-56-

1.6K 134 57
                                    

Ich finde Bradyn in derselben Position vor, in der ich ihn zurückgelassen habe.
Er lehnt über dem Tisch, die Füße unter dem Küchenstuhl, Blick aus dem Fenster.
Mittlerweile muss es bereits drei Uhr sein. Mein Magen knurrt. Dank Bradyns plötzlichem Auftauchen, habe ich kein Mittag gegessen.

Als Bradyn mich den Raum betreten hört, dreht er sich langsam um.
Seine Augen sind gerötet, genau wie seine Wangen. Dennoch wirkt er nicht weniger einschüchternd auf mich.
Ich bemerke, wie sein Blick an meinem Körper herabgleitet. Aber ich lasse mir nichts anmerken und drehe den Kopf zur Seite, tue so, als würde ich den Kalender an der Wand gerade rücken.

Meine Schlafhose habe ich gegen seine schwarze-blau gestreifte Shorts getauscht. Das schmutzige T-Shirt wurde durch ein sauberes mit knalligem Print getauscht.
Für all das habe ich natürlich nur wenige Minuten gebraucht, dennoch habe ich mir unnötig Zeit gelassen, um meine Gedanken zu sammeln.

Würde Bradyn von sich aus aufstehen und gehen oder muss ich ihn rauswerfen?
Plötzlich will ich ihm nämlich nicht mehr ins Gesicht sehen und sagen, dass er verschwinden soll.
Er wirkt so zerbrechlich und unendlich traurig, wie er da sitzt.
Ich weiß, wie er sich fühlt. Aber weiß er auch, wie ich mich fühle?
Hat er eine leise Ahnung, wie schmerzhaft der Gedanke für mich ist, dass er sich ein Leben auf Lügen mit einer Frau aufbauen will, die er nicht liebt?

Ich fahre mit meinem Finger über das Regalbrett neben dem Kalender und drehe mich wieder zu meinem Gast.
Grüne Augen registrieren jede meiner Bewegungen.
Bradyn kratzt sich langsam im Nacken und leckt sich über die Unterlippe.
"Das hat aber gedauert."

Ich sehe ihn unwissend an. Darauf werde ich nicht antworten.
Hat Bill Jo genauso angesehen? Mit dieser Schuld und Trauer im Blick?
Und hat Jo genauso hilflos vor ihm gestanden?
Ich habe Jo versprochen, seine Geschichte kein zweites Mal zu erzählen. Und ich werde dieses Versprachen halten.
Auch wenn das bedeutet, Bradyn Lebewohl zu sagen, dieses Mal wirklich für immer.

"Welches Hotel hast du dir genommen?", frage ich Bradyn.
Er sieht mich eine Weile an. Ein Schatten huscht über sein Gesicht und legt sich hinter seinen Augen nieder.
"Ich dachte ..."
Seine Antwort verläuft sich im Sand und ich trete näher an den Tisch.

"Wo willst du hier schlafen? In meinem Bett?!"
Ich stemme die Hände in die Hüften und beginne mich unheimlich über seine Einstellung aufzuregen.
Nach einem tiefen Seufzen fahre ich weniger aufgebracht fort.
"Du kannst nicht bleiben."

"Ich verstehe."
Bradyn nickt und ein paar braune Haare lösen sich hinter seinen Ohren hervor.
"Ich werde dich nicht belästigen. Es ... tut mir leid, wenn das mit dem Koffer falsch rüberkam", presst er hervor.
Ich erwidere nichts darauf, bleibe fordernd vor ihm stehen, bis er sich endlich erhebt.

"Weißt du, wie schwer es ist, mit dem Zwang aufzuwachen, männlich zu sein? Tag täglich wurde ich von meinem Vater daran erinnert, stark zu sein, laut, stürmisch. Dominant, männlich."
Er schlägt seine grünen Augen nieder.
Eigentlich dachte ich, dass er damit abgeschlossen hat, mir sein Herz auszuschütten.
Oder ist das gerade ein billiger Versuch, mich zu manipulieren?

"Nimm dir was du willst, Junge. Nur so kriegst du es! Mein Vater wollte mich so und meine Mutter liebt mich in dieser Version. Und ich bin alles, was sie noch hat. Ich darf sie nicht auch noch alleine lassen. Sie ist am Verlust meines Vaters schon fast zerbrochen."
Jetzt ist es Bradyn, der eine tiefe Falte auf der Stirn trägt.
Ich suche in seinem Gesicht nach einem Anzeichen für Hintergedanken.

"Ich kann mich nur wiederholen. Aber das willst du nicht hören, das sehe ich schon", sage ich matt.
Er wendet sich ab und geht in den Flur.
"Dann kann ich dir nicht helfen, Bradyn."
Ich lehne mich gegen die Wand.

"Ich muss auch an mich denken und das hier tut mir nicht gut", schiebe ich leise hinterher.
"Ich weiß, dass ich dir nicht guttue. Wie gesagt, ich sehe es jedes Mal in deinen Augen, wenn du mich so ansiehst."
"Was? Nein, so habe ich das nicht -"
"Ist okay, Mica", winkt er ab.

Er fährt den Griff seines Koffers mit einer hastigen Bewegung aus.
"Du sollst einfach wissen, dass es mir leid tut, dass ich mir nie verzeihen werde. Aber am aller wichtigsten ist für mich, dass du den Grund verstehst."
Aber ich verstehe ihn nicht, will ich ihm ins Gesicht brüllen. Es ist nämlich gar kein richtiger Grund.

"Wir sehen uns", sagt Bradyn mit belegter Stimme, dann öffnet er die Tür und grelles Licht aus dem Treppenhaus, lässt mich meine Augen zusammenkneifen.
"Was?"
Aber Bradyn antwortet nicht mehr, er hat die Tür bereits zugeschlagen und ich höre wie sich seine Schritte entfernen.

Ich stehe wieder alleine in meinem Flur im Dämmerlicht.
War das gerade ein Traum?
Ungläubig blicke ich auf die verschlossene Tür. Nichts deutet darauf hin, dass er wirklich hier gewesen ist.
Außer dem Stuhl, der nicht richtig unter den Tisch gerückt worden ist. Und sein benutztes Wasserglas, welches immer noch auf dem Tisch stehet und auf mich wartet, als ich wieder die Küche betrete.

Und die Bilder in meinem Kopf - sie deuten darauf hin, dass er hier war, der Junge, der mir mein Herz herausgerissen hat.
Denn ich sehe ihn immer noch, da am Tisch, vor mir, seine grünen Augen auf mir ruhend und ein warmes Lächeln auf den Lippen.

____________________
Song: From the Dining Table - Harry Styles

Und jetzt? xD
Was glaubt ihr? Ich bin gespannt.

Ich hänge zur Zeit so in der Schule hinterher, weil ich mich von meinem dummen!!!!!!!!!! Handy ablenken lasse, ugh!
Deswegen habe ich Nachmittags so gut wie keine Freizeit mehr :( Aber gut ... habe ja selbst schuld.

i love u all
10k WTF IN NICHT MAL 2 MONATEN HOLY MOLY DANKE (sage ich das zu oft? nein! das kann ich nie zu oft sagen!)

Love!
Lisa xoxo

magical boy✨[boyxboy] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt