~Kp 75~

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Ich habe schon so lange hierauf gewartet, ihr könnt es euch gar nicht vorstellen. Also bitte, spart nicht an Kommentaren, ich will jeden Gedanken :]

George Pov:

Um mich riefen die Leute aufgeregt durcheinander, unterhielten sich angeregt über das Bevorstehende, während ich von Rittern umringt auf dem kleinen Podest in der Mitte des Publikums stand, das direkt auf das hohe Holzgerüst wies, von dem ein einsames zu einer Schlaufe gebundenes Seil hing. Für sie alle, für die Bauern, die Handwerker, die Mütter mit ihren Kindern, war dieser Moment ein Fest, etwas Unvorstellbares wahr geworden, ein Traum, der nach Ewigkeiten und vielen Gebeten in Erfüllung ging.

Nur für mich war es anders. Nur für mich war diese mit Euphorie und Fest Stimmung gefüllt Luft erdrückend und völlig fehl am Platz, denn ich durchlebte gerade meinen persönlichen Albtraum, von dem ich durch nichts aufwachen konnte.

Selbst die Sonne, die sich hinter den dünnen grauen Wolken hervorschob, brannte ihre heißen Strahlen in meinen Nacken und tränkte den großen Platz, auf dem sich dicht gedrängt Bürger an Bürger versammelt hatten, in ein goldenes unecht wirkendes Licht. Nahm dem Galgen und seinem daran gebundenen Todesurteil seine Schärfe, rundete dessen Holzbalken ab und ließ sie erleuchten, wie eine lang ersehnte Erlösung von etwas unerträglich Bösem. Bei jedem Atemzug schmerzte die kalte trockene Luft, die der aufkommende Wind vor sich hintrieb, in meiner Lunge, doch dies war nicht im Gegensatz zu dem Grauen, das mir blühte.

Die Menschen um mich brachen plötzlich in lautstarkes Gejubel aus, während ein stetiger Schwall an Schweißgeruch von ihnen zu mir hochstieg und einige sogar jetzt schon in Vorfreude und unermesslich empfundenem Glück begannen ihre Hütte und Mützen in die klare Winterluft zu schmeißen. Sofort erkannte ich auch den Grund dafür, denn gerade wurde Dream begleitet von zwei Wachen zu dem Galgen eskortiert.

Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet, während seine in der Sonne vereinzelnd goldschimmernden Haare stumpf und leblos in seine Augen hingen und sein Gesicht, das ungeschützt durch eine Maske den hungrigen Blicken der Masse präsentiert wurde, wenigstens etwas abschirmten. Das Hemd, das sich locker über seinen hängenden Schultern spannte, war dünn und völlig verdreckt und ich meinte zu erkennen, wie ein leichtes Zittern ihn durchfuhr, als er der Kälte dieses winterlichen Morgens entgegentrat. Meinte die noch unverheilten Wunden an seinen Armen zu erkennen und ein Schaudern durchfuhr mich. Bei jedem seiner zaghaften schwachen Schritte klirrten die Eisenketten, die mit Handschellen an seinen Knöcheln und Handgelenken befestigt waren und unterstrichen noch einmal schmerzhaft mehr seine gegenwärtige Hilflosigkeit.

Es war das erste Mal, dass ich ihn wieder sah, seit wir getrennt waren und es zerriss mir das Herz. Zu sehen, wie alles Lebendige in ihm auf brutalste weise abgestumpft worden war und ihm sein wichtigstes Gut, die eigene Freiheit, geraubt hatte. Es war als hätte man das Feuer, das so hell und wild in ihm gelodert hatte mit Erde zugeschüttet, sodass nur mehr das schwache Flackern der Glut übrigblieb, die, selbst tausendmal kleiner als das früher züngelnde Feuer, immer noch Angst und Ehrfurcht unter den Anwesenden hervorrief. Sie sahen nicht, wie gebrochen und zerstört er eigentlich gerade vor ihnen stand, nur mehr ein Schatten von sich selbst. Sie sahen nicht, wie dumpf sein Haar in der Sonne glühte, wie bewegungslos sein Blick auf dem Boden vor ihm ruhte, wie falsch die Eisenketten sich um seine Glieder wandten. Sie sahen es alle nicht. Sie waren blind. Blind vor einem geschürten Hass auf den Namen Dream. Auf die Person, welche auch immer mit diesem Namen präsentiert werden würde. Sie waren blind vor seiner wahren Schönheit, vor dem Menschen, den sie im Inbegriff waren an ein Seil zu hängen, und sahen nur das Monster, dass sie gelehrt worden waren zu sehen und das immer noch seine Maske trug.

Erneut durchzog ein Kramp mein Herz. Er hatte mich retten wollen. Er hatte sich selbst aufgegeben, um mich zu retten. Ertrug die Schmerzen, die Demütigung, die Ketten, in die sie ihn gelegt hatten, wie ein wildes Tier, nur mit dem Gedanken, dass er mich retten würde.

Die Träne der Königin// DNFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt