~Kp 9~

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Es war schon Abend. Der Mond ließ seinen silbrigen kühlen Schein durch hin und wieder an mir vorbeiziehenden Wolken auf die Gebäude um mich fallen und versetzte damit alles in ein besonderes Licht. Keine Sterne waren am Himmel zu sehen und die Öllampen gaben ihr bestes gegen die immer stärker werdende Dunkelheit der Nacht anzukämpfen, doch ihr Schein erhellte immer weniger Fläche. Es war wärmer als gestern, kein Wind zischte durch die Gassen der Hauptstadt Tortaniens und pfiff sein einsames Lied. Nur meine eigenen auf das Pflaster fallenden Schritte waren zu hören, als ich, in einfacher Kleidung, auf die Moonlight-Bar zuhielt. Ich wusste nicht was mich erwarten würde, doch ich war fest entschlossen es herauszufinden.

So stand ich nun vor dem Eingang, aus dem schon dröhnendes Gelächter und Gesang hallte. Mir mein Ziel noch mal ins Gedächtnis rufend trat ich schließlich ein, wurde verschluckte von flirrender Luft und dem Geruch nach Schweiß und Zwiebeln. Es war als würde man viele verschiedene Musikstücke gleichzeitig auf voller Lautstärke hören, so intensiv und zugleich verwirrend war es. Der Raum schien randvoll mit Energie gefüllt zu sein und die Menschen lachten ausgelassen, schenkten sich gegenseitig mehr Sinnes vernebelnde Flüssigkeiten ein, während andere ihr Tanzbein zu der Musik einer kleinen Gitarre gespielt von einem jungen kräftigen Mann schwangen.

Ich ging auf die Bar zu, wie ich es gestern auch in den anderen Lokalen getan hatte. Nicht lang und ich wurde auch schon wieder angesprochen: "Na, langweilig, Süßer?" Mein Blick blieb an einem kleinen rothaarigen Mädchen hängen, welches ein gewagtes Kleid anhatte, das nicht mehr viel zum Vorstellen übrigließ. Ihr Blick wanderte an mir herab und sie leckte sich einmal ausgiebig über die Lippen. Ich spürte, wie mir Hitze in die Wangen stieg, als das Mädchen noch nähertrat und nun sachte mit einem Finger über mein Kiefer fuhr. Schwer schluckte ich und konnte mich nicht rühren. Irgendwo hinter mir hörte ich wie ein Glas auf den Boden geknallt und dessen Splitter in alle Richtungen verteilt wurden.

Plötzlich wurde das Mädchen grob herumgerissen und stand nun einem Kasten ähnlich sehenden Mann gegenüber. "Wieso bist du nicht bei Dean, du Flittchen? Ich habe bezahlt also geh!", fuhr er sie grob an und stieß sie dann von sich, sodass sie stolperte, sich allerdings im letzten Moment davon abhalten konnte hinzufallen und trotzig ihr Kleid richtete, bevor sie auf einen anderen Mann zuging und bei ihm das gleiche Spiel wie bei mir eben durchzog.

Der Kastenmann stand immer noch vor mir und machte nun mit den netten Worten "Was starrst du so blöd, du Wixer" auf sich aufmerksam. Sein Gesicht war mit Narben durchzogen und an seinem Bart hingen noch Schaumreste von einem rasch getrunkenen Bier, was ich auch ohne Schaum an seinem Mundgeruch erkennen hätte können. "Was suchst du hier?", war erneut seine tiefe Stimme zu hören und ich zuckte zusammen. Angst stieg in mir auf. Angst, die ich nicht haben durfte.

Beruhig dich George, du brauchst keine Angst zu haben. Auch wenn er scheiße muskulös und stark aussieht, wird er dir nichts tun.

Ich versuchte mich zu beruhigen, bevor ich gepresst antwortete: "Ich suche Dream". Die Augen des Kastenmannes zogen sich zusammen, als wenn er versuchen würde mein Gesicht zu fokussieren. "Also bist du der Idiot, der hier überall lautstark rumgröhlt dass er Dream finden will?"

Ich nickte nur bestätigend, plötzlich mehrere Blicke auf mir spürend, deren Besitzer nun gespannt dem Gespräch zu lauschen schienen. "Was willst du von Dream?", fragte Kastenmann erneut. Er schien den Namen des Verbrechers förmlich auf den Boden zu spucken. Ich zuckte mit den Schultern und versuchte bemüht locker zu antworten: "Ich wüsste nicht was dich das angeht."

Hoffentlich bemerkte niemand wie schnell gerade mein Herz in meinen Ohren raste. "Du kleiner Mistkerl!" Er ging näher an mich heran und lehnte sich drohend über mich. Ich benötigte all meinen Mut, um nicht zurückzuschrecken. Egal was jetzt kommt, ich würde keine Schwäche zeigen. "Du bist einer dieser dieser Dream Anhänger! Du dreckiges Arschloch! Hilfst du ihm etwa, alles auszurauben, damit für uns nichts mehr übrigbleibt? Damit wir kleinen Diebe nichts mehr stehlen können?" Während er schrie landete seine Spucke auf meinem Gesicht und angewidert wischte ich sie weg, war jedoch erstaunt über seine Worte, hatte ich doch erwartet, dass hier alle Anhänger Dreams waren und nicht dessen Gegner.

Die Träne der Königin// DNFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt