Ich sitze eine gefühlte Ewigkeit einfach nur in meinem Auto und starre meine zitternden Hände an, die das Lenkrad umklammern.
Bradyn liegt jetzt hoffentlich am Boden meiner Wohnung und fühlt sich schrecklich.
Und ich hoffe, dass sein beschissenes Gesicht so richtig weh tut!Irgendwann schaffe ich es, den Motor anzulassen und fahre in eine unbestimmte Richtung.
Das Radio spielt, aber ich höre nicht hin.
Die Sonne scheint in meinen Wagen, aber sie kann mich nicht erwärmen.
Ein Mädchen lächelt mich an, als sie den Zebrastreifen vor mir überquert, aber ich kann nicht zurücklächeln.Ich bin taub. Und dennoch ist da dieser dumpfe Schmerz. Und ab und an diese Wut, die abebbt, nur um sich wieder aufzubauen.
Ich fahre und fahre, ohne anzukommen.
Ich schaue nicht mehr in den Himmel. Ich will ihn nicht sehen.
Ich fülle meine Lungen nicht mehr mit Luft. Mein Atme geht flach, ich sehne mich danach tief einzuatmen, aber es würde nichts bringen.Ich werde ihm nie wieder vertrauen. Ich werde mich nie wieder hingeben.
Grüne Augen hin oder her. Sein markantes Kinn und seine harten Gesichtszüge werden mich nie wieder beeindrucken.
Braune Haare stehen von jetzt an auf meiner roten Liste.
Ich klammere mich ans Lenkrad und halte meine Tränen zurück.Ich weiß, dass wenn ich einmal anfangen würde, nicht mehr aufhören könnte.
Mein Nacken schmerzt. Meine Schultern schmerzen. Mein ganzer Körper schmerzt.
Mein Herz schmerzt.
Bradyn hat mich hintergangen. Er hat mich angelogen.Diese Tatsache brennt sich in mein Gehirn ein und sie lässt mich nicht mehr los.
Ich boxe verzweifelt gegen meinen Oberschenkel.
Ich weiß nicht wie, aber irgendwann halte ich völlig aufgelöst vor Amandas Wohnhaus.
Mein Herz schlägt schnell in meiner Brust. Mein Mund ist trocken und meine Augen brennen.Dennoch steige ich langsam aus. Ich kann nirgendwo sonst hin.
Der Gedanke zerreißt mich innerlich. Ich habe heute alles verloren. Bradyn, meine Hoffnung, meine Zukunft, meine Selbstachtung. Mich selbst.Amandas Haus liegt in der Mitte der Straße. Es hat nur eine Etage und der gelbe Putz bröckelt mehr, als das er an der Außenwand hält.
Abgesehen von der Unordnung im Vorgarten ist es ganz gemütlich.
Ihre Eltern arbeiten sehr viel und Amanda hat es irgendwann nicht mehr eingesehen, aufzuräumen, wenn sie immer wieder Unordnung machten.Die schmale Einfahrt ist leer und ich bin sofort etwas erleichterter: Meine beste Freundin und ich werden alleine sein.
Ich schubse das kleine grüne Tor auf und zucke bei seinem gewohnten Quietschen leicht zusammen.
Amanda wird sicherlich in ihrem Zimmer am Schreibtisch sitzen und Worte niederschreiben, die von ihrer neuen Muse inspiriert worden sind.
Zitternd hebe ich die Hand und drücke auf die verrostete Klingel.Ich versuche alles daran zu setzten, eine neutrale Miene aufzusetzen, aber es gelingt mir nicht.
Ich kann es vielleicht nicht sehen, aber fühlen und ich fühle, wie angespannt und verzerrt mein Gesicht ist.
Amanda öffnet die Tür. Sie hebt schon die Hand, um mir zuzuwinken, doch dann blickt sie einmal an mir herunter und wieder hoch, lässt die Hand sinken, tritt wortlos zur Seite und lässt mich ins Haus.
Wie betäubt laufe ich an ihr vorbei in den hinteren Teil des Bungalows.Amanda folgt mir und schließt ihre Zimmertür hinter uns beiden.
Erschöpft lasse ich mich auf ihr Bett sinken. Hier drinnen riecht es nach Duftkerzen und Pencakes; vertraut und heimisch.
Ich schließe die Augen und versuche tief durchzuatmen.
"Ich nehme mal ganz stark an, dass dein Aufzug nichts mit etwas zu tun hat, was Bradyn ausschließt", sagt sie leise und setzt sich neben mich.Die Matratze gibt leicht nach und ich drehe den Kopf zu ihr. Fast hätte ich über ihre Ausdrucksweise geschmunzelt.
Ihre braunen Augen blicken mir warm entgegen. Sie legt eine Hand auf meinen Arm.
