~Kp. 3~

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"In der Hafenstraße", erwiderte Karl und ich konnte mir schon vorstellen was für eine Bar dies war. Ich nickte langsam, mir schon überlegend, wann ich dorthinein gehen würde. Karl klopfte mir erneut auf die Schultern, er schien dies schon schmerzhaft oft zu machen, und setzte wieder diese lockere Stimme auf, bei der ich nie wusste, ob sie echt oder gespielt war: "Trinkst du dein Bier noch, George?"

Ich schüttelte meinen Kopf als Antwort und ehe ich noch mit den Wimpern zucken konnte, schnappte sich Karl mein Bier und stand auf. Das von manchen als flüssiges Gold bezeichnete Getränk schwappte fast über den Rand des durchsichtigen Glases, während Karl beinahe schrie: "Dann lass ich dich jetzt in Ruhe, George. War schön dich kennenzulernen. Auf ein baldiges Wiedersehen." Er rauschte davon und ich blickte ihm verdutzt hinterher. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Warum war er jetzt so schnell verschwunden? Ich schüttelte verwirrt meinen Kopf und verlor Karl in der Menge der Menschen. Komischer Typ, aber doch sehr sympathisch. Seine Energie und beinahe erzwungene Fröhlichkeit waren echt ansteckend und durch ihn war ich schon einen bedeutenden Schritt weiter in meiner Suche nach Dream. Ich verlegte den Besuch bei der Moonlight-Bar auf den morgigen Abend und beschloss mich heute wieder auf den Heimweg zu begeben, hatte ich doch schon 3 Lokale hinter mir. Überall hatte ich nur über Dreams heutigen Überfall gehört und darüber, wie gerissen und klug er doch sei, dass ich es einfach nicht mehr hören konnte. Er hatte etwas gestohlen verdammt. Nichts rechtfertigte es Diebstahl zu begehen und dies war noch einer der harmloseren Dinge, die Dream getan hatte. Trotzdem hatte er viele Befürworter im Volk, die gegen alles sind, was der König oder seine Berater entscheiden. Ein weiterer Grund, weshalb ich nicht König werden wollte. Egal was man tat, es war immer falsch. Egal wie sehr man versuchte den Leuten zu helfen, sie motzten immer.

Mein Blick schweifte erneut über die Bar und blieb erstaunt an Karl hängen, der auf der anderen Seite der Bar mit dem Barkeeper redete. Das Gespräch schien anscheinend sehr angeregt, denn er gestikulierte wie ein Irrer mit seinen Händen. Er wirkte angespannt und sein Lächeln war ebenfalls verschwunden. Der Barkeeper schüttelte gerade seinen Kopf und stützte eine Hand auf den Tresen, bevor er sich mit einem gekonnten Sprung darüber bewegte und neben Karl zum Stehen kam. Ich sah noch, wie die beiden in einer was ich annahm schwarzen Tür verschwanden.

Komisch. Ich hatte schon erraten, dass Karl den Barkeeper besser kannte, hatte er uns doch vorher, ohne nachzufragen gleich zwei Bier gebracht, als er Karl gesehen hatte, während ich wahrscheinlich noch ewig darauf gewartet hätte auch nur eine Bestellung abzugeben. Doch was würde die beiden so sehr beschäftigen, dass der Schwarzhaarige seinen Arbeitsplatz verließ? Es geht dich nichts an George, flüsterte eine innere Stimme und ich musste ihr Recht geben. Ich hatte wichtigeres zum darüber nachdenken. Wie ich zum Beispiel wieder unentdeckt in mein Zimmer kam, damit niemand Verdacht schöpfte.

Ich seufzte, denn ich hatte wirklich keine Lust wieder meinen Balkon raufklettern. Langsam erhob ich mich, streifte meine Kapuze wieder über und machte mich auf den Weg zu der Tür, die aus dem Lokal führte. Als ich, mich erfolgreich an Körpern vorbeigequetscht, ins freie stürmte, schlug mir eine beinahe eisig kühle Frischluft entgegen, die sofort ein Zittern durch meinen Körper schickte. Gierig sog ich den Sauerstoff ein und genoss die Ruhe, die mich mit dem nächtlichen Sternenhimmel umgab. Es war das komplette Gegenteil zu dem Summen und Flirren in dem Lokal und ich war wieder froh meine Ruhe zu haben. So sehr ich es mir auch wünschte, jeden Tag offiziell in diese Lokale gehen zu können, um mir einen Kater anzusaufen, so musste ich doch gestehen, dass ich mehr Kraft aus solchen Momenten schöpfte. Die Abwechslung war wahrscheinlich das Mittel zur Zufriedenheit.

Ich setzte meinen Weg unter dem warmen Schein einiger Öllampen fort und zog meinen Mantel enger um mich, als ein erfrischender Wind aufkam. Ich war so gut wie alleine, außer als ich einen Gasthof passierte, aus dem zwei Männer stürmten. Der eine hielt sich vor Lachen den Bauch, während der andere ihn genervt stützte. Der Stützende eindeutig älter und weniger unter Einfluss von, was ich annahm, Alkohol. "Phil- Phil hast du-hast du das gehört?", brachte der jüngere und größere von beiden unter Lachanfällen hervor. "Ja, Willbur, hab ich.", erwiderte der andere monoton und man konnte hören, wie genervt er war. "GRILZA, Phil. Er hat dich Grilza genannt. Gerüchte und Philza. Dieses Kind ich kann nicht mehr.", kam es wieder von dem jüngeren, der wieder einen Lachkrampf erlitt. Ich verstand nicht wirklich ein Wort davon was er sagte, obwohl ich jedes einzelne klar und deutlich vernahm. "Grilza, weil du alle Gerüchte kennst Phil. Grilza, weil du in deiner Therme alle grillst, bis sie dir ihre tiefsten Geheimnisse erzählen"

Ich horchte auf. Gerüchte? Vielleicht konnte ich bei diesem Phil etwas mehr über Dream erfahren, oder zumindest etwas mehr Gerüchte über ihn. Der Lachende fasste sich an seinen Kopf, der mit einer braunen Kappe bedeckt war und schüttelte ihn heftig.

"Dieses gottverdammte Kind. Ich schwör dir, irgendwann werde ich ihn umbringen." Ich riss erschrocken meine Augen auf. Meinte der Jüngere das ernst? In seiner Stimme jedenfalls hatte ein kalter Ton den heiteren lallenden ersetzt. Ich spürte, wie ich mich anspannte, als die beiden mir immer näher entgegenkamen und mich passierten, während dieser Phil sagte: "Wilbur, sei gefällig leise. Du erschreckst noch den jungen Mann hier."

Und schon waren beide aus meinem Blickfeld verschwunden und schneller als ich erwartet hatte verklangen ihre Stimme hinter mir und ich war wieder alleine in dieser tintenschwarzen Stille. Meine Schritte waren nun schneller als davor und die Nacht wirkte nicht mehr friedlich und angenehm, sondern beinahe bedrohlich, weshalb ich bei jedem auch so kleinen Geräusch zusammenzuckte. Ich war so ein verdammter Angsthase. Selbst in der Nacht alleine unterwegs sein, ließ meinen Puls schon höherschlagen. Die Nachtluft schien immer kälter zu werden und ich konnte es gar nicht mehr abwarten, endlich im Schloss anzukommen.

Nach fünf Minuten stand ich endlich vor dem Gelände zu meinem Balkon und nach einem schweren ein und ausatmen setzte ich meinen ersten Fuß auf das Gerüst. Eine mehr als wackeligen Kletterpartie später stand ich endlich auf meinem Marmorbalkon und schlüpfte durch das von mir offen gelassene Fenster ins warme Innere meines Zimmers. Schnell streifte ich meine Kleider ab und zog mir mein weiches Nachthemd über, bevor ich mich unter die schwere dicke Decke meines Bettes kuschelte. Ich fühlte mich sicher und geborgen und ehe ich mich versah schlief ich friedlich ein.

Frühes Update pog? Vielleicht doppeltes Update?

~S.

Die Träne der Königin// DNFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt