~Kp 74~

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Zwischenspiel:

"Was machen wir nur, Phil?!", fragte Sapnap aufgeregt, seine Stimme von den Wänden widerhallend und bis auf den Anschlag gespannt, während er hektisch mit lauten Schritten in dem Zimmer auf und abging, niemals ruhe findend und seine eigenen Gedanken jagend. "Wir müssen ihn dort rausholen, Phil! Wir- argh, verdammte scheiße! Warum war Dream so leichtsinnig und ist einfach ohne mich losgeritten?! Warum- Ich kann nichts tun! Ich wollte es ja aufhalten, aber- Diese verdammte Träne der Königin! Wie kann sie eine Fälschung sein? Wie- Was sollen wir tun?!"

Die Worte sprudelten direkt aus Sapnaps aufeinandergepressten Zähnen heraus und er war sich sicher, dass es in dem Kopf des jungen Schwarzhaarigen noch chaotischer zuging, denn er hatte ihn in all den Jahren, die sie sich nun kannten, noch nie so gesehen. Doch im Gegensatz zu dem temperamentvollen Sapnap war er selbst ganz ruhig, beinahe zu ruhig für die Situation, die ihm Sapnap, nachdem er in sein Zimmer gestürmt war, schwer atmend berichtete hatte, doch dies war nun einmal seine Art und er hatte schon in der Vergangenheit lernen müssen, dass überstürztes Handeln aus Emotionen heraus der größte Fehler war, den ein Mensch begehen konnte.

Entspannt lehnte er sich auf seinem Stuhl nach hinten und blendete den aufgebrachten Schlachtpläne und Fluchtversuche stammelnden Sapnap aus, der immer noch wie von der Tarantel gestochen seine Kreise im Zimmer zog, und suchte stattdessen auf seine Art und Weise nach einer Lösung des Problems.

Seine Stirn legte sich in Falten, während er seine Augen schloss und in die tiefen seines Unterbewusstseins vordrang, bis ihn schließlich die wohlbekannte Dunkelheit des Äthers von allen Seiten überfiel und in sich verschluckte. Sofort war er losgelöst von seinem Körper, schwebte von allen Dingen der sichtbaren Welt befreit in dem finsteren Nichts in dem nur neckend hin und wieder helle lichtblitze in seinen Augenwinkel auftauchten und blickte sich suchend um. Ließ seine Augen über das scheinbar uninteressante Nichts gleiten, welches jedoch so gravierende Geheimnisse der Zukunft, der Vergangenheit und der Gegenwart verbarg, dass er schon oft an der Deutung seiner Visionen und deren Entschlüsselung gescheitert war. Doch diesmal konnte er nicht scheitern, denn zu viel stand auf dem Spiel und er wollte seinen alten Visionen von dem Monster und der Variable jetzt wo er die beiden in ihrer vereinten Schönheit und Harmonie gesehen hatte, nicht mehr glauben. Es konnte doch nicht die unbändige Liebe zwischen zwei jungen Menschen das Ende der Welt, wie wir sie kannten, bedeuten.

Mit wachem Blick sah er sich weiter um, versuchte in den helleren Ecken des Äthers etwas zu erkennen, wenigstens einen kurzen Ausdruck der Zukunft zu erspähen, der ihm die Möglichkeit geben würde den Verlauf des Horrorszenarios, das Sapnap ihm ausgemalt hatte, zu verändern, doch wie so oft entzog sich der Äther neckend all seinen Versuchen. Also tat er das Einzige, was er in dieser unnatürlichen Stille umgeben von nichts als schwärze und Dunkelheit tun konnte. Er senkte seine Lieder, stieß einen tiefen Atemzug aus und ließ sich einfach treiben, suchte nicht weiter nach einer Zukunft, die sich ihm willentlich nicht stellen wollte, sondern ließ einfach seine Instinkte sich übernehmen und zu dem richtigen Ort führen.

Zeit mag verstrichen sein, Sekunden, Minuten, ganze Tage, er konnte es nicht sagen, denn so wie sein Körper im Äther nicht existierte, so besaß er auch kein Zeitgefühl an jenem Ort wo es so etwas wie Tag und Nacht nicht im Entferntesten gab. Doch Zeit spielte keine Rolle, wenn man auf der Suche nach der Zukunft war.

Und plötzlich, als hätte der Äther sein losgelöstes Warten und Treiben endlich akzeptiert, schoss schneller als jedes natürliche Licht es jemals sein könnte, ein Blitzstrahl auf ihn zu. Blendete gleißend hell seine Augen und traf ihn mit einer unglaublichen Wucht an Bildern, die über, neben, unter und durch ihn hindurchfuhren. Jedes davon von einer Intensität und Gewalt, dass es ihn überwältigte und er die schiere Anzahl an Informationen in ihnen nicht mehr wahrnehmen konnte. Es war zu viel. Überall war nur mehr seine Augen schmerzendes Licht, während er versuchte, so gut es ging augenblicklich die Bilder, die erbarmungslos durch ihn durchschossen zu registrieren und aus ihnen die Zukunft zu lesen, doch je mehr er sich bemühte, desto weißer wurde das brennende Licht und nach einem letzten Kräfteringen mit seinen Augenlidern, konnte er nicht anders als diese unter Schmerzen zu schließen.

Die Träne der Königin// DNFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt