Dream und ich waren nun direkt vor dem Tisch angekommen und augenblicklich wurde ihr Lächeln breiter und breiter, bis sie eine Reihe gelblich schimmernder Zähne zur Schau stellten.
"Clay!", rief die alte Frau überaus fröhlich und ihre Stimme klang wie ein angenehmer Gesang in meinem Ohr. Verwundert drehte ich mich zu Dream, um ihn zu fragen, wer Clay sei, als die Alte auch schon hinter dem Tisch hervorstürmte und ihre faltigen Arme um Dream schlang, welcher ihre stürmische Umarmung sogleich kräftig erwiderte und dabei erneut sein Lachen erklingen ließ.
" Clay! Oh Clay! Ich habe dich ewig nicht mehr gesehen!", sprach die Alte wieder und ihr Lächeln wurde keinen Zentimeter kleiner. Ich stand daneben und betrachtete die sonderbare Szene, die sich vor mir abspielte. Dream, seine Arme fest um eine kleine gebrechliche Frau geschlungen, die ihn ebenso fest umklammerte und beide mit einem riesigen Grinsen auf den Lippen. Die Freude, die sie verspürten, war so ansteckend, dass auch ich erneut zu Lächeln anfing. Der Anblick war aber auch wirklich goldig. Ich hätte nie in meinem Leben gedacht, dass Dream, den ich für einen kaltblütigen Menschen gehalten hatte, so herzerwärmend gegenüber einer alten Dame sein konnte.
"Ich weiß. Ich hätte schon viel früher herkommen sollen, Greta, aber es ist sich nun mal einfach nicht ausgegangen", erwiderte Dream und in seiner Stimme konnte man die Freude förmlich hören, bevor er sich von ihr löste uns sie glücklich meinte: "Immerhin bist du überhaupt hier und wie ich sehe hast du auch einen Freund mitgebracht"
Für eine alte Frau relativ schnell war sie nun auf mich zugekommen und griff sofort nach meinen beiden Händen. Überfordert warf ich einen schnellen Blick zu Dream, der allerdings nur weiterhin lächelnd neben mir stand und rein gar nichts sagte.
"Ähm Hallo, ich bin George", sagte ich, nicht genau wissend, wie ich reagieren sollte und als sie ihren Blick bei meinen Worten hob erkannte ich, dass ihre Augen völlig glasig und weiß waren. Es war, als hätte jemand ihre Iris ausgebleicht und mit einem schmierigen Schleier überdeckt. Dream war nun etwas näher an uns herangetreten, während er nun endlich seine Stimme erklingen ließ: "Greta hat leider ihr Augenlicht verloren und ist vollkommen erblindet, aber das hindert sie nicht daran ihr Leben in Hülle und Fülle zu leben. Nicht wahr, Greta?"
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, doch sie hielt sich weiterhin mit einem erstaunlich starken Griff an meine Hände fest. Die ihren etwas kälteren und rau gearbeiteten Hände meine zarten, wie etwas Besonderes haltend, während sie sagte, Dream völlig ignorierend: "George. Ich bin Greta. Es ist eine Ehre dich kennen zu lernen."
Sie wandte sich in Sekundenschnelle wieder zu Dream um und ich war erstaunt darüber wie aufgeweckt und voller Energie sie doch trotz ihrem hohen Alter wirkte, während sie an ihn gewandt fraget: "Habt ihr Hunger? Ich habe eine köstliche Suppe gemacht, die müsst ihr probieren"
Bevor einer von uns beiden allerdings etwas erwidern konnte, war sie schon auf den Weg von ihrem Stand weg und zog mich immer noch eine Hand in ihrem erstaunlich festen Griff hinter sich her. Ich hatte keine andere Wahl als ihr augenblicklich nachzugehen, doch ich zweifelte sowieso daran, dass Widerworte etwas gebracht hätten, denn selbst Dream folgte ohne weiteren Protest und ich fragte mich in welcher Beziehung er zu Greta stand. War sie seine Großmutter? Oder vielleicht eine Tante von ihm?
Greta führte uns von dem Platz weg einige Häuser entlang, bis wir zu einem kleinen gemütlich und einladend wirkenden Hüttchen kamen. Während ich noch darüber staunte, wie gut sich Greta trotz ihrer Blindheit zurechtfand und ohne Probleme ihre Türe aufsperren konnte, als wüsste sie genau, wo sich alles befand, schleifte sie mich schon ins Haus und Dream schloss hinter uns mit einem lauten Knarzen die Holztüre, welche aus schon teilweise verbogenem Holz bestand, sodass einzelne Strahlen der Sonne durch die Tür die morschen Holzdielen auf dem Boden erleuchteten. In ihrem Licht stellten sie erbarmungslos die in der Luft tanzenden Staubkörner zur Show, was dem kleinem Haus allerdings nichts an seiner Gemütlichkeit nahm.
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Die Träne der Königin// DNF
FanfictionGeorge, der Prinz von Tortanien, ist nach dem Tod seines Vaters mit der Aufgabe konfrontiert der neue König zu werden. Doch alles, was er wirklich will, ist Freiheit. In Freiheit sein Leben endlich leben und in Freiheit er selbst sein. George entwic...