Ihr seid alle süchtig, wisst ihr das eigentlich?
Zwischenspiel:
Langsam erwachte er aus den Tiefen seines Schlafes, die Kälte klamm an seinen Knochen hängend, während sein gesamter Körper vorwurfsvoll schmerzte und an den zugefügten nun mit Verbänden eingewickelten Wunden pochte. Mit schweren ihn zu Boden ziehenden Gliedern richtete er sich aus seiner liegenden Position auf dem provisorischen Bett, bestehend aus seiner dünnen Decke auf dem feuchten Grasboden, auf, als das Krächzen eines Vogels den morgendlichen Himmel und die nur durch das Bachplätschern begleitete Stille zerriss. Der Nebel und die Wolken hatten sich in der restlichen Nacht verzogen und nun trauten sich vereinzelte schwache Sonnenstrahlen über seine Haut zu fahren und er begrüßte sie, indem er seine kräftigen Arme gen Himmel streckte und seine verspannten Muskeln dehnte. Er sog die kühle morgendliche unverbrauchte Luft ein und schmeckte sofort den metallischen Geruch darin, der ihm von den verstreuten Leichen auf der Lichtung und dem wahrscheinlich in Blut getränkten Grasboden entgegenwehte. Doch auch von ihm ging dieser Gestank nach Tod, vergossenem Blut und Schweiß aus, der bei jeder Schlacht am nächsten Tag über den Gewinnern sowie den Verlierern hing.
Mit nun gerümpfter Nase stand er schließlich auf und drehte sich zu dem andere ebenso aus einer Decke bestehenden Bettlager um, auf dem er erwartete seinen zugegeben schwer verletzten Freund zu sehen, doch zu seinem entsetzten, war diese Decke leer. Nun endgültig hellwach, stürmte er darauf zu und fuhr mit seiner Hand über die schon kalt gewordene Decke, während ihm bewusst wurde, was das zu bedeuten hatte.
Sein Blick schreckte sofort hoch und wanderte den Waldrand entlang, nicht glaubend, dass Dream wirklich so dumm war und George nachgegangen war, bis seine Aufmerksamkeit auf die am Rande angebundenen Pferde fiel, die eigentlich drei an ihrer Zahl hätten sein müssen, doch er konnte nur zwei ausmachen.
Sorge breite sich in ihm aus und drohte ihn zu überwältigen, während seine Gedanken sich zu überschlagen begannen. War Dream wirklich mit einem Pferd ins Schloss geritten, um George zu retten? Seit wann war er weg? Wie konnte er es nicht bemerkt haben, als Dream mit dem Pferd davongeritten war? Wie konnte sein Freund, selbst wenn er unsterblich war, mit den Schmerzen, die er doch spürte, wenn ihm eine nicht tödliche Wunde zugefügt wurde, wahrscheinlich die ganze Nacht durchreiten?
Ein Seufzen entfuhr ihm und hilflos und ahnungslos, was er als nächstes machen sollte, begann er seine immer noch vom Schlaf gezeichneten Augen zu reiben. Ein Teil von ihm wollte sich sofort ein Pferd satteln und seinem besten Freund hinterher preschen, doch gleichzeitig wusste er, dass er ihn nicht mehr einholen würde und wenn überhaupt, dass er ihn nicht zum Umkehren bewegen konnte. Dream liebte George, das hatte er selbst gesagt und er wusste, welche schwere und bindende Bedeutung dieses Geständnis für Dream hatte und er wusste auch, dass Dream von einem Entschluss, den er gefasst hatte, nicht mehr abzubringen war. Also was blieb ihm übrig? Sollte er auch zum Schloss reiten, um vielleicht im letzten Moment noch das schlimmste zu verhindern? Sollte er einfach hier sitzen bleiben und warten, bis sein Freund zurückkam und darauf vertrauen, dass er es schaffen würde? Nein! Er musste irgendetwas tun! Er musste sich bewegen, eine Aufgabe erledigen, sonst würde er vor Sorgen um Dream und George noch verrückt werden.
Langsam erhob er sich aus seiner Hocke vor Dreams Lager und blickte sich suchend nach eben jener seine Gedanken ablenkender Aufgabe um, bis er den braunen Rucksack von Dream erblickte, der einsam und verlassen an einem Baum zu seiner rechten lehnte. Es war nichts Besonderes daran, das seine Aufmerksamkeit auf sich hätte ziehen können, doch aus irgendeinem Grund, vielleicht war es Intuition, vielleicht war es das Universum, das ihn leitete, ging er nun auf diesen Rucksack zu und begann ihn zu durchsuchen.
Er wusste nicht, was er suchte, wusste nicht, wieso er die Hemden, die Hosen, die Decke und die Äpfel aus dem Rucksack hervorzog und achtlos auf den vom Morgentau feuchten Boden gleiten ließ, bis er schließlich mit seiner Hand auf etwas kaltes schweres stieß. Mit angehaltenem Atem zog er es heraus und wusste sofort bei dem Anblick des überdimensional großen Diamanten, der von einer üppigen Goldkette gehalten wurde, dass er nach der Träne der Königin gesucht hatte. Und als sie nun in seinen beiden Händen lag und ihn mit ihrem hellblauen reflektierten Licht anleuchtete, wusste er mit einem Mal, was er tun musste. Welches Versprechen er einlösen musste, dass er Dream gegeben hatte. Sofort packte er seine Sachen, schwang sich auf ein Pferd und ritt, die nun etwas wärmere Sonne seinen Rücken belächelnd, los.
DU LIEST GERADE
Die Träne der Königin// DNF
FanfictionGeorge, der Prinz von Tortanien, ist nach dem Tod seines Vaters mit der Aufgabe konfrontiert der neue König zu werden. Doch alles, was er wirklich will, ist Freiheit. In Freiheit sein Leben endlich leben und in Freiheit er selbst sein. George entwic...