Langsam öffnete er sie und entzündete sogleich den Kerzenständer, der sich auf dem Regal direkt neben der Tür befand, damit sich der Raum mit dem warmen Schein des Feuers erhellte und ich auch wirklich erkennen konnte, was sich darin überhaupt befand. Es war ein liebevoll eingerichtetes kleines Zimmer mit einem relativ großen Bett auf der linken Seite, einem dunklen Teppich, der mittig auf dem kalten Steinboden lag, ein großes Fenster, das umrahmt wurde von zwei schweren Vorhängen, eine kleine Bank unter besagtem Fenster und ein Tisch mit einem Stuhl davor in der rechten Ecke und das Regal, auf dem Dream nun wieder den brennenden Kerzenständer abgestellt hatte und auf dem sich ebenfalls ein kleiner Blumenstrauß befand. Ohne einen weiteren Moment zu warten, trat ich über die Türschwelle und hob meinen schweren Rucksack von meinen Schultern und stellte ihn auf dem Boden ab, bevor ich wie gesteuert zu dem Bett ging und mich darauf hockte. Eigentlich schon mit der gleichen Betthärte wie in der Höhle rechnend, war es eine unglaublich angenehme Überraschung, als die Matratze sanft unter mir nachgab und das Verlangen mich auf meinen Rücken zu werfen und sofort einzuschlafen überkam mich.
"Dann lass ich dich mal allein", war Dreams leise Stimme zu hören, der mir anscheinend nicht in das Zimmer gefolgt war, wie ich eigentlich angenommen hatte, weshalb ich sofort zu ihm blickte und sah, dass er gerade dabei war das Zimmer zu verlassen und die Tür hinter sich ins Schloss zu ziehen.
Schneller, als ich es für möglich gehalten hatte sprang ich auf und hielt ihn mit einem Dream! davon ab einfach zu gehen. Ich wusste nicht wieso, ich wusste nicht, wieso ich unbedingt verhindern wollte, dass er ging, doch jetzt war es schon zu spät, um meine Worte aus der Luft wieder herauszufischen und zurückzunehmen. Selbst wenn ich es gekonnt hätte, so wusste ich doch auch, dass ich es nicht gewollt hätte, denn ich wollte, dass er bei mir war. Ich wollte, dass ich seinen Minzduft so lange einatmen konnte, bis meine Nase ihn schon gar nicht mehr von normaler Luft unterscheiden konnte. Ich wollte, dass es die Wärme seines Körpers war, die die Kälte der Nacht von mir fernhielt und nicht die Decke, die einladend ausgebreitet auf dem Bett lag. Ich wollte, dass seine Stimme mich in den Schlaf trug und nicht die ewige in ihrem angespannten Nichts ruhende Stille. Ich wollte nicht allein sein.
"Clay?", ertönte meine Stimme erneut, diesmal vorsichtiger und erneut erkannte ich mit einem schmerzhaften Stich diesen Riss zwischen uns, diesen Abgrund, dessen Grund er wusste und ich nicht, der uns aber unentwegt voneinander wegstieß.
Ruckartig, fast so als wäre er sich davor nicht sicher gewesen, ob er wirklcih seinen Namen aus meinem Mund gehört hatte, drehte er sich zu mir um und ich meinte in seiner Gestalt, die ich nur mehr durch den noch geöffneten Spalt der Türe sah, ein Gemisch aus Hoffnung und Unsicherheit zu lesen.
"Ja?", fragte er und öffnete etwas mehr die Türe, bevor er zaghaft einen Schritt auf mich zu tat, als wüsste er nicht, ob er gerade die richtige Entscheidung traf. Verdammt, was war hier eigentlich los? Was war in dieser einen Nacht vor unserem Aufbruch passiert, dass wir nun wieder wie zu beginn unserer Bekanntschaft mit jeder Bewegung und jedem Satz auf rohen Eiern tanzten?
"Bitte, geh noch nicht", erwiderte ich und blickte ihm dabei in seine grünen vom Kerzenlicht warm erleuchteten Augen, in der Hoffnung, dass er meine stummen Fragen darin las, dass er meine Bedenken und Sorgen erkennen würde und mcih endlich aufklären würde, was los war. Was passiert war und wieso es alles mich betraf.
Dream schien sichtlich nicht zu wissen, was er antworten sollte und ich konnte förmlich sehen, wie ihm verschiedene Gedanken durch den Kopf rasten, als er durch ein zusammenziehen seiner Augenbrauen verhindern wollte, dass sich seine Gesichtszüge mit Wärme und Zuneigung füllten. Das leise geräuschvolle Flackern der Kerzenflamme war das Einzige, das unsere beiden Atem in der Stille begleitete und ich spürte, wie mein Herz schneller zu schlagen anfing, als Dream noch einen Schritt in das Zimmer trat und die Türe mit einem kaum vernehmbaren Klicken leise hinter sich schloss.
DU LIEST GERADE
Die Träne der Königin// DNF
FanfictionGeorge, der Prinz von Tortanien, ist nach dem Tod seines Vaters mit der Aufgabe konfrontiert der neue König zu werden. Doch alles, was er wirklich will, ist Freiheit. In Freiheit sein Leben endlich leben und in Freiheit er selbst sein. George entwic...