Erst da bemerke ich, wie angespannt ich da sitze. Jeder einzelne Muskel in meinem Körper scheint unter Hochspannung zu stehen.
Ich versuche meine Schultern zu lockern und an etwas anderes zu denken, als das, was eben in meiner Wohnung vorgefallen ist."Du hast Glück, dass du mich erwischt hast. Ich bin eigentlich so gut wie auf dem Weg zurück in den Laden - aber ich kann Grandpa anrufen und ihm sagen, dass er kurz ohne mich auskommen muss."
Ich fühle mich wie der schlechteste Freund der Welt, als ich nicke und sage: "Ja, das wäre nett.""Okay."
Leise steht sie auf und verlässt den Raum.
Ich starre an ihre lila Tapete und versuche nicht an Bradyn und seinen Betrug zu denken.
Als Amanda zurückkommt und die Tür wie in Zeitlupe schließt, sehe ich die tiefe Besorgnis in ihren Augen."Mica ... Ich mache mir gerade wirklich ein bisschen Sorgen. Bist du so weit in Ordnung?"
Ich versuche ein Lächeln. Meine Wangen fühlen sich von den ganzen Tränen fast genauso an, wie der trockene Wüstenboden vor der Stadt.
"Mir fehlt nichts", krächze ich.Wir sitzen eine Weile in der Stille und starren an Amandas Wand. Draußen schreien ein paar Kinder und mehrere Autos fahren am Haus vorbei.
"Was hat er gemacht?"
Ich betrachte Amandas Dreadlocks und wickle mir einen davon um den Finger."Die Frage ist, was hat er nicht gemacht", schnaube ich.
Amanda folgt meiner Bewegung und reißt die Augen auf.
"Mica! Deine Hand!"
Erst jetzt bemerke ich, dass zwei meiner Knöchel zu bluten angefangen haben und die restlichen rot und geschwollen sind."Oh."
"Oh?"
Sie betrachtet meine Verletzungen. Und ich hoffe, dass es sich wenigstens gelohnt hat und Bradyn jetzt schlimmer aussieht. Aber ich bezweifle es irgendwie.
"Was hast du gemacht?""Ich habe ihm eine reingehauen."
Ungläubig sieht sie zu mir auf, dann zurück auf die Hand.
"Dann muss er richtig große Scheiße gebaut haben."Ich presse meine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und zwinge mich normal weiterzuatmen.
"Ich hole dir was zum Kühlen."
Sie verschwindet ein zweites Mal und kommt mit einer Tüte Erbsen wieder.
"Tut mir leid, was anderes haben wir nicht. Ich weiß, die magst du nicht so gerne."Ihr Versuch, die Stimmung aufzuheitern, misslingt.
Wortlos nehme ich den Beutel entgegen und lege ihn über meine rechte Hand.
Ich könnte Fluchen.
"Wir müssen nicht darüber reden, Mica. Aber ich will ehrlich sein ... Es würde mich schon sehr interessieren, was vorgefallen ist."Als ich dieses Mal zu Amanda rüber sehe, ist ihr Antlitz verschwommen.
"Er hat mich angelogen, Ami. Die ganze Zeit hat er -"
Ich breche ab und wische mir hastig über das Gesicht. Meine Haut brennt vom ganzen Salz, das über meine Wangen geflossen ist."Wie; Er hat dich angelogen? Womit?"
Ich seufze tief. Ich muss ihr wohl oder übel die ganze Geschichte erzählen. Alles.
Von seinen Beleidigungen, nachdem wir uns als Jugendliche näher gekommen sind, über den Fakt, dass er mich nach New York entführt hat, obwohl er eine Verlobte hatte, bis hin zu der traurigen Wahrheit, dass er hierhergekommen ist und mich glauben ließ, die Hochzeitspläne gehöre der Vergangenheit an.Ich schlucke den dicken Kloß in meinem Hals herunter und blicke sie an.
Das wird eine lange Geschichte.______________________________________
Song: The Night We Met - Lord HuronWell, well, Wellington.
Frühes Update, wuup wuupp! Ich habe wieder etwas Reserve! Ich hoffe, dass bleibt so xD Es erleichtert mir den Alltag xD
Ich hoffe, ihr seid alle schön mit dem Hintern zu Hause und nicht im Eisregen unterwegs! Bei mir regnet es wirklich schon seit einer Stunde ...
Neuer Serien-Tipp von mir: Bodyguard! (Hat die jemand von euch schon gesehen? :) )
All my Love,
Lisa xoxo
DU LIEST GERADE
magical boy✨[boyxboy] ✔
RomanceMica muss über die Weihnachtstage in seine beschauliche Heimatstadt Schenectady zurückkehren. Vor drei Jahren war der das letzte Mal hier und seitdem hat sich nichts verändert. Nur er. Mica ist erwachsen geworden und stehe zu sich selbst, zu den Din...