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Emily. Der Name meiner nicht existierenden Freundin ist in den letzten Stunden bestimmt mehr als fünfzigmal gefallen.
Mittlerweile sitze ich wie taub am großen Esstisch, starre in meinen kalten Punsch und kratze an meinem Nagellack, den bis jetzt noch niemand kommentiert hat.

Ich hatte mir vorgenommen mit meinen Eltern reinen Tisch zu machen. Ich wollte mich mit ihnen an einem ruhigen Tag zusammen setzten und sagen: "Mom, Dad. Ich bin schwul."
Und wenn sie mich rausgeschmissen hätten, wäre ich eben nach Hause gefahren und hätte die Sache abgehakt.
Doch jetzt weiß ich mit hundertprozentiger Sicherheit, dass sie mir nicht mehr in die Augen sehen könnten, nachdem ich ihnen so eiskalt ins Gesicht gelogen habe.

Denn meine plötzlich sehr weibliche Freundin und ich haben uns auf einem kleinen Konzert kennengelernt. Über unseren Musikgeschmack haben wir uns am nächsten Tag in unserer Mittagspause zum Essen verabredet - genau wie Emil und ich. Nur das aus Emil in der Gegenwart meiner Familie plötzlich Emily geworden ist.

Die Sonne ist schon vor geraumer Zeit untergegangen und die Lichter der Außenbeleuchtung scheinen in das Wohnzimmer.
Mit dem Kopf auf mein Kinn gestützt betrachte ich meine Reflektion. Um mich herum ständig neue Gespräche, an denen ich mich nicht beteilige, bis die Worte meiner Mutter meine Aufmerksamkeit erregen.
Sie hat ihre Schürze gegen einen hellbraunen Pullover mit passender Halskette getauscht.

"Jetzt wird der Tisch gedeckt Ben, Laura und die Harris' kommen noch zum Abendessen."
Plötzlich sitze ich kerzengerade in meinem Stuhl.
"Die Harris?", quietsche ich.
Jonny lacht mich aus und greift erneut in die Schale mit in Walnüssen vor ihm.

"Ja, Sweetheart. Deswegen war Bradyn doch vorhin da. Er hat noch ein paar Einkäufe vorbeigebracht."
Und etwas leiser: "Du weißt doch, dein Vater hat sich den Rücken verhoben ..."
Ich will protestieren. Wieso müssen sie ausgerechnet heute kommen, an meinem ersten Tag? Ich habe mich ja kaum von Bradyns Gegenwart heute Mittag erholt.
Und jetzt kommt auch noch die Sache mit Emily dazu.

Meine Mutter scheint meinen zerknirschten Blick zu bemerken und streicht mir über den Kopf.
Ich ziehe die Schultern hoch und entschuldige mich. Ich will wenigstens duschen, bevor ich Bradyn wieder gegenüber treten muss.

Ich komme gerade rechtzeitig zum Essen wieder herunter. Meine Skinny Jeans wurde gegen eine weite purpurne Hose getauscht. Passend dazu trage ich jetzt ein Hemd mit filigranen Mustern.
Mein Kofferinhalt ist nämlich darauf eingestellt, meinen Eltern und meiner Familie möglichst schnell nach meiner Ankunft die Wahrheit über meine sexuelle Orientierung zu sagen.

Der Tisch ist mit einer weißen Tischdecke gedeckt, die Kerzen in den silbernen Gestecken brennen und einige Schüsseln stehen auch schon auf der Tafel.
Jonny tippt konzentriert auf seinem Handy herum und blick nur kurz auf, als ich mich neben ihn ans Fenster stelle.
Nervös beginne ich an den welligen Ärmeln herumzuzupfen.

Es hat angefangen zu schneien. Die kleinen, weißen Kristalle tanzen draußen vor der Scheibe durch die Luft und verschwinden dann auf dem schwarzen Boden.
Ich darf mir nicht so einen Kopf machen, versuche ich mich zu beruhigen. Ich bin hier hergekommen um endlich auch in Schenectady zu mir zu stehen.
Die Türklingel. Durch das ganze Haus halt ihr heller Ton und ich zucke zusammen. Sie sind hier.

Und all meine guten Vorsetzte über Board.
Ich höre die Stimme meines Vaters an der Tür, wie er Mrs. Harris und Bradyn begrüßt.
Und dann kommt er ins Wohnzimmer. In schwarzer Jeans und weißem Hemd. Die Haare leicht hinter den Ohren zurückgegelt. Als er mich am Ende des Zimmers entdeckt, lächelt er kurz in meine Richtung.

Ich ignoriere das Stolpern in meinem Herzen und lasse mich neben meinen Bruder fallen. Ich schaue nur von der zerkratzen Tischplatte auf, als mein jüngerer Bruder Ben und seine neue Freundin Laura zu uns stoßen.
Mit im Schoß gefalteten Händen warte ich einfach auf das Ende dieses Abends, der noch nicht mal richtig angefangen hat.

Denn nachdem meine Mutter den Rest der Gäste zu Tisch gebeten hat, rückt niemand geringeres als Bradyn den Stuhl neben mir zurecht, bevor er sich mit einem Lächeln darauf niederlässt.

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Song: love song - Yungblud (I love him, omg.)

Ein Hoch auf das Wochenende und frühe Updates!!! Yay *-*

Jesus, morgen ist einfach schon Nikolaus!!! Die Zeit fliegt. Dieses Jahr war irgendwie so:

- Corona
- die Welt geht unter
- ein bisschen Sommer
- ein bisschen Spaß
- und Weihnachten
(und seien wir ehrlich. es ist so gut wie Neujahr.)

Was sagt ihr bis jetzt zu den Rogers und mögt ihr Mica??? :)

Next chapter is going to be intenssss hrhr

All my luv,
Lisa xoxo

magical boy✨[boyxboy] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt