Ich mochte den Markt nicht. Es waren zu viele Menschen auf einem Platz, zu viele von Schweiß durchnässte Körper, die sich aneinander vorbeischoben, ohne dabei den widerlichen Geruch zu bemerken, der von der Person keine 5 Zentimeter weiter ausging. Es war ein Gemisch an Hitze, Gesprächsfetzten, feilschenden Streitgesprächen, gackernden Hühnern, stinkenden Fischleichen, lachenden Lustmägden und matschigen alles beschmutzenden Boden. Jede Person aus Tortanien schien gerade jetzt den Drang verspürt zu haben, am Markt irgendeinen noch so banalen Einkauf zu tätigen und so strotze der Markt nur so vor Energie.
Nach einem tiefen aus dem Herzen kommenden Seufzen stürzte ich mich ins Getümmel, um endlich in die Therme Goldene Feder zu kommen. Ich fühlte mich fehl am Platz. Passte mit meiner feinen Kleidung und gepflegtem Äußeren nicht in diese Menge. Schon zum zweiten Mal in so kurzer Zeit quetschte ich mich zwischen Leibern hindurch und versuchte gegen den anscheinend mir entgegenarbeitenden Strom anzukämpfen.
"Zwei Eier zum Preis von einem! Jetzt oder nie!", schrie jemand zu meiner Linken, der hinter einem Tisch vollgestellt mit mehr oder weniger ganzen Eiern stand. Daneben breitete gerade eine braunhaarige Frau in einem schlichten blauen Kleid auf einem anderen massiven Holztisch frisch gepflückte Äpfel aus, doch bevor ich einen genaueren Blick darauf werfen konnte, schoben sich mir schon andere Personen ins Bild.
Ich kämpfte mich weiter voran, meine Augen nun auf die vielen Aushängeschilder gerichtet, die die breite Gasse, in der sich der Markt befand, säumten. Boutique Gudini. Metzgerei. Gasthaus zum roten Wein. Goldene Feder. Elises Gemüse- mein Blick schnellte zurück auf das Symbol mit einer zarten zugegeben weißen Feder über dem in kringeliger schwarzer Schrift stolz stand Goldene Feder.
Sofort blieb ich stehen, wodurch eine Person hinter mir gegen mich stieß. "Verdammter Wixer, pass doch auf", wurde ich angefahren, bevor die Person einfach an mir vorbeischritt und unbeirrt ihren Weg fortsetzte. Um nicht noch einmal angerempelt zu werden, steuerte ich nun auf das Aushängeschild meiner Zieltherme zu.
Als ich endlich darunter erneut zum Stehen kam, sah ich sogleich den herausstechenden prunkvollen Eingang aus Marmor, der sich trotzig zwischen die einfachen Schaufenster und Holztüren gezwängt hatte. Nach kurzem mit mir selbst hadern, betrat ich schließlich die Therme und wurde sogleich mit einer von einem angenehm sauberen Geruch begleitenden Ruhe empfangen.
Als die Tür hinter mir zufiel, schien ich wie durch ein Portal gegangen zu sein. Kein hektischer Laut von den Händlern am Markt war hier drin zu vernehmen, nur das leise Plätschern eines mir nicht sichtbaren Wassers störte die Stille in ihrer Vollkommenheit.
Mein Blick huschte über den hellen mit Pflanzen gesäumten Vorraum und blieb schließlich an einem etwas älteren Mann hängen, der mir den Rücken zugewandt hatte. Ich räusperte mich und der Mann mit dem aschblonden Haar drehte sich zu mir um.
"Entschuldigung vielmals. Ich bin gerade nur sehr beschäftigt, da wir so viele Kunden gleichzeitig bedienen wollen und dafür allerdings zu wenig Becken haben." Seine, was ich annahm, blauen Augen huschten beeindruckend schnell über mein Gesicht, jedoch konnte ich erneut nicht sagen, ob er mich als Prinz erkannt hatte. Es war wie mit Karl.
"Ich bin Phil, der Leiter hier.", er schenkte mir ein aufgesetztes Lächeln und streckte seine Hand aus.
Es war tatsächlich der Mann, den ich gesucht hatte. Schnell erwiderte ich den Handdruck und sagte: "Mein Name ist... ähm...George"
Blitze da kurze Erkenntnis in seinen Augen auf? Erneut schien er mich zu mustern. Lies seinen Blick über meine edlen, von hohem Stand zeugenden Kleider schweifen, bevor er mir wieder in die Augen blickte und fragte: "Nun, George. Mich freut es, dass sie hier hergefunden haben. Ich möchte nicht unhöflich wirken, doch könnte ich Ihnen sogleich das Du anbieten? Ich möchte nämlich, dass meine Kunden sich unbeschwert entspannen können und viele wissen nicht, dass dies auch für die alltäglichen Titeln gilt."
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Die Träne der Königin// DNF
FanfictionGeorge, der Prinz von Tortanien, ist nach dem Tod seines Vaters mit der Aufgabe konfrontiert der neue König zu werden. Doch alles, was er wirklich will, ist Freiheit. In Freiheit sein Leben endlich leben und in Freiheit er selbst sein. George entwic...