße Drache eine Gelegenheit genutzt um Nasuada sein Wohlwollen und einige Komplimente auszusprechen. Es hatte die junge Königin sehr gefreut, dass der alte ehrwürdige Drache ihr versicherte, dass sie stolz auf ihre Leistungen sein könnte. Sie hätte gute Arbeit geleistet die Wunden, die Galbatorix geschlagen hatte zu schließen und Umaroth hatte erklärt, dass er in seinem langen Leben schon viele Wesen getroffen hätte die die Last einer Krone trugen. Er sei der Meinung, dass Nasuada es verdiente zu den größten und ehrenwertesten dieser Herrscher gerechnet zu werden.
Selten hatte Eragon seine ehemalige Lensherrin so gerührt gesehen wie im Anschluss an die Worte von Vraels ehemaligem Drachen.
Nachdem Eragon und Arya, sowie Saphira und Fírnen ihre Plätze am Ratstisch wieder eingenommen hatten er öffnete Umaroth die Sitzung:
"Nun meine Freunde, wir alle hatten nun Zeit die Fakten zu bewerten, die Eragon Schattentöter uns offenbart hat. Nun gilt es die Maßnahmen zu beschließen die eine angemessene Reaktion auf diese Bedrohung darstellen. Bevor wir beginnen begrüße ich aber diejenigen, die dieser Sitzung als Gäste und Beteiligte beiwohnen. Zum einen Murtagh, den Reiter von Dorn der sich bereit erklärt hat uns als langjähriger, zuverlässiger Verbündeter auch in dieser Krise Unterstützung zu leisten. Zum anderen Königin Nasuada, Tochter von Ajihad und Herrscherin von Alagaesia. Nun Eragon, welche Maßnahmen schweben dir vor?"
"Zum einen, Umaroth Elda habe ich, wie ihr schon gesagt habt, Murtagh gebeten Ishaha bei der Bewachung dieses besessenen Ra zac zu unterstützen. Ich möchte auch, Bruder, dass du mithilfe des Wortes der Wörter den Ra zac daran hinderst in irgend einer Form Magie zu wirken. Im Augenblick hat er zwar noch keine Kontrolle über seine Fähigkeiten aber das kann sich ändern. Der Einsatz des wahren Namens der alten Sprache scheint mir in diesem Fall eine gute Möglichkeit zu sein den größtmöglichen Schutz zu garantieren."
"Wir haben den ersten Vorschlag gehört." erklärte Umaroth. "Möchte jemand eine Meinung zu diesem Punkt äußern?"
Nachdem niemand etwas sagte fuhr der alte Drache fort: "dann schreiten wir zur Abstimmung über diesen Punkt. Wer befürwortet diese Maßnahme?"
Die anwesenden Drachen bekundeten ihre Zustimmung indem sie ihre Köpfe empor reckten und die Reiter in dem sie die rechte Hand hoben.
Eragons erster Vorschlag wurde einstimmig angenommen.
Mit Umaroth Erlaubnis fuhr der junge Anführer der Reiter fort: "Desweiteren möchte ich empfehlen, dass wir alle uns bekannten Geisterbeschwörer, die uns vertrauenswürdig erscheinen in dem Militärstützpunkt versammeln damit sie ihr Wissen kombinieren können. Das Ziel ihrer Bemühungen muss es sein die Existenz dieses Schatten-Ra zac zu beenden. In diesem Punkt vertraue ich vor allem auf dich Narie und auf dich Marek. Wir hatten erst vor kurzem alle uns bekannten Geisterbeschwörer in Alagaesia besucht. Wir sollten euch die Auswahl überlassen welchem Experten dieser Versammlung beiwohnen sollen. Kenntnisstand darf dabei nicht der einzige Faktor sein. Vor allem müssen die betreffenden Geisterbeschwörer vertrauenswürdig sein. Wir dürfen nicht riskieren, dass Wissen in die falschen Hände gelangt."
"Es steht also folgendes zur Abstimmung: Die Einberufung einer Versammlung aus Experten in der Geisterbeschwörung deren Ziel es sein soll diese widernatürliche Verschmelzung eines Geistes und eines Ra zac zu beenden. Des weiteren soll die Aufgabe diese Experten zu versammeln Argetlam Marek und Argetlam Narie übertragen werden. Bevor wir abstimmen frage ich euch Marek-Finiarel und Narie-Finiarel seid ihr bereit diese Aufgabe zu übernehmen?"
"Das sind wir Meister." erwiderten die beiden Drachenreiter auch im Namen ihrer Seelengefährten.
"Dann frage ich ob sich jemand zu diesem Punkt äußern will?"
Diesmal erfolgte eine Reaktion auf Umaroth Aufforderung hin. Miemel, die braune Drachendame die schon seit Gründung des Rates Mitglied desselben war, erhob sich.
"Eragon-Schattentöter hat vorgeschlagen, dass nur vertrauenswürdige Experten an dieser Versammlung teilnehmen sollen. Leider laufen die wenigsten Zweibeiner mit einem Schild um den Hals durch die Gegend, welches sie als vertrauenswürdig ausweist. Ich vertraue zwar den vier Küken die man mit der Rekrutierung der Geisterbeschwörer beauftragt hat aber ich denke, dass zusätzliche Schutzmaßnahmen gerechtfertigt sind. Jeder der an dieser Versammlung teilnimmt soll in der alten Sprache schwören, dieses Wissen nicht gegen Alagaesia, den Orden der Reiter oder irgend eine unschuldige Seele einzusetzen. Wenn die Geisterbeschwörer wirklich nur helfen wollen eine Gefahr für Alagaesia zu beseitigen werden sie diesen Schwur leichten Herzens leisten. Wenn nicht lassen sich selbstsüchtige Motive nicht ausschließen und sie sollten nicht in die Runde der Experten gebeten werden."
"Ich stimme Miemel in diesem Punkt zu." grollte Glaedrs tiefe Stimme. "Wenn es um Geisterbeschwörung geht kann man nicht vorsichtig genug sein."
Allgemeine Zustimmung wurde bekundet und als auch über diesen Vorschlag abgestimmt wurde war das Ergebnis ebenfalls einstimmig.
Ein Blick zu Narie zeigte allerdings, dass die junge Elfe plötzlich sehr bedrückt wirkte.
"Was ist los Silberschopf?" erkundigte sich Arya bei ihrer Cousine.
Narie seufzte und begann zu erklären: "Wenn wir auch von den Elfen einen Experten hinzu bitten wollen, dann bleibt er allerdings nur einer."
"Dein Vater."
Arya stellte mit diesen Worten keine Frage. Es war eine nüchterne Feststellung in der aber auch Mitgefühl für die Tatsache mitschwang, dass dies eine schwierige Situation für Narie war.
"Drachenreiter zu sein bedeutet eben das Richtige zu tun. Und oft ist das Richtige nicht das Angenehme." erklärte Kiras Reiterin nach einigen Augenblicken. "Wir werden so bald wie möglich mit meinem Vater reden."
"Ich sage doch den Küken kann man vertrauen." scherzte Miemel, brachte damit aber durchaus ihre Wertschätzung für Naries Opfer zum Ausdruck.
Leises Gelächter lockerte die angespannte Stimmung in der Ratssitzung etwas auf und schließlich war es wieder Eragon der das Wort ergriff.
"Der letzte Vorschlag den ich unterbreiten möchte hat weniger mit dem Schatten-Ra zac zu tun als mehr mit den Umständen seiner Entstehung." erklärte Eragon. "Es ist auffällig, dass es in letzter Zeit gehäuft Vorfälle gibt's die mit der Beschwörung von Geistern im Zusammenhang stehen. Bei jedem dieser Vorfälle war Tjurin, der Sohn von Herzog Aurast entweder in der Nähe oder direkt beteiligt. Nasuada, Du weißt, dass Elva sich bereits besorgt über diesen Junge äußert hat."
"In der Tat Schattentöter." steuerte die Königin bei. "Auch als das Bataillon mit Tjurin in der Begleitung ausdrückte als Elva einige Äußerungen gemacht, die mir jetzt noch Schauer über den Rücken treiben. Leider fehlt uns nach wie vor etwas konkretes."
"Genau deshalb möchte ich einen Vorschlag machen, der auch deiner Zustimmung bedarf Nasuada. Ich möchte vorschlagen, das Murtagh, vielleicht sogar unter Verwendung des wahren Namens der alten Sprache, Tjurin mit einem Zauber belegt der uns warnt sobald er etwas tut was dem Reich schadet oder im Zusammenhang mit Geisterbeschwörung steht. Ich weiß, dass die Gesetze die du erlassen hast eigentlich verbieten Zauber anzuwenden ohne den Betreffenden zu informieren. Doch ich bitte dich, Nasuada hier zu bedenken, dass der Verdacht denn wir haben inzwischen mehr als gerechtfertigt ist. Auch wird durch den Zauber den ich vorschlage nicht die Privatesphäre von Tjurin verletzt. Lediglich wenn er etwas verbotenes oder gefährliches tut wird ein Zauber ausgelöst der uns warnt und uns umgehend mitteilt wo Tjurin sich aufhält. Ich denke, dass diese Vorsichtsmaßnahme inzwischen gerechtfertigt ist. Wenn er wirklich für die Vorfälle in jüngster Zeit zu verantworten hat, dann hat er über 20 Menschen getötet und möglicherweise diesen Schatten-Ra zac geschaffen. Wir müssen vorsichtig sein."
"Ich denke ich spreche für alle, wenn ich sage, dass der Rat der Drachenreiter diesen Vorschlag unterstützt."
Umaroth Stimme hatte entschlossen geklungen und diese Entschlossenheit zeichnete sich auch bei den anderen Ratsmitgliedern ab. Allgemeine Zustimmung wurde bekundet und die Aufmerksamkeit richtete sich nun auf Nasuada.
"Die Gesetze, die ich erlassen habe dienen in erster Linie dazu Unschuldige vor dem Missbrauch von Magie zu schützen." erklärte die Königin schließlich entschlossen. "Mit dieser Maßnahme, die ihr vorschlagt, beugen wir zwar den Buchstaben des Gesetzes aber wir verstoßen nicht gegen seinen Geist. Wenn Tjurin schuldig ist, dann hat er genau die sorglose und selbstsüchtige Form der Anwendung von Magie betrieben, gegen die sich meine Gesetze richten. Ich gebe also die Erlaubnis."
"Ein weiterer Beleg für deine Weitsicht Nachtjägerin." erklärte Tar und erntete für seine Worte Zustimmung.
"Ich danke euch Argetlam." sagte Nasuada in Richtung des jungen Gehörnten. "Es gibt da allerdings noch etwas, über das ich nachgedacht habe. Ich würde gerne die Meinung des Rates der Drachenreiter zu einer Möglichkeit hören die mir in den Sinn gekommen ist um Informationen über die Ra zac zu erhalten."
"Wir hören und stehen wir mit unserem Rat gern zur Verfügung Tochter von Ajihad. "Erklärte Umaroth.
"Man hat mich darüber informiert, dass meine Nachtfalken auch einige Priester des Helgrinds gefangen genommen haben. Diese Männer könnten sich für uns als nützliche Informationsquelle erweisen. Wenn ihr einverstanden seid würde ich Murtagh gerne mit einigen Vollmachten ausstatten die es ihm ermöglichen mit den Männern zu verhandeln. Ihr Wissen über die Ra zac könnte den Experten die ihr versammeln wollt eine wertvolle Hilfe sein. Seid ihr damit einverstanden, dass sich diese Priester unter bestimmten Auflagen der Suche nach Antworten anschließen?"
"Von welchen Auflagen sprichst du Nasuada?" erkundigte sich Glaedr.
"Normalerweise steht auf die Mitgliedschaft bei den Jüngern des Helgrinds und auf das unterstützen der Ra zac und Letherblaka im Reich die Todesstrafe." erklärte die Königin. "Zum einen möchte ich den Männern eine Milderung der Strafe anbieten. Sie werden nicht hingerichtet sondern nur lebenslang in die Obhut der Wächter des Lichts gegeben. Jener neuen Glaubensgemeinschaft die sich am ehemaligen Helgrind gebildet hat. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht den ehemaligen Anhängern des schwarzen Berges einen neuen und besseren Weg zu zeigen. Natürlich würde ich auch von diesen Priestern einen Schwur in der alten Sprache fordern alles was sie über Geisterbeschwörung, Schatten und den besessenen Ra zac herausfinden geheim zuhalten."
"Es ist gefährlich sich der Hilfe dieser Männer zu bedienen." knurrte Miemel. "Ihr Geist ist von ihrem Fanatismus vernebelt. Ich spreche mich nicht gegen dein Vorhaben aus Königin der Menschen aber ich rate zu größter Vorsicht im Umgang mit diesen Männern."
"Wie üblich bringst du es auf den Punkt Miemel." schmunzelte Glaedr. "Dem ist im Grunde nichts hinzuzufügen."
"Ich halte eben nicht zum sinnlosen Geplapper." schnappte die ehemalige Drachendame.
"Du hast unseren Rat erhalten Nasuada Tochter von Ajihad." erklärte Umaroth. "Wir überlassen dir die Entscheidung in dieser Sache. Doch nimm dir das folgende zu Herzen: Ein Handel zwischen zwei Parteien ist wie eine Giftschlange mit zwei Köpfen. Solange sich beide Parteien an ihren Teil halten ist jeder sicher. Lässt jedoch eine der Parteien vom getroffenen Handel ab ist einer der Schlangenköpfe frei und eine der Parteien wird gebissen."
Umaroth Lichtgestalt beugte sich nun zu dem Spiegel herunter aus dem Nasuada zu ihm aufblickte.
"Wenn die Jünger des Helgrinds den Eindruck gewinnen, dass sie davon kommen können während du gebissen wirst Königin der Menschen oder sie glauben, dass es im Sinne ihrer Götter ist von dem Handel mit dir abzulassen werden sie es tun. Seid Ihr dessen immer bewusst."

2880 Wörter

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt