-79-

1.3K 129 36
                                    

P.O.V. Mica

Ich setze meinen Plan in die Tat um.
Ich stehe an den nächsten Tagen auf, beginne meinen Morgen wie immer. Ich frühstücke, mache mich fertig und fahre zur Arbeit.
Natürlich schiebe ich die Erinnerungen an die Morgen mit Bradyn ganz weit weg, in die dunkelste Ecke meines Bewusstseins.

Ich möchte mich nicht daran erinnern, wie es war mit ihm aufzuwachen. Mit meinem Kopf auf seiner Brust, das Sonnenlicht auf unsere Knöchel scheinend.
Schmerzlich verziehe ich das Gesicht, als ich den Kopf hebe und in den beschlagenen Spiegel blicke.
Mein Haar hängt tropfnass bis auf meine Schultern herab.

Aus meinem Augenwinkel bilde ich mir ein, einen Schatten wahrzunehmen.
Hastig greife ich nach einem Handtuch und wische den Spiegel frei.
Es war kein Schatten. Ich habe Bradyns Silhouette in der Dusche hinter mir gesehen. Weil ich mir das Bild so sehr eingeprägt habe, als ich es zum ersten Mal betrachtete, in der Illusion, dass wir eine Zukunft hatten.

Frustriert schleudere ich das Handtuch auf den Boden.
"Konzentriere dich einfach auf den heutigen Tag", flüstere ich mir leise zu und sehe dann wieder in meine blauen Augen.
An den dunklen Ringen unter ihnen lässt sich leider nicht leugnen, dass ich in den letzten Nächten nicht sonderlich gut geschlafen habe.

Ich wende mich ab, kann meinen Anblick nicht länger ertragen.
Wenn ich mein Spiegelbild zu lange betrachte, spüre ich seine Hände und Lippen auf meiner Haut.
An meinem Küchentisch kann ich schon lange keine Mahlzeit mehr zu mir nehmen.
Ich verlasse das Badezimmer und versuche meinen gespenstisch leeren Kopf mit Gedanken über die Arbeit zu füllen, anstelle von grünen Augen, die mich hilfesuchend anklagen.

Und so beginnt jeder Tag. Und sie alle enden, indem ich abends verspätet nach Hause komme.
Meine freiwilligen Überstunden werden mir nicht sonderlich hoch angerechnet und sie bereiten mit Kopfschmerzen. Aber sie lenkten mich ab.
Sie geben mir etwas zu tun, einen Sinn. Sie füllen meinen sonst so ereignislosen Tag.
Auch wenn dieser Sinn darin liegt, Zahlen mit den Fingern in einen Computer zu prügeln, anstatt diese Finger durch langes, braunes Haar fahren zu lassen.

Doch am vierten Tag wird meine sture Routine unterbrochen.
Es ist bereits nach acht Uhr und ich lasse meinen Abend damit ausklingen, meine letzten Mails zu beantworten - da klingelt mein Handy.
Mein Daumen schwebt schon über dem roten Kreis, da entfährt mir ein Seufzen und ich entscheide mich doch für Grün.

"Was gibt es, Ben?", frage ich und klinge dabei genervter, als ich es eigentlich beabsichtigt habe.
"Das sollte ich wohl eher dich fragen, großer Bruder."
Ich verziehe den Mund zu einer schmalen Linie und klappe meinen Laptop zu.
"Wie kann ich etwas verbrochen haben, wenn ich nicht Zuhause bin?"

Ben lacht auf und ich höre, wie er vom Sofa oder einem Bett aufsteht.
"Tiffany hat mich gerade völlig aufgelöst angerufen und wirres Zeug geredet."
Es läuft mir heiß und kalt den Rücken herunter.
Es tut mir leid. Ich bringe das wieder in Ordnung - vielleicht nicht für uns, aber wenigstens für die Geschichte, die anderes erzählt werden soll.
Hat er das damit gemeint? Sollte Bradyn wirklich reinen Tisch gemacht haben?

Ich komme nicht dazu weiter zu hoffen. Ben fährt in angespanntem Ton fort.
"Sie klang beinahe wie du vor ein paar Tagen. Mica? Was hast du mit der Sache zu tun?"
"Mit welcher Sache?"
Meine Hände zittern. Als ich es bemerke, balle ich meine freie Hand zu einer Faust.

"Die Hochzeit ... Sie findet nicht statt, Mann."
Der Raum um mich scheint sich gleichzeitig ins Unendliche auszudehnen und sich zu drehen.
Ich kann nicht glauben, was Ben da gerade gesagt hat.
"Was hast du gerade gesagt?", frage ich. Meine Stimme zwei Oktaven höher als sonst.

"Du hast mich schon verstanden. Die Hochzeit wurde abgesagt. Tiffany rastet total aus. Laura ist gerade zu ihr gefahren. Wir haben Angst, dass sie sich etwas antut. Hast du irgendetwas damit zu tun?", fragt er noch mal.
Meine Euphorie ebbt etwas ab. Auch, wenn ich Tiffany nicht sonderlich mag, würde ich mich dennoch nicht daran erfreuen, wenn sie sich etwas antäte.

Ich lockere meine Hand und atme tief ein.
Was soll ich ihm sagen? Was kann ich Ben sagen? Was will ich ihm sagen?
"Mica?"
Seine Stimme klingt besorgt.
"Hat Bradyn dir irgendetwas darüber gesagt?"

"Nein", lüge ich und komme mir gleich wahnsinnig schlecht vor.
Ich kneife die Augen zusammen und wünschte, die Zeit zurückdrehen zu können.
"Wobei ... vielleicht, also ..."
"Mica! Ja oder Nein?"
Ich höre, wie er deutlich auf und ab läuft.

"Ich glaube, es steht mir nicht zu darüber zu reden ... Das ist Bradyns Sache. Und natürlich auch die von Tiffany", schiebe ich schnell hinterher.
Ben schweigt. Und ich krümme mich auf meiner Couch zusammen und raufe mir die Haare.
"Es tut mir leid, ich -"

"Nein, ist .... okay. Ich glaube, ich kann mir meinen Teil dazu denken."
"Was meinst du -"
"Wie spät ist es bei dir?", unterbricht er mich und ich habe keine Chance meine panische Frage zu stellen.
Was kann er sich denken? Das Bradyn und ich ...
Gibt er jetzt mir die Schuld?

"Nach acht", hauche ich in den Hörer.
"Dann will ich dich nicht länger stören. Gute Nacht."
"Ben, warte! Bitte, ich -"
Die Verbindung wird unterbrochen und ich sacke nach hinten in die weichen Kissen.

Jetzt würden mich alle verurteilen - vorausgesetzt Bradyn hat wirklich reinen Tisch gemacht.
Wenn nicht, dann würde vielleicht nur meine Familie eins und eins zusammenzählen können.
Ich kann nicht wirklich verstehen, warum mich dieser Gedanke plötzlich so stört. Immerhin habe ich beinahe mit meinem Leben in Schenectady abgeschlossen.
Es müsste mir doch egal sein, ob ich in den letzten Monaten ein gutes Verhältnis zu Ben aufgebaut habe oder nicht.

In den letzten Jahren war er auch nicht in meinem Leben präsent. Wenn er sich also jetzt wieder von mir abwenden sollte ... was soll's?
Mein Handy fliegt in die andere Ecke der Couch. Am liebsten würde ich schreien, aber ich bleibe stumm.

Es soll endgültig ein Ende haben, dass andere Menschen Auswirkungen auf meine Emotionen haben. Jedenfalls, wenn es sich dabei um Menschen handelt, die mich nicht wirklich verstehen, kennen oder wertschätzen.
Dennoch bleibt das beklemmende Gefühl in meiner Brust.

Doch neben diesem Gefühl existiert noch ein weiteres.
Und als ich mich an diesem Abend in mein kaltes Bett kuschle und mein Handy ausmache, kann ich mir nicht helfen - meine Lippen verziehen sich zu einem kleinen Lächeln.
Er hat sie tatsächlich abgesagt.
Ich drücke meine Nase in die frisch gewaschenen Laken, die seinen minzigen Geruch nicht mehr an sich tragen.

Irgendwo in mir, in einem kleinen, viel zu gutmütigen Teil meiner selbst, freue ich mich für Bradyn und das er endlich den Mut gefunden hat, das Richtige zu tun.

_______________________
Song: Waiting On A War - Foo Fighters

Blub, was geht ab meine Freunde der Sonne - wobei! Die Sonne müsste euer Feind sein... ihr seid doch meine Schneeegel!!!

Anyways! Es ist Samstag, der beste Tag der Woche!
Ich hoffe, ihr genießt ihn :) (Ich bin produktiv für euch ;P)

Ich habe eine neue Band für mich entdeckt Pale Waves - empfehle ich euch sehr (Indie/Rock/Pop)!
Vielleicht schafft es einer ihrer Songs mal als Kapi-Song ... mal schauen ;)

Okay, well.
Mit diesem Kapitel werden wohl die 20k geknackt... Jesus, manchmal vergesse ich, wie viel das es.
Ich freue mich wirklich so, dass ihr hier seid!!!! ♡

k, genug gelabert xD
All my Love,
Lisa xoxo

magical boy✨[boyxboy] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt